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[Review] Realms of Quest V (VIC-20), Ghislain de Blois, 2019
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[Bild: erettetskad.png]
 
Der kanadische Einzelentwickler Ghislain de Blois hat bereits einige bemerkenswerte Spiele für den altehrwürdigen VIC-20 entwickelt: Einige rundenbasierte Strategiespiele, vor allem aber die Rollenspiele der Realms of Quest-Reihe. Während die ersten noch achtbare, aber eher simple Ultima-Klone waren, merkt man ihnen die stetige Entwicklung deutlich an. Im Jahr 2019 aber veröffentlichte Ghilsain sein Meisterwerk, Realms of Quest V. Dieses Spiel sprengt schier den VIC-20 mit seinen Features und seiner technischen Umsetzung und stellt für mich ein echtes Wunderwerk dar, das mir grossen Spass bereitet.
 

Gameplay
 
Party

Ghislain hat es geschafft, für sein neustes Spiel praktisch die Komplexität von D&D umzusetzen. Man führt eine bis zu zehnköpfige Party an, wobei jedes Partymitglied theoretisch noch einen Leibwächter haben kann (beschworene Dämonen oder Tiere beispielsweise stellen sich dann im Kampf sozusagen vor den Charakter und kämpfen mit). Aus 16 Rassen kann man sich seine Party zusammenschneidern, wobei einige sehr ungewöhnliche darunter sind (so etwa die Vurdulak, eine Art bessere Orks wie die Uruk-Haï im Herr der Ringe, oder die unsterblichen Eldar). Je nach den ausgewürfelten Charakterwerten kann man für jede Figur 16 Charakterklassen wählen, wobei auch hier einige spezielle darunter sind und einige «Prestigeklassen», die man nur mit höchsten Werten wählen kann. Interessant auch, wie sich die Rassenwahl auf die Erfahrungsgewinnung auswirkt: Wer eine der «weisen» Rassen wählt (Elfen beispielsweise), der steigt nur langsam in der Erfahrung, wer hingegen die eher… geistig gehemmtere Rassen wie Orks oder Kobolde wählt, steigt recht schnell auf. Dahinter verbirgt sich ein recht einzigartiges System: Je nach Rasse steigt die Wahrscheinlichkeit auf einen Stufenaufstieg, während andere eine geringere Wahrscheinlichkeit haben. Es wird also sozusagen ausgewürfelt, ob ein Stufenaufstieg stattfindet. Auch die Lebensspanne der verschiedenen Völker will beachtet sein: So sind die aggressiven Vurdulak zwar stark wie Otto, aber ihre Lebensspanne ist sehr beschränkt (wurden sie doch nur zum Krieg erschaffen), andererseits kämpfen zwar die magiebegabten Elfen eher schwach, aber dafür sind sie unsterblich – das heisst, sie können durchaus im Kampf das Zeitliche segnen, aber der natürliche Alterungsprozess, dem die meisten Rassen unterworfen sind, macht ihnen nichts aus.
 
Ausrüstung, Magie und Kämpfe

Das reichhaltige Magiesortiment spiegelt zum Teil die typischen D&D-Sprüche wider: Vom Magischen Geschoss über den Feuerball bis hin zu diversen Beschwörungs- und Hilfszauber ist alles dabei, Priester und Magier haben unterschiedliche Schulen und es gibt auch diverse Mischzauberklassen wie den Mönch. Auch Waffen und Ausrüstungsgegenstände sind in Masse vorhanden und schaffen immer neuen Anreiz, die eigenen Charaktere besser auszustatten.
Während man sich durch die Landschaft bewegt, sieht man die Party von oben, in der Art der frühen Utlima-Spiele. Kommt es zu einem Kampf, sieht man, ähnlich wie in den Bard’s Tale-Spielen, ein Bild der unmittelbaren Gegner und sieht anhand von Zahlwerten wie viele es sind. Das hat gegenüber einem taktischen Bildschirm den Vorteil, dass so viel mehr Gegner dargestellt werden können. Diese greift man dann nach üblicher Manier von Hand oder mit Magie an. Die Kämpfe sind angenehm taktisch und lassen einem viel Freiheit im Bestreiten.

Erforschung und Rätseldesign

Sehr viel in RoQV basiert auf Erforschung: Das Ziel der Hauptquest besteht darin, die zerstreuten Splitter eines Artefakts zu finden, die in der ganzen Welt versteckt liegen und auf ihre Entdeckung warten. Dafür besucht man kleine Dörfer (die aus einem Standbild bestehen und Informationen oder eines der Fragmente bereithalten), grössere Siedlungen (die man in Vogelperspektive erkundet, wobei man handeln kann, mit Einwohnern reden und oft im Rahmen eines kleineren Rätsels das verborgene Fragment finden kann) sowie die grossen Hauptstädte. Auch viele Dungeons warten auf die Erforschung und verbergen manche der heissbegehrten Fragmente in ihren Tiefen. Dungeons werden in einer ebenfalls den frühen Ultimas ähnlichen 3D-Perspektive erforscht, wobei diverse Zaubersprüche helfen, die Orientierung zu bewahren – vor sorgfältigem Kartenzeichnen wird man dennoch nicht verschont, wobei das durchaus einen Teil des Reizes ausmacht.
 

Technik

Grafik

Die Grafik ist für VIC-20-Verhältnisse einzigartig detailliert und bunt. Vor allem die vielen digitalisierten Bilder sehen klasse aus. Zwar wiederholen sich einige Portraits immer wieder – was bei der extremen Speicherknappheit nur normal ist – aber dennoch ist das Spiel beeindruckend abwechslungsreich.

Sound

Die Musikstücke sind natürlich gemäss der Plattform nicht von C64-Qualität, aber dennoch gibt es einige sehr unterschiedliche und sorgfältig komponierte Melodien und einige gute Soundeffekte, die das Geschehen untermalen. Auch hier hat Ghislain in Anbetracht der extremen Beschränkungen der Plattform Grossartiges geleistet.

Steuerung

Die Steuerung des Spiels ist simpel und mit wenigen Knöpfen beherrschbar und geht gut von der Hand. Hier gibt es nichts auszusetzen.
 

Fazit

Für mich ist Realms of Quest V eine echte Meisterleistung in technischer Hinsicht und ein wirklich unterhaltsames Spiel, das ich mit Genuss auf dem TheC64 Maxi spiele. Ich bin noch lange nicht am Ende angelangt, aber die Hatz nach den Splittern motiviert mich sehr. Nach und nach findet man mehr und vervollständigt sich der Flickenteppich. Die Kämpfe sind taktisch und machen Spass, das Erforschen lohnt sich und viele kleine Puzzles sind eingestreut. Ein wirklich sehr gelungenes Rollenspiel, das sich nicht vor den Klassikern des Genres, die es ehren will, zu verstecken braucht.

Eine besondere Erwähnung verdient auch das Handbuch, das wirklich fast 1:1 wie eines aus alten Tagen daherkommt, voller Informationen und toller Illustrationen ist. Schliesslich ist auch die Landkarte schön gestaltet, sehr an Ultima erinnernd. Ich hatte leider nicht mehr das Glück, eine der Box-Versionen zu ergattern. Die ersten beiden Auflagen gingen im Nu weg. Allerdings soll eine weitere Auflage für kommenden Frühling geplant sein. Das Spiel in digitaler Version, vorbereitet mit dem Emulator und mit allem Kram, gibt’s allerdings auch weiterhin bei Double Sided Games zu erwerben, für den erschwinglichen Preis von 8,99 EUR.




Eine unglaubliche Menge bunter, gut gestalteter Grafiken bietet RoQV. Vor allem das umfangreiche Intro bietet viel für's Auge.

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In der Festung Rivaria beginnt das Abenteuer. Hier - wie in den anderen grossen Festungen - können wir uns ausruhen, einkaufen, den Tempel besuchen und unsere Party umgestalten.

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Aus 16 Rassen kann man sich die Mitglieder der eigenen Party zusammenstellen...

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...wobei unter den 16 Klassen auch einige Kuriosa dabei sind: Kurtisanen etwa.

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Die Ansicht eines Charakters verrät den starken D&D-Einfluss des Spieles.

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Die Welt in der Vogelperspektive, so erkundet man Rivaria auf der Suche nach den Fragmenten.

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Ein Kampf entbrennt: Jede der vielen Gegnerarten hat ihr eigenes Bild.

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Shoppingrausch: Es gibt unzählige Gegenstände und Waffen zu kaufen.

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Besichtigung einer Ortschaft: Gespräche mit den Bewohnern enthalten oft wertvolle Informationen über den Verbleib der gesuchten Fragmente. Auch einige Geschäfte kann man hier machen.

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Die Dungeons erforscht man in 3D, wobei Kartenzeichnen dringend anzuraten ist.

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#2
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Wow, beeindruckend! Ich fürchte bloß, mit meiner 16-KB-Erweiterung fall' ich hier 'raus. Und via WinVICE ist es nicht dasselbe. Cry
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#3
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@Juttar
Ja, für den ganzen Zauber braucht es halt eine 32kb-Erweiterung. Wobei ich sagen muss, es auch über WinVICE Spass bereitet. Aber ich spiel's, wie gesagt, bevorzugt auf dem TheC64 im VIC-20-Modus - das ist immerhin die zweitbeste Möglichkeit, weil mir die Originalhardware fehlt. Smile
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#4
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(24.12.2020, 09:15)Prometheus schrieb: Aber ich spiel's, wie gesagt, bevorzugt auf dem TheC64 im VIC-20-Modus - das ist immerhin die zweitbeste Möglichkeit, weil mir die Originalhardware fehlt. Smile

Hab' gerade mal aus Neugierde in die Bucht geguckt. Soviel kostet ein VC 20 gar nicht. Wobei "nicht viel" natürlich relativ ist. Rolleyes
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#5
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(24.12.2020, 09:51)Juttar schrieb:
(24.12.2020, 09:15)Prometheus schrieb: Aber ich spiel's, wie gesagt, bevorzugt auf dem TheC64 im VIC-20-Modus - das ist immerhin die zweitbeste Möglichkeit, weil mir die Originalhardware fehlt. Smile

Hab' gerade mal aus Neugierde in die Bucht geguckt. Soviel kostet ein VC 20 gar nicht. Wobei "nicht viel" natürlich relativ ist. Rolleyes
Stimmt, das Gerät selber ist gar nicht mal so teuer - aber das ganze Zubehör! Und der Platz fehlt mir, offen gestanden, auch. Ich glaube, ich bleibe lieber beim TheC64. Wink
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