05.09.2015, 06:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.04.2019, 10:46 von Heinrich Reich.)
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BioShock Infinite
Die Inszenierung: Grandios!
Schon der Einstieg ist sehr atmosphärisch (und lockt einem BioShock-Veteranen ein kleines Schmunzeln ab ). Aber auch die Spielwelt selbst ist wunderschön gestaltet und bietet eine erfreuliche Abwechslung zum düsteren Unterwelt-Ambiente der beiden Vorgänger. Wenn man zum ersten Mal Columbia erblickt, wird man von der Farbenvielfalt geradezu geblendet .
Besonders gefallen hat mir vor allem, dass die Spielwelt wesentlich lebendiger wirkt. In Rapture war von der Zivilisation eigentlich nicht mehr viel übrig. Man konnte also nur noch die hinterlassenen Spuren verfolgen und durch Erzählungen nachvollziehen, wie es dort einmal gewesen sein muss. Hier wird man hingegen mit der ursprünglichen Welt konfrontiert. Man sieht die Menschen, man kann sich mit ihnen unterhalten oder einfach nur ihr Treiben beobachten. So spürt man das Leben auf Columbia quasi aus erster Hand und erlebt dann die weitere Entwicklung der Spielwelt hautnah mit.
Leider versiegt dieser Aspekt für meinen Geschmack etwas zu sprunghaft. Das ist aber vor allem dem Umstand der Handlung geschuldet . Als kleines großes Trostpflaster gibt es zum Glück Elizabeth . Dass sie den Spieler später nahezu durchgängig begleitet und nicht nur an Schlüsselszenen auftaucht, verstärkt die Bindung zu ihr und der Spielwelt enorm. Vor allem auch, weil sie sich eben nicht einfach nur wie eine mitlaufende KI verhält. Sie wirkt wie ein eigenständiges Wesen, dass sich auch mal selbst Zeit zum Erforschen nimmt oder einfach nur an eine Mauer lehnt. So würde ich mir das gerne in jedem Spiel wünschen.
Die Geschichte: Unterhaltsam.
Hier ist das Spiel für mich ein zweischneidiges Schwert. Insgesamt ist die Geschichte natürlich interessant genug, um den Spieler bei Laune zu halten. Aber leider hatte ich sie recht schnell durchschaut und damit war sie für mich größtenteils sehr vorhersehbar .
Ob für diese "Plot-Transparenz" nun eher die erzählerische Qualität des Spiels oder vielleicht doch einfach nur meine "SciFi-Vorbildung" die Ursache war, sei mal dahingestellt. Das will ich gar nicht beurteilen. Jedenfalls bot das Spiel dadurch weniger Reiz im Bezug auf die Spannung. Leider blieben dann (und das muss ich dem Spiel ankreiden) auch noch einige relevante Nebencharaktere eher blass. Ihr Hintergrund wurde zwar ausreichend beleuchtet und in die Geschichte eingeflochten, aber letztendlich dienten sie für meinen Geschmack etwas zu offensichtlich nur als stereotype Level-Ziele .
Das Ende...
Die Spielmechanik: Optimal!
Spielerisch bewegt sich der dritte Serien-Ableger auf einem angenehm hohen Niveau. Die Gegner-KI reagiert meist relativ schlau und nutzt die gegebenen Fähigkeiten und Örtlichkeiten taktisch aus. Zumindest gilt das für die kleineren Gegner, denn die größeren verfolgen eine einfache Hau-Drauf-Politik .
Dazu passt auch das Level-Design. Es ist sowohl für die Geschichte und die Inszenierung, als auch im Hinblick auf die Spielmechanik gut durchdacht. Es fällt während des Spielens praktisch nicht auf, dass man eigentlich immer nur in eine Arena geworfen wird, bei der dann aus allen Ecken Gegner strömen. Die von mir ungeliebten Monstergeneratoren sind also schon noch irgendwie vorhanden, aber bei weitem nicht so auffällig wie in 'BioShock 2' . Einzig negativ machte sich ein kurzes Déjà-vu-Erlebnis beim Abschnitt 'Plaza of Zeal' bemerkbar. Die Anordnung der Gebäude erinnerte mich (unabhängig vom Aussehen) nämlich sehr stark an den 'Little Eden Plaza' aus 'BioShock 2' .
Der reine Shooter-Anteil wird durch die Zusatzkräfte angereichert, welche man ja schon aus den beiden ersten Teilen kennt. Außerdem gibt es wieder die Möglichkeit, auf Geschütze und andere hilfreiche Dinge in der Umgebung des Schlachtfeldes rückzugreifen. Als neue Elemente kommen hier die sogenannte Sky-Line und die Frachthaken hinzu, welche Angriffe aus der Luft bieten und ein gewisse Temposteigerung ins Spielgefühl einbringen. Die Steuerung ist aber trotzdem jederzeit flüssig und absolut präzise .
Und dann wäre da noch Elizabeth, welche den Spieler nicht nur für die Geschichte begleitet, sondern auch als eine Art Koop-Partner dient und den Spieler mit Items unterstützt (also passiv eingreift) oder auf Besonderheiten in der Umgebung hinweist. Ich liebe so etwas . Solche Koop-Charaktere sollten wirklich Standard sein, weil sie jede Spielwelt enorm bereichern! Aber das hatte ich ja auch schon im Abschnitt zur Inszenierung erwähnt.
Den Schwierigkeitsgrad empfand ich allgemein als sehr ausgewogen . Hierbei muss ich allerdings noch erwähnen, dass ich das Spiel auf dem Level "Schwer" durchgespielt habe. Normalerweise spiele ich ja beim ersten Mal immer auf dem Level "Normal". In diesem Fall hatte ich durch die DLC-Pakete jedoch so viele Boni erhalten, dass ich eine gewisse Anspruchslosigkeit befürchtete. Meine Entscheidung erwies sich dann auch als goldrichtig .
Die DLCs: Zurück zum Ursprung.
Die beiden Story-DLCs bewirken zwei Dinge. Zum einen geben sie natürlich den Nebencharakteren aus dem Hauptspiel mehr Raum. Und zum anderen schaffen sie eine direkte Verbindung zwischen den BioShock-Teilen.
Den Aspekt mit den neuen Infos zu den Hintergründen der Nebencharaktere finde ich persönlich eigentlich am interessantesten. Damit konnte einiges von dem ausgeglichen werden, was ich bei der Geschichte des Hauptspiels noch vermisste. Außerdem betrifft dies ja auch einige Charaktere der Vorgänger .
Trotzdem wird in den Episoden selbstverständlich jeweils eine eigene Geschichte erzählt. Die erste Episode wirkte dabei auf mich größtenteils eher wie eine Einführung zur zweiten Episode, welche die eigentliche Verbindung zu den Vorgängern schafft. Wenn man diese Erweiterung spielt, dann sollte man unbedingt beide Episoden spielen und beenden.
Eine Besonderheit der zweiten Episode ist die Änderung im spielerischen Bereich. Das Spielprinzip wechselt nämlich von einem reinen Shooter zu einem Schleichspiel . An dem Punkt mußte ich dann auch prompt an einen gewissen 'Thief'-Fanatica denken .
Bleibt noch der Nicht-Story-DLC zu erwähnen. Da es hier hauptsächlich um die reine Ausnutzung der Spielmechanik geht (= Ballern bis die Waffen glühen ), kommen Action-Freunde wohl am meisten auf ihre Kosten. Allerdings gibt es hier eine Art Museum, in dem man diverse Extras freispielen kann. Wer also gerne ein paar Artworks, MakingOf-Filme (als Kinetoskope ansehbar ), Musik und Charakter-Modelle aus diversen Produktionsstadien sehen möchte, der wird hier fündig. Außerdem gibt es tatsächlich noch ein paar Story-Fetzen in Form von 5 Voxophonen .
Ich finde die DLCs insgesamt wirklich durchaus gelungen. Episode 2 hat mir dabei natürlich am meisten Spaß gemacht. Ob man nun unbedingt die Verbindung zwischen den Serien-Ablegern braucht, ist eine andere Sache. Ich persönlich hätte auch gut damit leben können, wenn 'BioShock Infinite' ein eigenständiger Titel geblieben wäre (was er ohne die DLCs auch zweiflelos ist ).
Abschließende Worte:
An dieser Stelle möchte ich nochmals einen kurzen Vergleich zwischen den einzelnen BioShock-Teilen ziehen. Die erzählerische Komponentel mochte ich bei 'BioShock 1' am meisten. Die Geschichte ist auch heute noch gut und sie blieb damals für mich jederzeit spannend. Dass es noch keinen Bezug zu einem Vorgänger gab, spielt dabei sicherlich auch eine große Rolle. Der spielerische Inhalt gefällt mir hingegen bei 'BioShock Infinte' am besten. Alle Spielmechaniken wirken einfach wesentlich harmonischer aufeinander abgestimmt. Und die ganzen neuen Elemente machen das Spiel so richtig "rund" . 'BioShock 2' ist für mich der schwächste Teil. Er kann sowohl spielerisch als auch bei der Geschichte nicht mit den anderen beiden Ablegern mithalten.
Unabhängig davon, finde ich die Serie jedoch generell etwas überbewertet. Es sind zweifellos gute Spiele, aber eben nicht "die Überväter aller Spiele", die vielleicht sogar "eine neue Zeitrechnung einläuten" (). Es gibt genügend Spiele, die mir besser gefallen. Letztendlich bleibt das allerdings wohl eine reine Geschmackssache .
Die Inszenierung: Grandios!
Schon der Einstieg ist sehr atmosphärisch (und lockt einem BioShock-Veteranen ein kleines Schmunzeln ab ). Aber auch die Spielwelt selbst ist wunderschön gestaltet und bietet eine erfreuliche Abwechslung zum düsteren Unterwelt-Ambiente der beiden Vorgänger. Wenn man zum ersten Mal Columbia erblickt, wird man von der Farbenvielfalt geradezu geblendet .
Besonders gefallen hat mir vor allem, dass die Spielwelt wesentlich lebendiger wirkt. In Rapture war von der Zivilisation eigentlich nicht mehr viel übrig. Man konnte also nur noch die hinterlassenen Spuren verfolgen und durch Erzählungen nachvollziehen, wie es dort einmal gewesen sein muss. Hier wird man hingegen mit der ursprünglichen Welt konfrontiert. Man sieht die Menschen, man kann sich mit ihnen unterhalten oder einfach nur ihr Treiben beobachten. So spürt man das Leben auf Columbia quasi aus erster Hand und erlebt dann die weitere Entwicklung der Spielwelt hautnah mit.
Leider versiegt dieser Aspekt für meinen Geschmack etwas zu sprunghaft. Das ist aber vor allem dem Umstand der Handlung geschuldet . Als kleines großes Trostpflaster gibt es zum Glück Elizabeth . Dass sie den Spieler später nahezu durchgängig begleitet und nicht nur an Schlüsselszenen auftaucht, verstärkt die Bindung zu ihr und der Spielwelt enorm. Vor allem auch, weil sie sich eben nicht einfach nur wie eine mitlaufende KI verhält. Sie wirkt wie ein eigenständiges Wesen, dass sich auch mal selbst Zeit zum Erforschen nimmt oder einfach nur an eine Mauer lehnt. So würde ich mir das gerne in jedem Spiel wünschen.
Die Geschichte: Unterhaltsam.
Hier ist das Spiel für mich ein zweischneidiges Schwert. Insgesamt ist die Geschichte natürlich interessant genug, um den Spieler bei Laune zu halten. Aber leider hatte ich sie recht schnell durchschaut und damit war sie für mich größtenteils sehr vorhersehbar .
Das Ende...
Die Spielmechanik: Optimal!
Spielerisch bewegt sich der dritte Serien-Ableger auf einem angenehm hohen Niveau. Die Gegner-KI reagiert meist relativ schlau und nutzt die gegebenen Fähigkeiten und Örtlichkeiten taktisch aus. Zumindest gilt das für die kleineren Gegner, denn die größeren verfolgen eine einfache Hau-Drauf-Politik .
Dazu passt auch das Level-Design. Es ist sowohl für die Geschichte und die Inszenierung, als auch im Hinblick auf die Spielmechanik gut durchdacht. Es fällt während des Spielens praktisch nicht auf, dass man eigentlich immer nur in eine Arena geworfen wird, bei der dann aus allen Ecken Gegner strömen. Die von mir ungeliebten Monstergeneratoren sind also schon noch irgendwie vorhanden, aber bei weitem nicht so auffällig wie in 'BioShock 2' . Einzig negativ machte sich ein kurzes Déjà-vu-Erlebnis beim Abschnitt 'Plaza of Zeal' bemerkbar. Die Anordnung der Gebäude erinnerte mich (unabhängig vom Aussehen) nämlich sehr stark an den 'Little Eden Plaza' aus 'BioShock 2' .
Der reine Shooter-Anteil wird durch die Zusatzkräfte angereichert, welche man ja schon aus den beiden ersten Teilen kennt. Außerdem gibt es wieder die Möglichkeit, auf Geschütze und andere hilfreiche Dinge in der Umgebung des Schlachtfeldes rückzugreifen. Als neue Elemente kommen hier die sogenannte Sky-Line und die Frachthaken hinzu, welche Angriffe aus der Luft bieten und ein gewisse Temposteigerung ins Spielgefühl einbringen. Die Steuerung ist aber trotzdem jederzeit flüssig und absolut präzise .
Und dann wäre da noch Elizabeth, welche den Spieler nicht nur für die Geschichte begleitet, sondern auch als eine Art Koop-Partner dient und den Spieler mit Items unterstützt (also passiv eingreift) oder auf Besonderheiten in der Umgebung hinweist. Ich liebe so etwas . Solche Koop-Charaktere sollten wirklich Standard sein, weil sie jede Spielwelt enorm bereichern! Aber das hatte ich ja auch schon im Abschnitt zur Inszenierung erwähnt.
Den Schwierigkeitsgrad empfand ich allgemein als sehr ausgewogen . Hierbei muss ich allerdings noch erwähnen, dass ich das Spiel auf dem Level "Schwer" durchgespielt habe. Normalerweise spiele ich ja beim ersten Mal immer auf dem Level "Normal". In diesem Fall hatte ich durch die DLC-Pakete jedoch so viele Boni erhalten, dass ich eine gewisse Anspruchslosigkeit befürchtete. Meine Entscheidung erwies sich dann auch als goldrichtig .
Die DLCs: Zurück zum Ursprung.
Die beiden Story-DLCs bewirken zwei Dinge. Zum einen geben sie natürlich den Nebencharakteren aus dem Hauptspiel mehr Raum. Und zum anderen schaffen sie eine direkte Verbindung zwischen den BioShock-Teilen.
Trotzdem wird in den Episoden selbstverständlich jeweils eine eigene Geschichte erzählt. Die erste Episode wirkte dabei auf mich größtenteils eher wie eine Einführung zur zweiten Episode, welche die eigentliche Verbindung zu den Vorgängern schafft. Wenn man diese Erweiterung spielt, dann sollte man unbedingt beide Episoden spielen und beenden.
Eine Besonderheit der zweiten Episode ist die Änderung im spielerischen Bereich. Das Spielprinzip wechselt nämlich von einem reinen Shooter zu einem Schleichspiel . An dem Punkt mußte ich dann auch prompt an einen gewissen 'Thief'-Fanatica denken .
Bleibt noch der Nicht-Story-DLC zu erwähnen. Da es hier hauptsächlich um die reine Ausnutzung der Spielmechanik geht (= Ballern bis die Waffen glühen ), kommen Action-Freunde wohl am meisten auf ihre Kosten. Allerdings gibt es hier eine Art Museum, in dem man diverse Extras freispielen kann. Wer also gerne ein paar Artworks, MakingOf-Filme (als Kinetoskope ansehbar ), Musik und Charakter-Modelle aus diversen Produktionsstadien sehen möchte, der wird hier fündig. Außerdem gibt es tatsächlich noch ein paar Story-Fetzen in Form von 5 Voxophonen .
Ich finde die DLCs insgesamt wirklich durchaus gelungen. Episode 2 hat mir dabei natürlich am meisten Spaß gemacht. Ob man nun unbedingt die Verbindung zwischen den Serien-Ablegern braucht, ist eine andere Sache. Ich persönlich hätte auch gut damit leben können, wenn 'BioShock Infinite' ein eigenständiger Titel geblieben wäre (was er ohne die DLCs auch zweiflelos ist ).
Abschließende Worte:
An dieser Stelle möchte ich nochmals einen kurzen Vergleich zwischen den einzelnen BioShock-Teilen ziehen. Die erzählerische Komponentel mochte ich bei 'BioShock 1' am meisten. Die Geschichte ist auch heute noch gut und sie blieb damals für mich jederzeit spannend. Dass es noch keinen Bezug zu einem Vorgänger gab, spielt dabei sicherlich auch eine große Rolle. Der spielerische Inhalt gefällt mir hingegen bei 'BioShock Infinte' am besten. Alle Spielmechaniken wirken einfach wesentlich harmonischer aufeinander abgestimmt. Und die ganzen neuen Elemente machen das Spiel so richtig "rund" . 'BioShock 2' ist für mich der schwächste Teil. Er kann sowohl spielerisch als auch bei der Geschichte nicht mit den anderen beiden Ablegern mithalten.
Unabhängig davon, finde ich die Serie jedoch generell etwas überbewertet. Es sind zweifellos gute Spiele, aber eben nicht "die Überväter aller Spiele", die vielleicht sogar "eine neue Zeitrechnung einläuten" (). Es gibt genügend Spiele, die mir besser gefallen. Letztendlich bleibt das allerdings wohl eine reine Geschmackssache .