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Normale Version: Wo sind die Geheimnisse und Überraschungen geblieben?
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Letztens habe ich mich mit ner Freundin mal wieder über die Veränderungen bei Videospielen unterhalten. Und da sind wir auf einem bestimmten Aspekt hängen geblieben: heutige Videospiele haben kaum noch echte Geheimnisse. Ich frage mich, woran das eigentlich liegt. Am Internet? An der ständig, überall erhötlichen Informationen? Oder doch eher daran, dass heutige Videospieldesigner die Spieler als dämlich ansehen?

Ich kann mich noch erinnern ... [Ja, vorm Krieg] ... Als ich das erste Mal Super Mario Bros. gespielt habe. Da war ich 6 oder so. Also ich habe halt den NES mit Super Mario Bros, Tetris und Nintendo World Cup bekommen. Dieses 3 in 1 Modul, kennt vielleicht der Eine oder Adere noch.
Auf jeden Fall bei dem berühmt berüchtigten Level 1-2. Normalerweise bin ich immer in die untere Röhre gegangen, doch dann habe ich mal versucht oben lang zu gehen und es ging weiter! Dann kam man zu den Warpröhren. Was habe ich mich gefreut! Das mag heute unvorstellbar klingen, aber das war damals wirklich ein Geheimnis. Und so fing ich an die Spiele immer nach solchen Geheimnisse abzusuchen. Das will heißen: ich habe die Spiele bewusster gegen den normalen Verlauf gespielt. Bin mal dort hin, habe die unmöglichsten Dinge probiert. So habe ich dann beispielsweise bei Super Mario 3 die Flöten im ersten Schloss und in der Wüste von selbst gefunden. Oder dann gab es Geheimnisse, die damals scheinbar willkürlich auftauchten wie die weißen Pilzhäuser oder das Münzschiff! Erst Jahre später habe ich dann erfahren, dass diese nicht willkürlich waren, sondern man bei den weißen Pilzen eine bestimmte Anzahl von Münzen brauchte und bei den Münzschiffen hing das dann mit den Punkten und der Zeit beim Levelabschluss zusammen.

Aber worauf ich hinaus will: ich habe mich immer saumäßig über solche Dinge gefreut! Das hat mich richtig motiviert weiter gründlich zu spielen. Spiele wie Duck Tales waren ja sogar drauf aufgebaut die Levels abzusuchen um am Ende so viel Geld wie möglich zu haben. In der Anleitung stand nur "Wer richtig viel Geld gesammelt hat, der bekommt ein anderes Ende" oder sowas. Es stand nicht wie viel man brauchte und so wurde man natürlich angespornt die Levels immer wieder zu zocken und man konnte dann auch immer mehr Tricks und Kniffe herausfinden. Etwa im Amazonaslevel, dass man die Statue nicht bezahlen musste um weiter zu kommen, sondern es reichte mit dem Pogosprung auf den Gegner dort zu springen und wenn man gut war erreichte man die Ranke auch so.

Heute fehlen mir solche Dinge irgendwie. Wenn ich mal heutige Spiele spiele, dann gibt es wirklich selten was abseits des Hauptweges zu entdecken. Ja, man kann Bugusing machen, aber das ist nicht dasselbe, als wenn Spieledesigner direkt Tricks und Geheimnisse implementieren. Und wenn es was gibt was irgendwie in Bereich Geheimnis fällt, dann wird das von vornherein fett als Feature verraten. Beispielsweise damals bei Prince of Percia Sands of Time. Da wurde das erste PoP als freischaltbares Minispiel eingebaut. Aber anstatt einfach bestenfalls eine Andeutung zu machen, hat man das schon richtig fett als Feature auf der Packung gespoilert. Wie Käse ist denn sowas? Sowas verrät man doch nicht!!! Als ich damals 1994 Day of Tentacle zum ersten Mal spielte staunte ich nicht schlecht, als man bei Eds Computer das Original Maniac Mansion spielen konnte! Wie geil war DAS denn bitte schön? Weder in der Anleitung noch auf der Packung stand irgendwas davon. Das war ne richtige Überraschung, dass man noch ein zweites Spiel im Spiel eingebaut hat!

Warum ist das heute so, dass man so gut wie keine Geheimnisse und Überraschungen in den Spielen einbaut? Wieso spoilert man solche Dinge von vornherein, die sich gut als Geheimnis oder Überraschung machen würden?
Stattdessen nimmt man den Spieler nur noch an die Hand und lässt überhaupt keine Spielereien mehr zu. Sowas finde ich unendlich traurig...
Das gibt es heute noch, bestes Beispiel wäre die Metal Gear Solid oder Arkham Reihe, ja sogar GTA. Diese Spiele sind voll von Geheimnissen, seien es Gespräche versteckte Abschnitte, oder auch nur Zweckentfremdung von Gegenständen(Mein Liebling). Ich glaube auch nicht das es früher häufiger als heute vorkam, ich glaube aber das wir sie nicht mehr als Geheimnisse wahrnehmen sondern eher als Feature. Viele von uns spielen schon sehr sehr lange, wir sind inzwischen auf das entdecken und Erkennen von Mustern geschult, darum nehmen wir vieles nicht mehr als Geheimnis wahr.
JohnSheridan schrieb:heutige Videospiele haben kaum noch echte Geheimnisse. Ich frage mich, woran das eigentlich liegt. Am Internet? An der ständig, überall erhötlichen Informationen? Oder doch eher daran, dass heutige Videospieldesigner die Spieler als dämlich ansehen?
Ganz klar letzteres. Spiele werden heutzutage - ganz anders als früher! - als Massenmedium benutzt, so wie auch Fernsehen, Radio, etc. Da muss das Produzierte möglichst leicht zugänglich und leicht verdaulich sein UND eine möglichst breite Masse ansprechen - also auch simpler gestrickte Menschen. Also: alles möglichst glattbügeln, mit zig Tutorials versehen, die Knöpfe, die man drücken muss, auf dem Bildschirm zeigen, und und und. Muss ja auch der beschränkteste Asi spielen können.

JohnSheridan schrieb:Dann kam man zu den Warpröhren. Was habe ich mich gefreut! Das mag heute unvorstellbar klingen, aber das war damals wirklich ein Geheimnis. Und so fing ich an die Spiele immer nach solchen Geheimnisse abzusuchen. Das will heißen: ich habe die Spiele bewusster gegen den normalen Verlauf gespielt. Bin mal dort hin, habe die unmöglichsten Dinge probiert
Jap, genau so ging's mir auch. Spiele wie Fortress of Fear auf dem GameBoy waren auch prädestiniert für das Suchen von Gemeimnissen. Und natürlich auch so Sachen wie Castlevania oder Metroid.

Aber heutzutage? Kommt sowas SO selten vor, dass es echt tragisch ist. Beispiel: das neueste Thief! Da ist nix mehr mit Secrets. Erforschen wird im Keim erstickt - man schränkt die Bewegung des Spielers so krass ein, dass jeder Spieler möglichst das selbe Erlebnis hat. Stattdessen wird dem Spieler die Freiheit nur vorgegaukelt, indem die Entwickler 3 oder 4 mögliche Wege vorgeben. Wirkliche Geheimnisse gibt es aber nicht zu entdecken. Schlimm ist das. Vor allem, weil sich die breite Masse davon so leicht hinter's Licht führen lässt (wie man an 90% der Amazon-Rezensionen sehen kann).
Tja dann musst du Fallout oder Skyrim etc. spielen da sprudelst es nur vor Gehemnissen.
Gotteshand hat recht. Auch früher enthielt nicht *jedes* Spiel Geheimnisse ohne Ende, eher nur ein paar wenige. Genauso sieht es heute aus. Allerdings glaube ich, dass ihre Präsenz etwas ausgewaschen wird, da durch das Internet jedes noch so kleine Geheimnis irgendwo dokumentiert ist.

Ich spiele zur Zeit nicht viel, fast nur Spelunky. Ein Spiel voll von Geheimnisse* - und zwar wirklich großen, die das Spiel enorm erweitern, wenn man sie findet. Aber ich habe auch tausend Youtube-Videos zum Spiel gesehen und nehme die Geheimnisse mittlerweile nur noch selten als solche wahr.

*=Beispiel: Es gab einen Gegenstand im Spiel, von dem niemand wusste, was er macht. Und das blieb für über ein Jahr so - bis die PC-Version des Spieles es möglich machte, das Spiel zu hacken und nachzuschauen, wozu der Gegenstand da ist. Ein Geheimnis, das trotz Spiellänge von vielleicht 45 Minuten und tausenden von Spielern pro Tag vielleicht bis heute nicht gelüftet worden wäre.
Cebion schrieb:Tja dann musst du Fallout oder Skyrim etc. spielen da sprudelst es nur vor Gehemnissen.

Ich rede aber von "normalen" Spielen. Klar, solche Open World Dinger sind aufs Erforschen aufgebaut. Aber beispielsweise sowas wie Rayman Legends? Früher war das Standard, dass man in Platformern kleine Geheimnisse und Überraschungen einbaute. Selbst das fehlt heute.

Oder nimm mal die Final Fantasy Spiele der PSX oder Chrono Trigger fürs SNES. Dort hast Du viele Sidequests erst dadurch gefunden, in dem Du gegen das Spiel und dessen normalen Bahnen rebelliert hast. So habe ich damals Yuffie nur durch doofes rumprobieren in die Party bekommen bei FFVII. Das war damals ein RIESEN Erfolg für mich, weil man ja nicht sofort drauf kommt dass es da 2 versteckte Charaktere gibt!
Das ist nicht zu Vergleichen mit Open World Spielen, da darauf aufbauen das man alles macht.
thEClaw schrieb:Gotteshand hat recht. Auch früher enthielt nicht *jedes* Spiel Geheimnisse ohne Ende, eher nur ein paar wenige. Genauso sieht es heute aus. Allerdings glaube ich, dass ihre Präsenz etwas ausgewaschen wird, da durch das Internet jedes noch so kleine Geheimnis irgendwo dokumentiert ist.
[...]
Der Meinung bin ich auch Smile.
Allerdings würde ich sogar behaupten, dass wir heutzutage geradezu mit (mehr oder weniger gut) versteckten Elementen und Eastereggs überschüttet werden. Und das wird von den Spieler auch so erwartet (eben ein Feature). Das nimmt der Sache schon irgendwie den Reiz ... genauso, wie die gute Dokumentation in den Medien Wink.

Insofern: Alles eine Frage der Wahrnehmung bzw. des persönlichen Antriebs zur eigenständigen Suche Wink.
Stimmt natürlich - es GIBT schon noch Spiele, die Unmengen an Geheimnissen beinhalten. Meistens sind es halt offenere Spiwtle wie GTA, Fallout, Elder Scrolls oder auch sowas wie Spelunky. Auch aktuelle Jump'n Runs haben sowas durchaus noch - zum Beispiel auch das aktuelle "Yoshi's New Island" (auch wenn die Levels stinklangweilig sind).
JohnSheridan schrieb:
Cebion schrieb:Tja dann musst du Fallout oder Skyrim etc. spielen da sprudelst es nur vor Gehemnissen.

Ich rede aber von "normalen" Spielen. Klar, solche Open World Dinger sind aufs Erforschen aufgebaut. Aber beispielsweise sowas wie Rayman Legends? Früher war das Standard, dass man in Platformern kleine Geheimnisse und Überraschungen einbaute. Selbst das fehlt heute.

Auch da muss ich dich enttäuschen, die Super Mario spiele waren keine normalen Spiele, es waren die Triple A Spiele der frühen Neunziger.
Aber Gut, bleiben wir bei Plattformern, selbst da sind diese Geheimnisse noch der Standard. Siehe Shadow Complex, FEZ, Deadlight oder aktuelle Mario Spiele. Inzwischen gibt es aber für alles Achievements weshalb es nicht Lange Geheimnisse bleiben.
SonataFanatica schrieb:Meistens sind es halt offenere Spiele wie [...] Spelunky. Auch aktuelle Jump'n Runs [...]
Spelunky ist auch ein Jump'n Run - deswegen kann man es ja so schnell durchspielen. Wenn man erstmal hundert Stunden geuebt hat. Big Grin
thEClaw schrieb:
SonataFanatica schrieb:Meistens sind es halt offenere Spiele wie [...] Spelunky. Auch aktuelle Jump'n Runs [...]
Spelunky ist auch ein Jump'n Run - deswegen kann man es ja so schnell durchspielen. Wenn man erstmal hundert Stunden geuebt hat. Big Grin
Naja, aber nicht Jump'n Run im Sinne von Super Mario, sondern eher ein offeneres Jump'n Run à la Crystal Caves oder so.
Eastereggs werden schon irgendwie erwartet heutzutage. Und gerade GTA 5 hat da ja unglaublich viele Ecken zum erkunden, kleine Geschichtenerzählskripte die echt super sind. Aber wirklich ALLE davon zu finden. Sysiphosarbeit!

Fraglich ist auch ob man auf ein Secret hinweisen soll oder nicht. Ist schon ne Weile her, dass ich den Sands of Time intensiv gedaddelt hab. Woher bekam man den Code um in den 3D-Level zu gelangen? Am Ende der Credits?
Ich habe gar keine Lust ein Spiel auszuziehen und seine versteckten Easter Eggs oder andere Geheimnisse zu entlocken. Ich spiele Spiele, weil mich die Geschichte (wenns überhaupt eine gibt) interessiert oder es meinem Geschmack puren Zeitvertreibs entspricht. Hauptsache mal durchgespielt und Spaß gehabt Smile