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Normale Version: Die unmenschliche Humanität
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Die unmenschliche Humanität - Gedanken eines Schuldigen

Schon seit Jahren quälen mich Begriffe wie "unmenschlich" oder "inhuman" im Zusammenhang mit grausamen und abscheulichen Verhalten von Menschen.
Es scheint wie ein kläglicher Versuch, unsere weiße Weste als Krone der Evolution/Schöpfung rein zu halten und die Ursachen für solch unrühmliche Taten an frühere, unzivilisierte und unfertige Phasen der Menschwerdung abzuschieben.

Doch bedeutet nicht etwa der Begriff "unmenschlich" darauf hin, dass es sich um ein Verhalten handelt, das dem Menschen nicht inne wohnt, ihm gar Fremd erscheint und nicht den Neigungen seiner Spezies angehört?
Demnach müsste es sich um Handlungsweisen anderer Arten von Leben handeln, wie etwa Tieren, Pflanzen oder kleinerer Organismen, wenn nicht sogar lebloser Materie, die unbewusst agiert, geleitet vom übergeordnetem System des Universums.

Aber schauen wir uns diese Subjekte des Seins einfach mal genauer an, werden wir schnell feststellen, dass es sich in den meisten Fällen genau umgekehrt verhält.
All die Abarten der menschlichen Sozialisation, die wir nur zu gerne "etwas" anderem zuschreiben, missfallen genau allen anderen, also genau das Verhalten, dem wir zu oft unseren Neigungen frönen, gehört explizit zu uns und keinem anderen "etwas".

Um diese Aussage zu untermauern, werfen wir einen Blick auf die Spitze des Eisberges der sich Unmenschlich nennt.
Das Töten
Der Akt des Tötens an sich mit seiner nicht vorhandenen Ästhetik und seiner abscheulichen Brutalität, mag auf den ersten Blick keinen markanten Unterschied zwischen den Menschen und Tieren aufzuweisen, schließlich sieht man zur alt zu oft wie grausam und brutal Tiere mit ihren Opfern umspringen.
Orcas "spielen" mit toten Robben in dem sie sie durch die Luft schleudern oder andere Raubtiere zerfleischen und zerfetzen ihre Opfer, während diese zum Teil noch bei Bewusstsein sind, doch dies scheint gerade zu harmlos in Anbetracht der starken Emotionalität die wir zu diesem grausamen Spiel anfügen. Ja man will es fast Spaß ,Freude oder Euphorie nennen mit der der Mensch tötet.

Betrachten wir die Kausalität hinter dem ganzen.
Tiere töten um zu überleben, so abartig uns manch tierische "Rituale" zur Nahrungsaufnahme erscheinen, so sind sie doch ein Teil dessen, was nötig ist, um ihre Existenz zu sichern.
Der Mensch tötet aus Emotionalität, also nicht einem realistischen Zweck gerichtet. Er tötet nicht, weil er überleben muss, er tötet aus Hass, Gier, Neid, Angst oder weil er einfach Freude dabei empfindet.
Manch einer würde auch hier wieder behaupten, dass es sich um niedere Instinkte handelt, aber für mich sind dies höhere Instinkte eines Lebewesens, das sich einfach nicht unter Kontrolle hat.

Warum sind wir so? Weil wir die Evolution außer Kraft gesetzt haben und einfach die nächsten Level übersprungen haben ohne dabei zu lernen und zu wachsen. Wir sind nur ein Tier, dem man ein mächtiges Geschenk gemacht hat und trotzdem sind wir gefesselt an die natürlichen Instinkte.

Es ist der Konflikt unserer Herkunft und unseres Staus, der uns immer wieder zu unverständlichen Taten bewegt.
Die Kombination aus Fühlen und Denken ist der Untergang unserer Spezies, der Fall der Monarchie in der Evolution.
All das was aus unserer Sicht unrechtes Handeln ist, geschieht nur, weil wir leugnen was wir sind, Tiere. Wir pressen uns in Gedanken und Ideologien in die wir einfach nicht hinein passen, nur um dann irgendwann zu explodieren und alles um uns herum zu zerstören.

Um die Quintessenz noch einmal aufzugreifen, all das schreckliche was wir anderen antun, tun wir nicht aus unserer Herkunft heraus, sondern aus dem was uns einzigartig macht.
Im Grunde sind wir nur Opfer, wir haben uns nie dazu entscheiden können, ob wir denken oder fühlen wollen, wir wurden einfach so geboren und müssen damit Leben ob wir es nun wollen oder nicht.
Der Wermutstropfen in diesem leeren Glas aus Zerstörung und Leid ist die Gegenseite die es mit sich bringt.
Obwohl wir rauben, morden und zerstören sind wir auch dazu in der Lange wundervolle Dinge zu erschaffen, sowie zu lieben und zu geben, dies ist es was meine Hoffnung nicht im Keim ersticken lässt, so das die Menschlichkeit nicht nur Fluch sondern auch Segen sein kann.
Zitat:Original von r3d3mti0n
deutet nicht etwa der Begriff "unmenschlich" darauf hin, dass es sich um ein Verhalten handelt, das dem Menschen nicht inne wohnt, ihm gar Fremd erscheint und nicht den Neigungen seiner Spezies angehört?
Demnach müsste es sich um Handlungsweisen anderer Arten von Leben handeln
Das glaube ich nicht. Der Begriff "unmenschlich" steht eher in Gegensatz zu dem Begriff der "Menschlichkeit" in deren christlichen Bedeutung bzw. in den grundlegenden positiven Eigenschaften des Menschen: Mitleid, Mitgefühl, Rücksichtnahme, Aufopferung, und all das. Insofern bedeutet der Begriff "unmenschlich", so wie wir ihn heutzutage größtenteils benutzen, einfach das Fehlen von diesen Dingen, die uns als Menschen - also als Wesen mit Bewußtsein und der Fähigkeit zu denken - definieren und uns vom Tier abheben sollten.
Es geht nicht darum, dass das Wort "unmenschlich" bedeutet, dass eine Sache gemeint ist, die woanders zu suchen ist. Sie ist schon auf den Menschen an sich bezogen.

Zu all dem Rest, den du geschrieben hast, lässt sich kaum noch was anfügen. Du hast zweifellos damit recht.

Bleibt mir nur noch zu sagen, dass jeder selbst dazu beiträgt, wie die Menschheit ist. Was man sich von anderen Menschen wünscht, sollte man auch selbst geben und was man eben NICHT will, das einem geschieht, das sollte man auch nicht selbst anderen antun.
Will man selbst ein schwieriges Leben haben, in dem man ständig von anderen Leuten scheisse angemacht wird? Nein? Dann sollte man auch nicht anderen Leuten das Leben schwer machen, sie scheisse anmachen, etc.

Supersimples Prinzip! Sollte doch machbar sein!

Heutzutage gibt es einen generellen Mangel an Empathie, an der Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen! Wenn ihr so durch die Welt geht, denkt ihr dann auch mal daran, was in anderen Menschen vorgehen mag? Ein simples Beispiel:

Vor euch fährt ein lahmarschiger Typ auf der Autobahn und ihr seid total genervt, dass der Typ nicht in die Pötte kommt. Also überholt ihr ihn und zeigt ihm entnervt den Mittelfinger.
Was, wenn der Mann im Auto kurz zuvor seinen Job verloren hat? Und nun auf dem Weg nach hause ist, wo er seiner Frau, mit der er eventuell schon zuvor Ärger hatte, erklären muss, dass er nun keine Arbeit mehr hat? Und an dem Morgen, bevor er das letzte Mal zu seiner Arbeitsstelle gefahren ist, vielleicht in der Zeitung eine Todesanzeige gelesen hat, in der stand, dass der letzte gute Freund, den er noch hatte, gestorben ist?

Dann ist so ein Mittelfinger nicht unerheblich. Sondern verletzt. Und das nicht zu knapp.

(Klar, so eine Konstellation, wie ich sie aufgelistet habe, ist nicht die wahrscheinlichste - aber MÖGLICH ist sie allemal!!)

Also: denkt nach, bevor ihr impulsiv handelt. Manchmal verletzt man Menschen mehr, als man ahnt.
Zitat:Original von SonataFanatica
Heutzutage gibt es einen generellen Mangel an Empathie, an der Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen!

Kein Wunder bei Kampagnen wie "Geiz ist Geil" oder Ego-Tiraden ala Bushido.
Wir leben in einer Ellbogengesellschaft die darauf getrimmt ist eigenständig ans Ziel zu kommen ohne Rücksicht auf Verluste.
Es ist der Konsumterror, sei es nun der Konsum nach Gütern oder anderen Glücksmomenten. Überall wird dir eingetrichtert, dass du besoffen sein musst um Spaß zu haben, dass du "gut" (völlige Definitionssache) aussehen musst und andere tolle Sachen haben musst um ein schönes Leben führen zu können. Das ist das einzige Ziel was in unserer Gesellschaft bestand hat.
Ich denke vor allem die Generation der 80er und danach schwimmt völlig planlos im Meer der Existenz ... wir versuchen/versuchten nur alt zu oft unserem Leben einen Sinn zu geben haben aber nichts gefunden außer dem was uns die Medien boten ... es gibt einfach keinen Kampf zu kämpfen ... kein Ideal zu verteidigen ... wir leben nur um zu Konsumieren ... kämpfen nur für uns selbst ...
daraus resultiert auch ein weiteres Problem ... dadurch das wir gegeneinander kämpfen, isolieren wir uns selbst um einen Panzer auf zu bauen ... die Menschen geben nichts von ihrer Emotionalität preis um nicht angreifbar zu werden ... dazu eine kurze Anekdote aus meiner Schulzeit ...
11 Klasse ... Wir hatten einen Poeten geladen der uns Aphorismen und Gedichte vorlas und keiner fühlte sich dazu in der Lage etwas dazu zu sagen ... da wenn man seine Meinung zu etwas emotionalen preis gibt auch einen Teil von sich zeigt und dieser Teil wird angreifbar ... de facto hatte ich als einziger ein Zwiegespräch mit dem Poeten ...
Es ist schrecklich zu sehen wie die Jugend abstumpft und sich hinter einem Deckmantel aus gestohlener Persönlichkeit und zweifelhafter Ideale verstecken