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[Kritik] CD-Rezensionen
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[Bild: 20170216151621102729zlkt4.jpeg]


Interpret: Linkin Park
Titel: One More Light
Format: Album
Release: 19.04.2017
Genre: Mainstream-Pop

Anspiel-"Tipp":
Wie die meisten Linkin Park-Hörer, bin ich schon seit den Anfängen der Band ein großer Fan. "Hybrid Theory" und "Meteora" waren wie aus einem Guss und damalige Experimente à la "Breaking the Habit" (völlig ohne rockige E-Gitarren) waren mehr als willkommen. "Minutes to Midnight" war zwar weicher und hatte schwächere Momente, aber alles in allem war es ein super Album (und bei "Leave Out All the Rest" kommen mir noch immer die Tränen). Von "A Thousand Suns" war ich dann anfangs enttäuscht, weil es mir sehr befremdlich vorkam, ABER: Dann hab ich mich so richtig in das Album reingehört, mir das Making Of angeschaut und das Album Stück für Stück besser verstanden. Für mich persönlich ist es tatsächlich zu einem der besten LP-Alben überhaupt geworden. Bin generell auch kein Genre-Purist mit Scheuklappen, sondern genieße derartige Experimente. Denn genau das war es! DAS war experimentell, andersartig, und genre-untypisch, aber immer noch 100% Linkin Park. Und das WAR ja immer das Tolle an Linkin Park: Sie haben Stile und Stil-Elemente vermischt, um etwas Neuartiges zu schaffen.
"Living Things" fand ich klasse und "The Hunting Party" hat mich mit seiner rohen Energie in perfekten Dosierungen sehr positiv überrascht.

Aber das jetzt?

"One More Light" ist tatsächlich SO standardmäßiger Mainstream-Ami-Pop, dass ich's einfach nicht verstehe. Musik à la Justin Bieber, und das schreibe ich jetzt nicht, weil's der Standardname ist, wenn man Bands schlechtredet – das Album ist tatsächlich nah am Justin-Bieber-Stil. Oder auch an dem Stil, den Miley Cyrus vor ein paar Jahren bedient hat. Gut... "Pop" ist als Umschreibung vielleicht etwas breit gefasst – da gibt's natürlich eine Menge Stilrichtungen, aber wenn ihr das Album hört, werdet ihr den Musikstil definitiv als den Standard-Kram, der von den Radiostationen seit einigen Jahren totgenudelt wird, erkennen. Und wenn's nur das wäre! Dazu kommt aber noch, dass das neue Album vor regelrechten Kindergarten-Melodien nur so strotzt und dass einzelne Wörter und kurze Phrasen ENDLOS wiederholt werden.

Mike Shinoda hat in nem Interview gesagt, dass die Band meistens um die 18 Monate an nem Album sitzt und daher "gar nicht so sehr Trends nachgehen KANN", weil man dann nach den 18 Monaten ja zwangsläufig "out" wäre, oder aber einem Trend zuvorkommt, der zu Beginn der Album-Arbeiten noch gar nicht da war. Ah ja. Sicher doch. Nur dass sich der Pop-Stil auf diesem Album exakt so anhört, wie der Ami-Pop der letzten 5 bis 7 Jahre. Von wegen "keine Orientierung am Mainstream". SO abgeschottet kann eine Band doch gar nicht sein, dass sie nicht mitkriegt, was überall im Mainstream-Radio rauf und runter dudelt und dann "aus Versehen" genau diesen Stil zurechtbastelt.

Ein anderes "Argument" von Mike war: "Aber das ist immer so! Die Leute hören die Studioaufnahmen und finden sie total schlecht, aber wenn sie hören, wie wir das live spielen und dann mit Rock vermischen und den Songs Ecken und Kanten geben, dann finden sie's plötzlich gut." – ja, dann packt DIE ART von Musik doch einfach auch auf's Album! MANN!! Wenn's doch das ist, was ihr eigentlich gerne macht!

Aber naja... dass sich die Scheibe sowieso verkauft wie geschnitten Brot, dürfte jedem klar sein. Allein schon durch die ganzen Vorbestellungen alteingesessener Fans, die blind alles kaufen, was den Namen "Linkin Park" trägt – was ich teilweise auch verstehe und solche Fans tun mir jetzt schon leid, bei dieser herben Enttäuschung. Durch den Mainstream-Pop-Markt werden die Verkäufe nun sicherlich noch wesentlich mehr angekurbelt.
Und... ganz ehrlich... wenn selbst Linkin Parks (meiner Meinung nach grässliches) Dubstep-Spin-Off-Album "Recharged" so viel Ertrag bringt (8. Platz der bestverkauften Dance/Electronic-Alben UND 25. Platz der bestverkauften "Hard Rock"-Alben in den USA, kein Witz), dann wundert einen gar nichts mehr.

Weiterentwicklung sollte im Grunde so sein, dass man als Band zwar frische Neuerungen bringt und nicht auf der Stelle stehen bleibt, aber dennoch sollte die Band einen Wiedererkennungswert haben – und der war selbst bei den kuriosesten Songs auf "A Thousand Suns" noch irgendwo vorhanden. Ebenfalls klar: Niemand *braucht* wirklich eine Eins-zu-eins-"Hybrid Theory"-Kopie oder eine "Meteora Vol. 2". Wer die alten Alben der Band hören will, der KANN sie ja auch hören! Die existieren immer noch und sie werden uns auch durch das neue Album nicht weggenommen! Und die Band würde sich wahrscheinlich auch blöd vorkommen, wenn sie immer wieder denselben Kram machen würde.

Aber Fakt ist, dass an "One More Light" nichts – aber auch GAR NICHTS! – individuell, kreativ, inspiriert oder inspirierend ist. Wenn der Kram im Radio läuft, hat man den Eindruck, man hört irgendeinen Standard-Interpreten. Und DAS Gefühl hatte man bislang bei keinem Linkin Park-Release. (Man hofft schon fast, dass niemand einen beim Hören von "One More Light" erwischt, weil dann unter Garantie sowas kommt wie "Was hörst DU denn da??!") Ich kann in Bezug auf dieses Album nur eins tun: es komplett ignorieren und hoffen, dass mir das nächste LP-Album eventuell wieder IRGENDWAS gibt. Denn "One More Light" ist für mich kein Linkin Park-Album, sondern "One More Lame Pop Album" in einem See aus austauschbarer, glattgebügelter, irrelevanter Produkte.
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