26.08.2013, 14:55
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Bevor sich Fans des Spiels nun beschweren: ich hab jahrelang auch gedacht, das Spiel sei echt klasse. Nur aufgrund dieses Spiels hab ich mich jemals überhaupt mit dem Vorgänger, "Wing Commander Privateer", befasst. Die Story von "Privateer 2: The Darkening" ist echt interessant – allein die Prämisse verspricht eine spannende Geschichte und da liefert das Spiel auch genau das, was man sich erhofft.
Wer sich jedoch eine tolle Weltraum-Simulation mit Action, Handeln, Schmuggeln und allem, das Teil 1 schon geboten hat, wünscht, sollte tunlichst die Finger von diesem Spiel lassen.
Ich hab das Spiel gerade knappe 2 Stunden wieder gespielt (nachdem ich ca. 3 Stunden an Teil 1 gesessen hab, was unheimlich Spaß gemacht hat) – ich wollte Teil 2 unbedingt nochmal spielen – so schlecht, wie der Spoony das in seinem Review dargestellt hat, kann es doch gar nicht sein. Schließlich ist Spoony ja auch Entertainer und übertreibt daher gern mal ein bißchen. Ich wollte dem Spiel also unbedingt eine Chance geben.
Leider hat mich die Realität da stark ernüchtert.
Was hat man in Privateer 1 hauptsächlich gemacht? Erstens: Missonen angenommen. Entweder Handelsmissionen oder Kampfmissionen. Dazu gab es den regulären Missionscomputer und zusätzlich noch die Händlergilde und die Söldnergilde. Zweitens: gehandelt. Auch komplett ohne Mission konnte man jederzeit Güter kaufen, damit an einen anderen Ort fliegen und sie dort wieder verkaufen, um Profit zu machen.
Und jetzt ratet mal, was man von diesen Dingen in Teil 2 noch machen kann?
GAR NICHTS.
1.) Es GIBT zu Anfang erstmal keine Missionen.
Ernsthaft... keine Händlergilde, keine Söldnergilde... ja, nichtmal ein simpler Missionscomputer! Wie macht man also (in der Anfangszeit des Spiels) Geld? Das ist einfach. Einfach und langweilig: jeder Angreifer, den man ausschaltet, bringt eine kleine Menge Geld. Mal 50 Credits, mal 100 Credits, seltener auch mehr. Das war's. Irgendwann im späteren Storyverlauf gibt es dann doch freie Missionen abseits der Story, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass man in den ersten Stunden im Weltall einfach mit Kleingeld-Massenmord gelangweilt wird. Denn:
2.) Man kann nicht handeln.
Gemeint ist: man kann SELBST keine Güter kaufen, sie irgendwo hinfliegen und dort verkaufen. Stattdessen muss man Handelsschiffe mieten, die das für einen erledigen. Natürlich kann man diese eskortieren, das heißt: neben ihnen herfliegen um sicherzustellen, dass denen nichts passiert. Aber das war's dann auch.
Das Problem dabei ist: selbst WENN man sich dazu entscheidet, diese langweiligere Art des handelns zu nutzen, bekommt man für all den Aufwand praktisch nichts. Das höchste, das man erlangen kann, ist eine 10% Gewinnspanne. Da lohnt es sich also viel eher, am Anfang einfach wahllos irgendwelche Gegner für Kleingeld zu plätten.
3.) Es gibt kein freies Universum.
Sprich: es gibt keine freien Routen. Stattdessen muss man über zig kleine Wegpunkte fliegen, um ans Ziel zu gelangen. Man kann nicht einfach einen Nav-Punkt auswählen, den Autopiloten benutzen und schon ist man (vielleicht mit einer Unterbrechung, wie auch schon in Privateer 1) am Ziel – nein. Stattdessen hüpft man über ca. 10 kleinere Nav-Pünktchen und muss befürchten, an jedem dieser Punkte auf Gegner zu treffen. Und das ist ein Problem, weil:
4.) Der Kampf nervt – und funktioniert nichtmal richtig.
An jedem kleinen Wegpunkt existiert die Chance, dass ein Gegner in die Gegend kommt. Und man muss IMMER alle Gegner ausschalten, um zum nächsten Mini-Wegpunkt zu gelangen. (Einfach per Nachbrenner abhauen, wie bei Privateer 1, geht nicht.) Wenn man aber EINEN der Gegner erledigt hat, ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass ein neuer Gegner ins Gebiet kommt! Es kommt also schonmal vor, dass man an einem solchen Wegpunkt mal eine halbe Stunde lang festhängt, obwohl man nur schnell von A nach B wollte.
Es gibt nur 2 Arten des Kampfes in diesem Spiel: erbärmlich einfache "Kämpfe" und solche, die praktisch unschaffbar sind. Früh im Spiel begegnet man Gegnern, die einen nicht einmal sonderlich erwähnenswert unter Beschuss nehmen! Man kann tatsächlich direkt ran an den Gegner fliegen, die Triebwerke stoppen und einfach den Feuerknopf gedrückt halten.
5.) Auch die Gegener sind gesichtslos.
Sicherlich mag es hier auch Fraktionen geben, aber man hat einfach absolut keine Ahnung, wer wer ist und warum man ständig von irgendwelchen Wildfremden angegriffen wird. Man handelt ja wie gesagt nichtmal selbst und auch wenn man kein Frachtschiff eskortiert, gibt es an einer Tour feindliche Übergriffe. WARUM?? Pure Blutrünstigkeit gegenüber Fremden? Na, vielen Dank! In Teil 1 hatte man wenigstens ein Universum, in dem es ersichtlich war, warum jemand einem feindlich gesinnt war. Hier gibt es soviele Zufalls-Gegner wie es Himmelskörper im Universum gibt, doch niemand hat wirklich eine Identität. Nur einen Zufallsnamen und den unbändigen Drang, den Spieler zu rösten.
6.) Es gibt nicht wirklich was zu tun.
Es gibt keine Kneipen, in denen der Barkeeper Gerüchte ausplaudert (mit Ausnahme der Story-Sequenz ganz zu Anfang) und man kann auch nicht mit Gästen sprechen. Man kann nur 2 Dinge tun: entweder die Story weiterlaufen lassen, wenn man gerade an einem Story-relevanten Ort ist, oder aber eine "Kabine" betreten.
In dieser Kabine kann man Schiff oder Ausrüstung kaufen, verkaufen oder reparieren, Handelsschiffe anheuern (sinnlos, wie schon in Punkt 1 erwähnt), Wingmen anheuern, die mit einem fliegen (ebenfalls ziemlich sinnlos, da die KI schrecklich ist), Waren kaufen oder verkaufen (wie gesagt: bringt eh so gut wie nichts), oder Sachen lesen (entweder in einem Personen/Orte-Register oder die neuesten Nachrichten – was interessant ist, aber für den Spielverlauf größtenteils nutzlos).
Man sieht: das Spiel bietet ausser einer interessanten Story extrem wenig. Da kann man sich genauso gut die kompletten Videos (in einer besseren Qualität als im Spiel) hier anschauen:
Code:
http://www.wcnews.com/wcpedia/Category:Privateer_2:_The_Darkening_Cinematics
Ach ja, übrigens: dass das Spiel in diesem Zustand nie veröffentlicht werden sollte und dass sich Origin absolut bewusst waren, dass es der letzte Müll ist, kann man in diesem Bericht eines Origin-Spieltesters lesen.
Jetzt ratet mal, wer daran Schuld ist, dass das Spiel in diesem völlig minderwertigen, völlig Spaß-freien und verbuggten Zustand auf den Markt kam.
Na?
Genau!!
EA.