16.09.2014, 20:24
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.04.2019, 10:38 von Heinrich Reich.)
0
Xenoblade Chronicles
Um es zunächst in wenigen Worten zusammenzufassen: Eine wunderschöne Spielwelt mit epischer Größe, eine gute Gegner-Balance und eine Geschichte mit schwankender Qualität.
Fangen wir bei der Spielwelt an: Riesig! Schon der erste Abschnitt hat enorme Dimensionen. Da man diesen zudem auch sofort frei erkunden darf, ist man gleich mal mindestens einen halben Tag beschäftigt. Die Welt ist dabei so sorgfältig und ausbalanciert erstellt worden, dass die Erkundung enormen Spass macht.
Balanciert sind aber auch die Gegner. Grundsätzlich muss man nicht jedes Getier angreifen und diese sind auch nicht alle auf Kampf aus. Viele kann man einfach umgehen. Wie in der richtigen Natur reagieren viele Wesen sehr unterschiedlich auf den Spieler. Einige sind scheu und beobachten ihn nur (bis der Spieler selbst angreift), andere werden bei Annäherung oder durch zu schnelle (laute) Bewegung aggressiv.
Ganz besonders gefallen hat mir aber: Sobald man einen bestimmten Level-Unterschied erreicht hat, wird man nahezu immer ignoriert und muss sich nicht mit langweiligen Kämpfen gegen Niedrig-Level-Monster ohne Ertrag herumärgern.
Das Kampfsystem ist anfangs etwas ungewohnt, denn durch die Automatik fühlt man sich zunächst sehr beschränkt. Aber nach einiger Zeit merkt man, wie wichtig dies doch ist. Zu dem eigentlich "Hau drauf" gesellen sich nämlich schnell Zusatz-Elemente, die in Echtzeit kaum alle zu bewältigen wären. Diese bringen dann auch taktische Aspekte mit, welche dem gesamten System einen ganz eigenen Charme geben. Selbst nach stundenlangen Spielen empfand ich es nicht als langweilig.
Erweitert wird dies durch sogenannte Talent-Bäume und ein sehr umfangreiches Ausrüstungssystem. Hier landet man aber leider auch schnell im Mikro-Managment. Einige Dinge wären gar nicht notwendig gewesen (z.B. das Schmieden von sog. Juwelen, welche Extra-Boni bieten), andere sind einfach nicht ganz ausgereift (das Sortieren des Inventars artet schnell in Fummelei aus). Und je weiter man im Spiel fortschreitet, desto umfangreicher wird das ganze Konstrukt.
Die Handlung ist leider etwas durchwachsen. Obwohl die erzählte Geschichte durchaus interessant ist (also kein komplettes Disaster), fühlt sie sich doch recht schnell wie ein reines Beiwerk an. Der Fokus der Entwickler lag offensichtlich auf der großen Spielwelt und dem Weg, den die Gefährten beschreiten. Die Charakter-Entwicklung erfolgt nämlich hauptsächlich über die Nebenaufgaben. Dies wird vor allem über das sogenannte Harmonie-System geregelt. Zwischen den Charakteren und den NSCs (bzw. auch unter den NSCs selbst) entwicklen sich so zunehmend verschiedene Beziehungen und emotionale Bindungen. Durch das Bewältigen von Nebenaufgaben hat der Spieler dann darauf Einfluss. Jede Entscheidung verändert die Spielwelt und formt am Ende eine Art soziales Geflecht. Die enorme Detail-Liebe zieht einen dabei schnell in den Bann und lässt manchmal sogar fast vergessen, dass es sich nur um eine (umfangreiche, aber dennoch) vorherbestimmte Abfolge handelt.
Leider rückt die Haupthandlung dadurch aber eben auch in den Hintergrund. Außerdem werden gerade im Hauptteil viele Dinge nur kurz aufgezeigt. Manchmal verhalten sich die Figuren dann sogar sehr widersprüchlich zu ihrer bereits entstandenen Entwicklung.
Auch die Erzählweise des Hauptstranges fand ich grundsätzlich eher unpassend für dieses Spiel. Teilweise werden einem nur Fragmente zugeworfen und die Auflösung erfolgt viel später. Was bei einem 90-minütigen Film gut funktionieren mag, führt hier jedoch zur schweren Nachvollziehbarkeit. Das Problem ist die Größe des Spiels: Zwischen erstem Zeigen und der Auflösung liegen nämlich schnell mal mehrere Stunden. Und diese Stunden enthalten eben nicht nur lose Kämpfe und Monsterhatz-Aufgaben, sondern echte Spieltiefe.
Erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte dann wieder etwas Fahrt auf. So richtig funktionieren tut die Kombination mit den Nebenmissionen jedoch trotzdem nicht. Hier wäre es nach meiner Ansicht besser gewesen, wenn sich die Entwickler auf einen Aspekt konzentriert hätten - also entweder eine Erzählung über die einzelnen Aufgaben oder zusammenhängend als Hauptstrang.
ACHTUNG! Der folgende Abschnitt könnte die Spielerfahrung beeinflussen. Er beinhaltet zwar keine direkte Angabe von Spielinhalten, aber die Aussagen sind vor allem vom Spielabschluss geprägt.
Alles in allem ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert: Mir gefiel vor allem die riesige Spielwelt und das Erkunden selbiger. Mit der Erzählweise der Geschichte (und ihrer Entwicklung) bin ich jedoch nicht wirklich warm geworden.
Nachtrag:
Nachdem ich mir nun die Zeit für die letzten beiden Abschnitte genommen und alles erspielt habe, was erspielbar ist, will ich zu meinem Fazit noch etwas ergänzen.
Um es zunächst in wenigen Worten zusammenzufassen: Eine wunderschöne Spielwelt mit epischer Größe, eine gute Gegner-Balance und eine Geschichte mit schwankender Qualität.
Fangen wir bei der Spielwelt an: Riesig! Schon der erste Abschnitt hat enorme Dimensionen. Da man diesen zudem auch sofort frei erkunden darf, ist man gleich mal mindestens einen halben Tag beschäftigt. Die Welt ist dabei so sorgfältig und ausbalanciert erstellt worden, dass die Erkundung enormen Spass macht.
Balanciert sind aber auch die Gegner. Grundsätzlich muss man nicht jedes Getier angreifen und diese sind auch nicht alle auf Kampf aus. Viele kann man einfach umgehen. Wie in der richtigen Natur reagieren viele Wesen sehr unterschiedlich auf den Spieler. Einige sind scheu und beobachten ihn nur (bis der Spieler selbst angreift), andere werden bei Annäherung oder durch zu schnelle (laute) Bewegung aggressiv.
Ganz besonders gefallen hat mir aber: Sobald man einen bestimmten Level-Unterschied erreicht hat, wird man nahezu immer ignoriert und muss sich nicht mit langweiligen Kämpfen gegen Niedrig-Level-Monster ohne Ertrag herumärgern.
Das Kampfsystem ist anfangs etwas ungewohnt, denn durch die Automatik fühlt man sich zunächst sehr beschränkt. Aber nach einiger Zeit merkt man, wie wichtig dies doch ist. Zu dem eigentlich "Hau drauf" gesellen sich nämlich schnell Zusatz-Elemente, die in Echtzeit kaum alle zu bewältigen wären. Diese bringen dann auch taktische Aspekte mit, welche dem gesamten System einen ganz eigenen Charme geben. Selbst nach stundenlangen Spielen empfand ich es nicht als langweilig.
Erweitert wird dies durch sogenannte Talent-Bäume und ein sehr umfangreiches Ausrüstungssystem. Hier landet man aber leider auch schnell im Mikro-Managment. Einige Dinge wären gar nicht notwendig gewesen (z.B. das Schmieden von sog. Juwelen, welche Extra-Boni bieten), andere sind einfach nicht ganz ausgereift (das Sortieren des Inventars artet schnell in Fummelei aus). Und je weiter man im Spiel fortschreitet, desto umfangreicher wird das ganze Konstrukt.
Die Handlung ist leider etwas durchwachsen. Obwohl die erzählte Geschichte durchaus interessant ist (also kein komplettes Disaster), fühlt sie sich doch recht schnell wie ein reines Beiwerk an. Der Fokus der Entwickler lag offensichtlich auf der großen Spielwelt und dem Weg, den die Gefährten beschreiten. Die Charakter-Entwicklung erfolgt nämlich hauptsächlich über die Nebenaufgaben. Dies wird vor allem über das sogenannte Harmonie-System geregelt. Zwischen den Charakteren und den NSCs (bzw. auch unter den NSCs selbst) entwicklen sich so zunehmend verschiedene Beziehungen und emotionale Bindungen. Durch das Bewältigen von Nebenaufgaben hat der Spieler dann darauf Einfluss. Jede Entscheidung verändert die Spielwelt und formt am Ende eine Art soziales Geflecht. Die enorme Detail-Liebe zieht einen dabei schnell in den Bann und lässt manchmal sogar fast vergessen, dass es sich nur um eine (umfangreiche, aber dennoch) vorherbestimmte Abfolge handelt.
Leider rückt die Haupthandlung dadurch aber eben auch in den Hintergrund. Außerdem werden gerade im Hauptteil viele Dinge nur kurz aufgezeigt. Manchmal verhalten sich die Figuren dann sogar sehr widersprüchlich zu ihrer bereits entstandenen Entwicklung.
Auch die Erzählweise des Hauptstranges fand ich grundsätzlich eher unpassend für dieses Spiel. Teilweise werden einem nur Fragmente zugeworfen und die Auflösung erfolgt viel später. Was bei einem 90-minütigen Film gut funktionieren mag, führt hier jedoch zur schweren Nachvollziehbarkeit. Das Problem ist die Größe des Spiels: Zwischen erstem Zeigen und der Auflösung liegen nämlich schnell mal mehrere Stunden. Und diese Stunden enthalten eben nicht nur lose Kämpfe und Monsterhatz-Aufgaben, sondern echte Spieltiefe.
Erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte dann wieder etwas Fahrt auf. So richtig funktionieren tut die Kombination mit den Nebenmissionen jedoch trotzdem nicht. Hier wäre es nach meiner Ansicht besser gewesen, wenn sich die Entwickler auf einen Aspekt konzentriert hätten - also entweder eine Erzählung über die einzelnen Aufgaben oder zusammenhängend als Hauptstrang.
ACHTUNG! Der folgende Abschnitt könnte die Spielerfahrung beeinflussen. Er beinhaltet zwar keine direkte Angabe von Spielinhalten, aber die Aussagen sind vor allem vom Spielabschluss geprägt.
Alles in allem ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert: Mir gefiel vor allem die riesige Spielwelt und das Erkunden selbiger. Mit der Erzählweise der Geschichte (und ihrer Entwicklung) bin ich jedoch nicht wirklich warm geworden.
Nachtrag:
Nachdem ich mir nun die Zeit für die letzten beiden Abschnitte genommen und alles erspielt habe, was erspielbar ist, will ich zu meinem Fazit noch etwas ergänzen.