27.02.2017, 01:22
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@Heinrich:
Es ist effektiv keine Relativierung in positive Richtung. Es ist ein Verständnis dafür, warum etwas durchwachsen ist. ABER: Aus welchem GRUND etwas in einem Spiel dürftig ist, ist doch egal - wenn du sagst es ist aus heutiger Sicht dürftig, dann liest der Leser "es ist dürftig". Wenn ich schreibe "Die Sprachausgabe ist echt schlecht geworden, aber das ist nunmal auch den schlechten Mikrofonen und der Tatsache, dass die Sprecher alle Schnupfen hatten, geschuldet", dann ist das auch keine positive Relativierung. Der Leser liest, dass die Sprachausgabe schlecht ist. Warum ist vollkommen irrelevant.
Mir ist bewusst, dass überschwängliche Emotionen zu einem sehr dürftigen Titel niemandem etwas bringen. Sowas wirkt nur so, als würde man die negativen Aspekte vertuschen oder so. Aber das extreme Gegenteil, nämlich die pure Sachlichkeit, wirkt nunmal auch einseitig.
Jetzt zu der wirklich essentiellen Sache, die ich dir schreiben wollte. Wenn du das Spiel nach einer Skala von 1 (schlechteste Bewertung) bis 10 (beste Bewertung) bewerten MÜSSTEST... was für eine Punktzahl bekäme das Spiel für dich?
Denn... wie gesagt... dein Review klärt nicht wirklich eindeutig, wie du das Spiel im Endeffekt tatsächlich bewerten würdest, da alles irgendwie einen "aber"-Nebensatz spendiert bekommen hat.
Heinrich Reich schrieb:Wenn ich z.B. schreibe, dass die Geschichte ganz nett ist, sie mich aber nicht umwirft, dann ist das keine Relativierung. Das eine ist die objektive Sicht, das andere die subjektive, persönliche Sicht. Keine von beiden setzt die andere herab.Gut... das Subjektive relativiert das Objektive nicht direkt, aber du solltest dir schon im Klaren darüber sein, wie die Wirkung auf den Leser ist. Der denkt sich dann nämlich sowas wie "ja okay, ist dann vermutlich nicht der Rede wert".
Heinrich Reich schrieb:Wenn man hier wirklich die faktischen Aussagen aus meinem Bericht herausziehen will, dann muss man natürlich die kompletten Sätze nehmen:Ob ich das nun "herausgepickt" habe oder nicht... es sind beides Aussagen, die in einem negativen Fazit resultieren. Und das wollte ich nur demonstrieren. Wenn Leute das lesen, dann ist der kleine Teil "kein total schlechtes Spiel" effektiv viel... aber nicht positiv.
"Nun, es ist kein total schlechtes Spiel, aber es ist verdammt schlecht gealtert."
"Einem Neuling im Bereich Schleichspiele würde ich niemals zu diesem Spiel raten."
So merkt man auch deutlich, dass diese beiden Dinge nicht direkt zusammenhängen. Du lässt eben nicht nur Beispiele und Kommentare weg. Und man sieht ebenfalls, dass du Dinge herausliest, die ich so nie geschrieben habe.
Heinrich Reich schrieb:Das erkennt man auch daran, dass ich im Bericht überwiegend handwerkliche Mängel aufgezählt habe und nicht (so wie du es offensichtlich gelesen hast) "Design-Fehlentscheidungen".Okay, ich hatte beides nach dem Lesen im Hinterkopf. Handwerklich und designtechnisch. Entschuldige.
Heinrich Reich schrieb:Und dabei habe ich sogar noch darauf hingewiesen, dass vieles altersbedingt ist bzw. bei einem solchen Erstling noch nicht alles perfekt sitzt (das ist übrigens eine Relativierung - und zwar in positive Richtung ). Hinzukommt, dass ich auf mein spätes Durchspielen hinwies und somit eben nicht die reine Sicht eines damaligen Spielers hatte (ebenfalls eine Relativierung zugunsten des Spiels, obwohl das durch die Vergleiche mit gleichaltrigen Spielen gar nicht notwendig wäre).Wenn du sagst, dass bei einem Erstling noch nicht alles perfekt sitzt, dann mag das für dich ein positiver Aspekt sein, aber der Leser hat eher den Eindruck "ach okay, dann sollte ich den ersten Teil vielleicht eher ignorieren und mich mit späteren Teilen befassen". Was ich damit sagen will:
Es ist effektiv keine Relativierung in positive Richtung. Es ist ein Verständnis dafür, warum etwas durchwachsen ist. ABER: Aus welchem GRUND etwas in einem Spiel dürftig ist, ist doch egal - wenn du sagst es ist aus heutiger Sicht dürftig, dann liest der Leser "es ist dürftig". Wenn ich schreibe "Die Sprachausgabe ist echt schlecht geworden, aber das ist nunmal auch den schlechten Mikrofonen und der Tatsache, dass die Sprecher alle Schnupfen hatten, geschuldet", dann ist das auch keine positive Relativierung. Der Leser liest, dass die Sprachausgabe schlecht ist. Warum ist vollkommen irrelevant.
Heinrich Reich schrieb:Aus meiner Sicht ist das Fazit jedenfalls nicht überwiegend negativ geschrieben, sondern aus neutraler Perspektive und mit möglichst objektiver Betrachtung. (...) Für mich selbst sind bei solchen Berichten immer die Kritikpunkte am interessantesten. Daraus kann ich am besten ableiten, ob mir das Spiel gefallen wird. Schwärmereien und Lobeshymnen helfen mir nicht weiter. Ich gehe ja grundsätzlich davon aus, dass ein Spiel gut ist (zumindest wenn ich mich schon ansatzweise dafür interessiere ). Und deshalb verfasse ich in diesem Sinne auch meine eigenen Berichte.Das wird es sein. Du gehst sowieso davon aus, dass es gut ist, also erwähnst du anschließend, was eben nicht gut ist. Aber genau so liest es sich auch. Man liest wirklich fast ausschließlich Kritik. Daher habe ich dein Review nach dem ersten Lesen ja auch wie ein reines "Jetzt zeige ich euch mal, wie ich Sonatas Meinung zu dem Spiel in jedem Punkt widerlegen kann" aufgefasst. Das war es nicht, aber es wirkte sehr stark so.
Heinrich Reich schrieb:Wenn du das nun als rein negativ auffasst, kann ich es auch nicht ändern.Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Leser gibt, die es NICHT als größtenteils negativ auffassen. Es wird sicherlich niemand nach deinem Review sagen "Das klingt gut. Das Spiel hat Licht- und Schattenseiten. Ich probier's mal aus." - eher so nach dem Motto "Oh... achso... naja gut, dann ist es wohl doch nicht der Rede wert."
Heinrich Reich schrieb:Übrigens: Ich habe den Bericht tatsächlich andere Leute lesen lassen, die absolut keine Ahnung von dem Spiel haben (es teilweise nicht mal vom Namen her kannten). Und jeder hat den Bericht als rein sachlich und emotional unvoreingenommen verstanden (obwohl ich das beim Schreiben nicht mal war). Allerdings - und da hast du sicherlich recht - hat jeder dieser Leser erkannt, dass es wesentlich bessere Spiele gibt. Und das ist für mich ein Fakt, der durchaus auch so herüberkommen sollte.DAS stimmt allerdings. Dein Review ist fast vollkommen frei von Emotionen. Das ist eine super Sache, wenn man jemandem erzählen möchte, wie etwas funktioniert und was faktisch Mängel sind. Allerdings wirkte es dadurch auch so, als hätte dir das Spiel emotional nichts gegeben. Daher hatte ich dich ja auch extra danach gefragt, ob du solche Erlebnisse, die ich hatte, gar nicht hattest (worauf du geantwortet hast "Hallo? Ich bin doch kein Roboter!"). So wirkte das nämlich. Bis heute fehlen mir da Berichte über deine Erlebnisse, die die Spielzeit für dich "worthwhile" gemacht haben! Ich habe bis heute den Eindruck, als hätte dir das Spiel nicht sonderlich was gegeben.
Mir ist bewusst, dass überschwängliche Emotionen zu einem sehr dürftigen Titel niemandem etwas bringen. Sowas wirkt nur so, als würde man die negativen Aspekte vertuschen oder so. Aber das extreme Gegenteil, nämlich die pure Sachlichkeit, wirkt nunmal auch einseitig.
Jetzt zu der wirklich essentiellen Sache, die ich dir schreiben wollte. Wenn du das Spiel nach einer Skala von 1 (schlechteste Bewertung) bis 10 (beste Bewertung) bewerten MÜSSTEST... was für eine Punktzahl bekäme das Spiel für dich?
Denn... wie gesagt... dein Review klärt nicht wirklich eindeutig, wie du das Spiel im Endeffekt tatsächlich bewerten würdest, da alles irgendwie einen "aber"-Nebensatz spendiert bekommen hat.