08.09.2014, 21:06
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Ich hatte noch nie einen Corsa.
Nach dem Erwerb der Fahrerlaubnis für die Klassen B, C1, BE, C1E, M und L fuhr ich je nach Verfügabrkeit den Golf II meiner Mutter oder den Jetta I meines Vaters. Ich mochte den Jetta lieber, denn er sah so herrlich abgeranzt aus, hatte butterweiche Stoßdämpfer und der Kofferraum war eine Wucht. Außerdem war's ein leistungsschwacher Saugdiesel mit entsprechend niedrigem Verbrauch. Einmal bin ich Nonstop von Berlin nach Freiburg im Breisgau gefahren, nachdem ich aus dem sogenannten Speckgürtel in die Innenstadt gefahren war, um zwei super nette Mitfahrerinnen einzusammeln — Mitfahrzentrale der Jahrtausendwende sei Dank —nebst einem Rennrad, einem Karnickel samt Käfig, 'ner Riesenladung Red Bull, die eine der Beiden bei 'nem Promojob abgezweigt hatte und weiß der Geier was noch. Das nächste Mal getankt hab ich dann eine Woche später, bevor ich über einen Zwischenstopp in der Nähe von Frankfurt am Main — wegen eines Treffens der "AOL-Filmerater" — nach Hause gefahren bin.
Danach hatte ich die Wahl zwischen dem Golf III meiner Mutter, den ich ihr später abgekauft habe, und dem Jetta II meines Vaters. Allerdings war das ein fließender Übergang. Wenn ich mich nicht irre, kam erst der Jetta II, weil der Einser nach einem Unfall ein wirtschaftlicher Totalschaden geworden war. Der Unfallgegner war innerorts beinahe ungebremst unter Missachtung der Vorfahrt rechts rein gefahren. Er hatte zwar nur den Kofferraum erwischt und so ein alter VW ist ziemlich robust, aber stellt Euch einfach einen trapezförmigen Jetta vor. Mit dem bloßen Auge schwer zu sehen, aber beim Fahren hat man's gemerkt. Meine Großmutter, damals Ü70, erzählt noch heute gerne von der unfreiwilligen 180-Grad-Wende, die sie als Beifahrerin miterlebt hat.
Der Golf III (erste Baureihe, 1,8 Liter und 75 PS oder so) ist irgendwann mit mir nach Potsdam gezogen. Als irgendwann die Werkstattkosten die Kosten für Steuer, Versicherung und Sprit überstiegen hätten, hab ich das Ding an einen dieser freundlichen Exporteure verscherbelt (für einen Preis, mit dem ich wirklich zufrieden sein konnte) und hab mich nach was "Neuem", alias voll altem Gebrauchten, umgesehen. Dann wurde meinem Vater die Fahrerlaubnis entzogen — zum Glück ohne Personenschaden — und ich übernahm seinen Renault Trafic II. Transporterfahren fand ich schon immer geil (außer die heckgetriebenen Transen von Ford) und das Ding hatte als Kind von Reanault, Opel (Vivaro) und Nissan (Primastar) wohl recht viel Nissan in sich, denn es lief und lief und lief. Und wenn es nicht lief, weil irgend ein Sensor kaputt war oder der Zahnriemen schon zwei Jahre, bzw. 15.000 Kilometer zu alt war, dann hab ich den ADAC gerufen, die Fehelrcodes wurden gelöscht und ich konnte den nächsten Werkstattbesuch noch einen Monat aufschieben.
Aber irgendwann war wirklich Schluss und wir, genauer gesagt ich im Auftrag meiner Mutter, verkauften den grünen Stinker an einen sympathischen Libanesen.
Nun stand ich ohne Auto da. Ich hatte zwar ein paar Euros in der Hinterhand, aber für ein schnödes Auto waren mir die zu schade. Hier kam ein weiterer Vorteil der Ehe ins Spiel: Die Schwiegermutter. Sie stellte ein Budget zur Verfügung und ich kaufte einen Toyota Yaris. Damals (vor sieben Monaten oder so) neun Jahre alt und nur um die 30.000 km auf der Uhr des Einlitermaschinchens. Neue Ganzjahresreifen, Zulassung, Steuer und Versicherung hab ich bezahlt, den Rest (Kaufpreis beim Händler) der nette Schwiegermutterdrachen, der uns ein paar Monate zuvor die Urlaubsflüge nach Brasilien und seltsamerweise auch die Rückflüge bezahlt hatte. Trotzdem bezeichnen meine Frau und ich das kleine Ei (also den Yaris) als unser erstes Auto.
Ich hab' zwar wegen des Winters ein paar Monate mehr für die Doppelklasse gebraucht, aber kurz nach dem Vierradschein hab ich auch A und damit verbunden A1 erworbem. Parallel zum Golf II und den beiden Jettas hatte ich darum noch eine rumpelige Suzuki GS 500E. In der Zulassung stand, die Höchstgeschwindigkeit läge bei 135km*h^(-1), sie sollte auch gedrosselt sein, weil ich Fahranfänger unter 25 Jahren war, aber die lief laut Tacho über 185. Ja, die Tachowelle hat neben anderem kosmetischen Kram öfter mal schlapp gemacht, aber wer schon mal um's Wochenende herum auf der A24 oder der A9 unterwegs war, weiß, dass man am Überholen, bzw. Überholt-werden merkt, ob man 150 oder 180 fährt. Und Pi mal Daumen lässt sich die Geschwindigkeit ja auch über eingelegten Gang und Drehzahl abschätzen.
Hab ich ein Vehikel vergessen? Golf II, Jetta I, Jetta II, GS, Golf III, Trafic, Yaris … Nee, da hab ich wohl alle. Fotos hab ich nicht. Ich sag dabei nicht "leider", weil ich für mich selbst Fotos völlig unwichtig finde. Auf einen Gebrauchsgegenstand wie ein Auto bezogen erst recht. Ich erinnere mich daran, welche Farbe jede Karre hatte (die Suzuki hatte neben ihrerm wunderschön-hässlichen allgemeinen Aussehen diese sympathischen lila Decals, der rote Golf II hatte ein Heckspoilerimitat aus Schaumstoff, ets. pp.) und an ein paar besondere Momente — wie ich am Martinstag auf der Suche nach dem Haus meiner jetzigen Frau in einem Laternendingsda von Dreikäsehochs gelandet bin und vorne und hinten von Polizeiautos mit Blaulicht begleitet wurde z.B.
Aber Fotos hab ich einfach nicht. Ich erinnere mich im Gespräch mit Zeitgenossen
oder wenn ich wie hier davon erzähle. Nicht nur, wenn es um Karren/Autos geht. Neulich merkten z.B. eine Reinigungskraft an meiner Arbeitsstelle und ich, dass wir auf der selben Sekundarschule waren. Ich war dort zwar nach der zehnten Klasse raus, bevor sie im selben Jahr auf diese Schule kam, aber wir konnten u.a. sofort über dieses Lehrerehepaar grinsen, dass sich wegen der Frisur so ähnlich sah und immer nach Harzer Käse roch. Und mir wurde eine Lehrerin aus dieser Zeit in Erinnerung gerufen, die in meinen Kursen höchstens Vertretung gemacht hat, aber sie war mir sofort vor Augen.
Ich brauch selten Fotos. Ich brauch Geschichten. Fotos können als Aufhänger für Geschichten dienen, aber Geschichten funktionieren für mich immer ohne Fotos. Darum verzeiht mir bitte meinen fotolosen Beitrag zu diesem Thread.
[Scheiß verkackter Edit]Ich hab mit 'nem Corsa nicht nur das Fahren, sondern auch das zweimalige Druchfallen und im dritten Versuch auf fiese Art die Prüfung bestehen gelernt. Andererseits ist das eine weitere Erinnerung, bei der ich lächle. Mein Fahrlehrer war Österreicher und hatte diesen typischen tockenen, teils morbiden Humor mit einem heutzutage schnell als sexistisch bezeichneten Einschlag. Fantastabulösomatisch![/Verzträumter Edit]
Nach dem Erwerb der Fahrerlaubnis für die Klassen B, C1, BE, C1E, M und L fuhr ich je nach Verfügabrkeit den Golf II meiner Mutter oder den Jetta I meines Vaters. Ich mochte den Jetta lieber, denn er sah so herrlich abgeranzt aus, hatte butterweiche Stoßdämpfer und der Kofferraum war eine Wucht. Außerdem war's ein leistungsschwacher Saugdiesel mit entsprechend niedrigem Verbrauch. Einmal bin ich Nonstop von Berlin nach Freiburg im Breisgau gefahren, nachdem ich aus dem sogenannten Speckgürtel in die Innenstadt gefahren war, um zwei super nette Mitfahrerinnen einzusammeln — Mitfahrzentrale der Jahrtausendwende sei Dank —nebst einem Rennrad, einem Karnickel samt Käfig, 'ner Riesenladung Red Bull, die eine der Beiden bei 'nem Promojob abgezweigt hatte und weiß der Geier was noch. Das nächste Mal getankt hab ich dann eine Woche später, bevor ich über einen Zwischenstopp in der Nähe von Frankfurt am Main — wegen eines Treffens der "AOL-Filmerater" — nach Hause gefahren bin.
Danach hatte ich die Wahl zwischen dem Golf III meiner Mutter, den ich ihr später abgekauft habe, und dem Jetta II meines Vaters. Allerdings war das ein fließender Übergang. Wenn ich mich nicht irre, kam erst der Jetta II, weil der Einser nach einem Unfall ein wirtschaftlicher Totalschaden geworden war. Der Unfallgegner war innerorts beinahe ungebremst unter Missachtung der Vorfahrt rechts rein gefahren. Er hatte zwar nur den Kofferraum erwischt und so ein alter VW ist ziemlich robust, aber stellt Euch einfach einen trapezförmigen Jetta vor. Mit dem bloßen Auge schwer zu sehen, aber beim Fahren hat man's gemerkt. Meine Großmutter, damals Ü70, erzählt noch heute gerne von der unfreiwilligen 180-Grad-Wende, die sie als Beifahrerin miterlebt hat.
Der Golf III (erste Baureihe, 1,8 Liter und 75 PS oder so) ist irgendwann mit mir nach Potsdam gezogen. Als irgendwann die Werkstattkosten die Kosten für Steuer, Versicherung und Sprit überstiegen hätten, hab ich das Ding an einen dieser freundlichen Exporteure verscherbelt (für einen Preis, mit dem ich wirklich zufrieden sein konnte) und hab mich nach was "Neuem", alias voll altem Gebrauchten, umgesehen. Dann wurde meinem Vater die Fahrerlaubnis entzogen — zum Glück ohne Personenschaden — und ich übernahm seinen Renault Trafic II. Transporterfahren fand ich schon immer geil (außer die heckgetriebenen Transen von Ford) und das Ding hatte als Kind von Reanault, Opel (Vivaro) und Nissan (Primastar) wohl recht viel Nissan in sich, denn es lief und lief und lief. Und wenn es nicht lief, weil irgend ein Sensor kaputt war oder der Zahnriemen schon zwei Jahre, bzw. 15.000 Kilometer zu alt war, dann hab ich den ADAC gerufen, die Fehelrcodes wurden gelöscht und ich konnte den nächsten Werkstattbesuch noch einen Monat aufschieben.
Aber irgendwann war wirklich Schluss und wir, genauer gesagt ich im Auftrag meiner Mutter, verkauften den grünen Stinker an einen sympathischen Libanesen.
Nun stand ich ohne Auto da. Ich hatte zwar ein paar Euros in der Hinterhand, aber für ein schnödes Auto waren mir die zu schade. Hier kam ein weiterer Vorteil der Ehe ins Spiel: Die Schwiegermutter. Sie stellte ein Budget zur Verfügung und ich kaufte einen Toyota Yaris. Damals (vor sieben Monaten oder so) neun Jahre alt und nur um die 30.000 km auf der Uhr des Einlitermaschinchens. Neue Ganzjahresreifen, Zulassung, Steuer und Versicherung hab ich bezahlt, den Rest (Kaufpreis beim Händler) der nette Schwiegermutterdrachen, der uns ein paar Monate zuvor die Urlaubsflüge nach Brasilien und seltsamerweise auch die Rückflüge bezahlt hatte. Trotzdem bezeichnen meine Frau und ich das kleine Ei (also den Yaris) als unser erstes Auto.
Ich hab' zwar wegen des Winters ein paar Monate mehr für die Doppelklasse gebraucht, aber kurz nach dem Vierradschein hab ich auch A und damit verbunden A1 erworbem. Parallel zum Golf II und den beiden Jettas hatte ich darum noch eine rumpelige Suzuki GS 500E. In der Zulassung stand, die Höchstgeschwindigkeit läge bei 135km*h^(-1), sie sollte auch gedrosselt sein, weil ich Fahranfänger unter 25 Jahren war, aber die lief laut Tacho über 185. Ja, die Tachowelle hat neben anderem kosmetischen Kram öfter mal schlapp gemacht, aber wer schon mal um's Wochenende herum auf der A24 oder der A9 unterwegs war, weiß, dass man am Überholen, bzw. Überholt-werden merkt, ob man 150 oder 180 fährt. Und Pi mal Daumen lässt sich die Geschwindigkeit ja auch über eingelegten Gang und Drehzahl abschätzen.
Hab ich ein Vehikel vergessen? Golf II, Jetta I, Jetta II, GS, Golf III, Trafic, Yaris … Nee, da hab ich wohl alle. Fotos hab ich nicht. Ich sag dabei nicht "leider", weil ich für mich selbst Fotos völlig unwichtig finde. Auf einen Gebrauchsgegenstand wie ein Auto bezogen erst recht. Ich erinnere mich daran, welche Farbe jede Karre hatte (die Suzuki hatte neben ihrerm wunderschön-hässlichen allgemeinen Aussehen diese sympathischen lila Decals, der rote Golf II hatte ein Heckspoilerimitat aus Schaumstoff, ets. pp.) und an ein paar besondere Momente — wie ich am Martinstag auf der Suche nach dem Haus meiner jetzigen Frau in einem Laternendingsda von Dreikäsehochs gelandet bin und vorne und hinten von Polizeiautos mit Blaulicht begleitet wurde z.B.
Aber Fotos hab ich einfach nicht. Ich erinnere mich im Gespräch mit Zeitgenossen
oder wenn ich wie hier davon erzähle. Nicht nur, wenn es um Karren/Autos geht. Neulich merkten z.B. eine Reinigungskraft an meiner Arbeitsstelle und ich, dass wir auf der selben Sekundarschule waren. Ich war dort zwar nach der zehnten Klasse raus, bevor sie im selben Jahr auf diese Schule kam, aber wir konnten u.a. sofort über dieses Lehrerehepaar grinsen, dass sich wegen der Frisur so ähnlich sah und immer nach Harzer Käse roch. Und mir wurde eine Lehrerin aus dieser Zeit in Erinnerung gerufen, die in meinen Kursen höchstens Vertretung gemacht hat, aber sie war mir sofort vor Augen.Ich brauch selten Fotos. Ich brauch Geschichten. Fotos können als Aufhänger für Geschichten dienen, aber Geschichten funktionieren für mich immer ohne Fotos. Darum verzeiht mir bitte meinen fotolosen Beitrag zu diesem Thread.
[Scheiß verkackter Edit]Ich hab mit 'nem Corsa nicht nur das Fahren, sondern auch das zweimalige Druchfallen und im dritten Versuch auf fiese Art die Prüfung bestehen gelernt. Andererseits ist das eine weitere Erinnerung, bei der ich lächle. Mein Fahrlehrer war Österreicher und hatte diesen typischen tockenen, teils morbiden Humor mit einem heutzutage schnell als sexistisch bezeichneten Einschlag. Fantastabulösomatisch![/Verzträumter Edit]
Zitat:Original von H_D_BS
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