purpur schrieb:Bin Band für Band durchgegangen und hab versucht mich zu erinnern, wann ich dies und jenes überhaupt das letzte Mal bewusst angemacht hab. Da kommt einiges an Müll zusammen was man in Wahrheit gar nicht so toll findet wie man ursprünglich dachte. Manche Bands hatte ich z.B. nur einmal gehört und dann wahrscheinlich nur vergessen zu löschen.
Jau, ich sortiere da auch recht regelmäßig aus. Inzwischen bin ich bei 156 GB stehengeblieben, wobei man dazu auch noch sagen muss, dass ich dort all meine Original-CDs (etwas über 460 Stück) als 320kbps-MP3s mit drin hab; die machen in etwa 60 GB davon aus – teilweise sind da aber auch Rips der Bonus-DVDs dabei, insofern würde ich eher von knappen 100 GB an reiner "Sicherung" ausgehen.
Was das mit meiner physischen Sammlung angeht... Ich bin so aufgewachsen, dass ich neue Musik fast ausschließlich durch Heft-CDs, die bei so Metal-Magazinen dabei waren, kennengelernt habe (also... als ich sowieso schon Metal- und Prog-Fan war, so um 1999 herum). Habe auch immer viel in den Heften selbst gelesen – die Rezensionen waren immer das beste. Und wenn mir dann ein eine CD-Rezension oder ein Song von so einer Heft-CD besonders gut gefallen hat (meistens waren es mehrere pro Heft-CD), dann hab ich mir das Album gekauft. In meinem Heimatort gibt es zwei anständige CD-Läden, von denen einer (ein Expert) auch immer sehr viele CDs des Genres führte. Und wenn nicht, dann konnte man die dort an der Kasse auch einfach bestellen und ein paar Tage später abholen.
Und dann waren solche Alben auch wirklich was Besonderes! Man saß dann zuhause, ließ die CD laufen, blätterte durch's Booklet und hat sich richtig damit auseinandergesetzt. Wenn das Album dann richtig gut war, hatte man ein paar Tage später eine Menge Ohrwürmer und wollte die Musik natürlich auch seinen Freunden zeigen. Da hat man sich dann auch ausgetauscht und wiederum neue Bands entdeckt.
Sicherlich waren da oftmals auch viele Lieder dabei, die ich nicht auf Anhieb so gut fand, aber meistens fand ich mit der Zeit immer mehr Gefallen daran. Das war so ja auch bei meinen damaligen Lieblingsbands. Da gab's dann ein neues Album von denen (oder man hat sich ein älteres gekauft, das man zuvor noch nicht hatte) und dann musste man sich erstmal dran gewöhnen, was man da so hört. Bands wie Blind Guardian, Iced Earth, In Flames, Helloween und auch Sonata Arctica waren einfach keine Bands, bei denen man sich dachte "yeah, dieser eine Song ist der Mega-Hit und der Rest ist eher so Füllmaterial" – ganz im Gegenteil! In 99% aller Fälle waren die Alben für mich immer absolute Gesamtwerke, von denen ich einzelne Songs gar nicht bewusst herausgepickt habe. Da stand ein Album für mich immer für ein großes Ganzes – fast wie ein Buch, das man liest, oder wie ein Film, den man schaut.
Insofern war Musik für mich fast immer ein Erlebnis, kein Konsum. Ich hab mir damals, als ich so 14 Jahre alt war, angewöhnt, immer meinen Walkman mit zur Schule zu nehmen. (Und da war ich der einzige – das hat zu der Zeit sonst irgendwie keiner gemacht.) Das ging von 1996 bis zu meinem Abi 2006 so. Das hab ich auch nicht zur Unterhaltung oder zum Spaß oder zum "Abrocken" oder so gemacht! Für mich war das so ein Gefühl (und jetzt: Vorsicht! Peinliche Kitsch-Emo-Gefahr!!), als würde man über Stunden in den Arm genommen werden. Das war einfach so eine Wohlfühl-Sache, eine Art "ich bin zuhause"-Gefühl.
Trotz des Internets ist meine Album-Orientierung bis heute noch immer so geblieben. Ich bin einfach kein "Song-Hörer". Einzelne Songs sind für mich dafür da, einen Vorgeschmack auf ein Gesamtwerk zu bekommen. Klar hab auch ich einzelne Songs, die ich super finde, bei denen mich dann der Rest des Albums überhaupt nicht gepackt hat, aber in dem Genre, in dem ich mich überlicherweise so aufhalte, ist das in der Regel nicht so.
Damit mein ich: Ich liebe zum Beispiel "All the Right Moves" von OneRepublic, das ich irgendwann mal in ner Folge der Serie "Medium" für mich entdeckt habe —
die Percussion, das Piano und die Geigen am Ende sind göttlich! — ABER: Restlos alles andere, was die Band so rausgebracht hat, ist für mich übelste Radio-Kacke, die mich annervt, wie sonst was. Und von solchen Radio-Songs gibt's ne ganze Menge – also von solchen, die als Einzelsongs was Besonderes haben, aber wo die Interpreten im Regelfall das besondere Etwas eben NICHT in ihren Songs haben. So auch
Brian McFadden's "Real to Me"! Sowas kommt dann definitiv in mein "Single Track Archive" – supergeiler Song! Aber der Rest der Songs, den die so machen, sind leider überhaupt nicht mein Ding. Aber im Metal-/Prog-Genre hab ich dieses Phänomen (glaub ich) noch nie so mitbekommen.
purpur schrieb:Ein paar Freunde von mir sind so die typischen Chart-Hörer. Also hauptsache immer schön die aktuellsten Top 100 runterladen, hauptsache man hat das auf der Platte, was die Leute von Heute eben so hören (also stets die neuesten Sachen von Justin Bieber, Bushido, irgendwelchen DSDS-Gewinnern und so weiter). Solche Leute sind die reinsten Musikbanausen, die Musik gar nicht als solche (aner)kennen (sonst würden die sich ja nicht so einen Abfall wie das da oben reinziehen), sondern für die scheint das wirklich nur so ein zweckmäßiges Massenprodukt zu sein damit man halt immer irgendwas da hat wenn mal Leute kommen oder so. Solche Leute versuchen nicht in die Musik reinzugehen. Die interessiert das Thema wahrscheinlich auch gar nicht weiter. Sowas kann ich nur bedauern. Jedenfalls sind das dann die, die wahrscheinlich 1 TB an Musik haben aber gar nicht wissen, was die sich da eigentlich alles runtergeladen haben. Die, die auf die Frage, was die denn für Musik hören mit "Alles", und auf die nächste Frage "Was denn alles" mit "Ja alles, also Charts" antworten.
Ja, solche kenn ich auch. Weißt du... ich respektiere im Endeffekt jeden Musikgeschmack – WENN es überhaupt ein Musikgeschmack IST! Das Problem bei den Meisten ist aber, dass sie einfach gar keinen Musikgeschmack haben. Es gibt wirklich Leute, die hören einfach das, was so läuft. Und wenn das nicht laufen würde, wär's denen auch total egal. Die würden auch nicht hingehen und bestimmte Songs aussuchen, die sie laufen lassen. Die machen einfach ihr Äquivalent zu "Bravo Hits" dran und sind damit zufrieden. Das Problem bei solchen "Top-100"-Compilations find ich immer: Wenn die Songs nicht mehr "in" sind, dann sind die für solche Leute scheisse! Wenn du solchen Leuten eine "Top-100"-CD von vor 4 Jahren in die Hand drückst, dann fänden die die Songs darauf plötzlich kacke. Weil die ja "out" sind und somit nicht mehr hörenswert. Sowas hat doch mit MUSIK nichts zu tun! Ein Song verliert doch mit der Zeit nicht an Qualität! Nur weil ein Song von 2008 ist und nicht von 2017, hört man den doch nicht mit anderen Ohren!