Menno, den ganzen Tag hab ich über diesen Thread nachgedacht, was ich wie schreiben würde. Und jetzt bin ich zu müde.
Ich versuch's mal trotzdem.
Man munkelt ja, PEGIDA wäre ja gar nicht, nicht einmal ein Bisschen rechts angehaucht. Die Unterstützer aus den Reihen der AFD sind per Eigendefinition alles andere als rechts-politisch, die PEGIDArianer sind voll für Integration von Immigranten … Halt, nee. PEGIDA findet integrierte Immigranten voll okay, bemängelt die schlechte Integrationspolitik der BRD und der Länder und will alles für die Migranten verbessern oder so. Nur die Kriminellen, die Wirtschaftsasylanten und die Islamisten sollen draußen bleiben.
Dass die aktuell im Rampenlicht stehenden Flüchtlinge ihrerseits vor Islamisten fliehen wurde ja bereits zur Genüge durchgekaut. Dass PEGIDA mit genau diesen Flüchtlingen Politik machen will interessiert kaum noch jemanden.
Schauen wir doch mal kurz auf die von PEGIDA so hoch geschätzten integrierten Immigranten: Die sind ein Problem. Warum? Weil sie integriert sind. Integrierte Muslime haben auf dem Truppenübungsplatz neben mir im Matsch gelegen und mindestens Einer davon ist als Freiwilliger in den Auslandseinsatz nach Afghanistan gegangen. Integrierte Ausländer gehen zur Arbeit, während ihr deutscher Nachbar morgens zum Frühstück Bier trinkt, Rechtsrock hört und mich am Monatsersten lautstark dafür verantwortlich macht, weil sein Scheck von der ARGE noch nicht in seinem Briefkasten liegt. Integrierte Muslime machen ein kleines Geschenkefest zu Weihnachten, weil ihre Kinder schließlich in Deutschland leben. Integrierte Türken essen Salami, denn — ich zitiere: "Es gibt schließlich Kühlschränke und Konservierungsmittel, sodass keine Gesundheitsgefahr besteht, wie damals in der Wüste." Nach dem zweiten Weltkrieg haben sich Gastarbeiter integriert. Sie haben in den westlichen Bundesländern Häuser, Straßen und Autos gebaut und ihre Kinder zur Schule geschickt. Ihre Kinder und Enkel sind so sehr integriert, dass sie die Sprache ihrer Eltern und Großeltern kaum noch beherrschen. Integrierte Muslime wollen auch nicht jeden zum Islam bekehren. Statt dessen belästigen mich in Berlin, zugegeben auf nette Art, die Zeugen Jehovas.
Die integrierten Einwanderer sind ein Problem, weil sie alles tun, was "wir Deutschen" oder "wir Europäer" auch tun. Nur eins tun sie nicht: Auffallen und Schlagzeilen produzieren.
Wenn PEGIDA kein Problem mit integrierten Immigranten hat, warum mobilisiert sie diese mehrere Millionen große Gruppe nicht und demonstriert mit denen, die sich erfolgreich integriert haben und die erfolgreich integriert wurden? Warum duldet PEGIDA statt dessen NPD, AFD und frei organisierte Rechtradikale in ihren Reihen? Warum werden diese Integrationsgegner nicht ausgeschlossen und sich von deren Gedankengut distanziert? Jeder, der gemeinsam mit solchen Leuten demonstriert und mehr oder weniger offen jeden Moslem ertmal verdächtigt, ein Islamist zu sein, muss damit leben, wenn er selbst verdächtigt wird, aus der rechten Ecke zu stammen. PEGIDA hat abgesehen von Xavier Naidoo aus dem Dunstkreis von AFD und NPD nichtmal einen "Quotenneger" vorzuweisen.
EDIT
Hier muss ich noch was einschieben, was ich vorhin vergessen habe:
Würden die integrierten Ausländer als Alternative eine eigene Demo auf die Beine stellen, würden die Xenophoben im Schlepptau von PEGIDA vor Schreck in die Hose kacken. "Seht mal, wie die Ausländer unsere schönen Straßen blockieren", hieße es von der Bühne und wie viele instinktgetriebene Tiere bei Gewitter würden die integrationsliebenden PEGIDArianer noch enger zusammen rücken und sich gegenseitig Mut zusprechen. Catch-22 also für die integrierten Immigranten.
EDIT ENDE
Freestyle, was haben die Autos anderer Leute mit Deinen Finanzen zu tun? Stell Dir vor, dass diese teuren Wagen dort nicht stehen würden. Hättest Du dann mehr Geld in der Tasche? Die Geschichte selbst kommt mir "komisch" vor, immrhin würde auffallen, wenn ein Asylbewerber bei der Kfz-Zulassungsstelle … aber ich will nicht zweifeln, es gibt andere Baustellen.
Sonata, dass Du traumatisiert bist hast Du ja schon das eine oder andere Mal vorgebracht. In der Richtung will ich gar nicht diskutieren. Ich hoffe, Du befreist Dich irgendwann von diesen Ängsten. Da Du auch mal geschrieben hast, dass Du ausländische Freunde hast, schaffst du das bestimmt. Meinereiner musste sich in der Grundschule mangels Ausländern von deutschen Mitschülern verprügeln und anspucken lassen. In der Sekundarstufe 1 auf einer neuen Schule, auf die sehr wenige meiner ehemaligen Mitschüler versetzt wurden, habe ich dann innerhalb der ersten Woche eine Schlägerei mit einem Mitschüler gehabt. Ich habe angefangen, wir waren später über lange Jahre Freunde. Das war 1992 und seitdem war ich weder als Opfer noch als Täter an Gewalt beteiligt.
Einmal 1990 oder '91 habe ich aber auch miterlebt, wie aus Angst und Ungewissheit Gewaltbereitschaft und Wut entstand. In meiner Straße wurde ein Asylbewerberheim eröffnet und die Anwohner rund herum wurden unruhig. Schnell gingen Geschichten von den gefährlichen und kriminellen Asylanten rum, Leute erzählten sich gegenseitig von ihren Vorsorgemaßnahmen:Hunde angeschafft, Baseballschläger hinter der Tür und immer die Hand am Messergriff in der Hosentasche. Zu dem Zeitpunkt hatte noch keiner auch nur einen der Asylbewerber gesehen, aber alle waren sich sicher, dass die Kinder in Gefahr waren. Mir wurde auch ganz mulmig, weil der Kindergarten, in den meine Schwester ging, nur eine Straßenecke weiter lag und ich am Asylantenheim vorbei musste, wenn ich sie abgeholt habe. Später lag das Haus auch auf meiner Tour, wo ich Prospekte verteilt habe und ich hatte immer noch dieses ungute Gefühl, wenn ich dort vorbei ging. Ich habe sogar die Tour so gestaltet, dass ich auf der anderen Straßenseite fahren konnte und schon fast fertig mit dem Verteilen war, damit ich notfalls mit dem Fahrrad schnell abhauen könnte. Gesehen habe ich die Bewohner so gut wie nie. Ab und zu kamen welche und haben gebettelt. Äpfel wollten sie haben, vom Baum. Aber sie gaben sich auch mit Fallobst zufrieden. Jahre später, während des Abiturs, haben wir für das Unterrichtsfach Politische Bildung eine Begehung des Hauses gemacht. Das war kurz vor der Schließung. Es war dunkel, stickig, eng. Es gab drei oder vier Toiletten, zwei kleine Waschräume, jede Menge winzige Zimmerchen und eine kleine Küche, die nur einen Küchentisch, einen Herd mit vier Platten und eine Spüle beinhaltete. Wir erfuhren, dass bis zu 80 Personen gleichzeitig in diesem Haus untergebracht waren, dass es nur Gutscheine fürs Einkaufen gab, die auch nur in bestimmten Läden einzulösen waren (sieht da noch jemand außer mir Korruptionspotential) und dass alle Beteiligten froh waren, das Ding bald schließen zu können.
PEGIDA ist für mich eine Plattform einiger geltungssüchtiger Spinner, mit einem Vorbestraften vorneweg, die mit billiger Rhetorik in Dresden eine Hysterie um dort kaum anzutreffende Ausländer schüren. Ihnen nach laufen irgendwelche Verwirrten, die zu feige sind, ihre rechte Gesinnung offen zuzugeben. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.
Wir hatten übrigens schon mal einen Sozialbetrüger an der Spitze. Hat sich als Student ausgegeben, um Geld vom Staat zu bekommen, und später gegen Parasiten am völkischen Körper gewettert. Gut, Bachmann ist nur ein bisschen schwarz gefahren, hat gegen das Betäubungsmittelgesetzt verstoßen und damit Geld verdient, hat Einbrüche und Körperverletzung begangen. Aber wenigstens hat er sich selbst des Landes verwiesen. Ist ja nicht seine Schuld, dass die Südafrikaner ihn nicht haben wollten. Jetzt will er auch keine kriminellen Ausländer hier. Nur deutsche …
Ich halt's mit Hagen Rether — noch so ein integrierter Einwanderer: "Ja sicher Multi-Kulti-Kuschelkurs! Was denn sonst? Prügelkurs?" In Berlin mit etwa 13 Prozent Ausländeranteil wird es PEGIDA schwer haben, genug besorgte Bürger auf die Straße zu bekommen.