19.05.2016, 11:05
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.02.2021, 14:43 von Heinrich Reich.
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SonataFanatica schrieb:[...] Ist zwar schön zu lesen für Leute, die gerne einen Eindruck haben möchten, wie sich der Klassiker in der heutigen Zeit so schlägt, aber unfair ist es trotzdem. In der damaligen Zeit wurde das SO schlichtweg gar nicht wahrgenommen.Da irrst du dich. Im Jahre 1998 wurde die Interaktion mit der Spielwelt sehr wohl wahrgenommen - von mir auf jeden Fall . Ich denke dabei z.B. sofort an die Dorfbewohner in 'Link's Awakening' . Und das kam schon 1993 (!) auf den Markt. Das ist aber kein 'Dark Project'-exklusives Problem. Ich habe damals (!) selbst bei 'Zelda - OoT' bemängelt, dass man mit Epona eigentlich nicht viel machen kann und die Hylianische Steppe eben etwas trostlos ist. Die Interaktion ist mir schon immer wichtig gewesen. Und dass es damals nicht so ausgeprägt üblich war, meinte ich mit "veraltet" .
Natürlich sind Vergleiche mit anderen Titeln nicht fair. Darum mache ich das normalerweise auch nicht. Aber wie bereits angesprochen: Was hast du erwartet? Immerhin hast du mir 'Dark Project' als das Überspiel vorgehalten, welches andere Titel in den Schatten stellt und selbst heutige Spiele noch problemlos in vielen Belangen übertrumpft. Du hast mich also geradezu genötigt, darauf mal einen schärferen Blick zu werfen .
SonataFanatica schrieb:[...] Ich glaube zwar wohl, dass du dich ebenfalls von Spielen so fesseln lässt wie ich – das alles ist nicht abwertend gemeint! – aber deine Worte klingen so, als ließest du dich schneller aus der Atmosphäre herausreissen.Ob ich mich schneller herausreißen lasse als du, mag ich nicht beurteilen.* Wenn alles ineinander greift, dann passiert mir das eigentlich nicht. Es muss einfach ein durchgängiger Spielfluss vorhanden sein. Das ständige Hängenbleiben an irgendwelchen (ggf. unsichtbaren) Kanten oder völlig abwegiges Verhalten der Charaktere stören jedoch so einen Fluss. Das ist fast wie eine Texteinblendung "Und vergiss bitte nicht, das ich nur ein Spiel bin".
Bei einem 'Colonization' oder 'Transport Tycoon' merke ich zum Beispiel nicht mehr, dass ich in einem Spiel bin bzw. mich eigentlich ständig nur durch Menüs klicke. Insofern bin ich also schon der Meinung, dass es eher am Spiel liegt. Aber wenn dich solche Dinge nicht aus der Atmosphäre ziehen (du sie also relativieren kannst ): Schön für dich .
*Edit:
Im Zusammenhang mit deiner Aussage zu BioShock Infinite (siehe Spoiler), würde ich die Frage doch klar zu meinen Gunsten verneinen. Soll heißen: Ich denke, dass du derjenige bist, der sich von uns beiden schneller aus der Atmosphäre reißen lässt .
SonataFanatica schrieb:Also mal anders gefragt (denn ich lese gerade, wie du vom Kathedralen-Level schreibst):Hallo? Ich bin doch kein seelenloser Roboter! Selbstverständlich hatte ich echte Erlebnis-Momente. Sicherlich nicht die gleichen wie du, aber sie waren da. So etwas habe ich nahezu bei jedem Spiel (mal von Arcade-Kram abgesehen ). Es ist also kein Alleinstellungsmerkmal eines bestimmten Spiels. Und es ist vor allem etwas, das ich erwarte. Darum spiele ich ja schließlich .
Wenn du mal ausschließlich über das Erlebnis nachdenkst... die Entdeckung der bizarren Räume in Constantines Anwesen... das Erreichen und Erforschen der verlorenen Stadt... das Stapfen durch die Ruinen des Gesperrten Viertels und später deine hallenden Schritte in der verfluchten Kathedrale... das Betreten der einzelnen kleinen Gemächer im Hammeritentempel... das Durchqueren der Hammeriten-Fabrik um das Cragscleft-Gefängnis zu erreichen... der Moment, als du das Quintushorn vom Podest nahmst... hat all das wenigstens irgendwas in dir ausgelöst? Oder warst du so von Technik, Grafik und deinen Erinnerungen an "The Last of Us" abgelenkt, dass es einfach an dir vorüber gezogen ist...?
Damit mich so ein Moment aber wirklich umhaut oder in Euphorie versetzt, muss er wirklich etwas besonderes sein. Meistens wirkt das auch nur beim ersten Spielen so richtig intensiv (das erste Mal bei strömendem Regen ins Schloss von Hyrule bei 'Zelda3', das erste Mal die Gaur-Ebene in 'Xenoblade Chronicles' erkunden, das erste Mal eine geheime Welt in 'Super Mario World' gefunden, etc.). Je öfter man das wiederholt, desto mehr nutzt es sich ab. Der Zauber ist zwar noch da (bei alten Lieblingen kommt dazu dann meist noch Nostalgie ), aber eben nicht mehr in dem Maße, wie beim ersten Mal.
Bei 'Dark Project' hatte ich diese "Über-Momente" allerdings nicht (das Opernhaus war zumindest nah dran ). Und so, wie du "deine Momente" beschreibst, werden sie vom Spiel auch nicht allgemein herübergebracht. Das ist also deine ganz persönliche Erfahrung, die sich nicht zwangsläufig mit der von anderen Spielern deckt (hallende Schritte? - ich bin ein geräuschloser Schleicher , etc.).
Übrigens: Ich habe während des Spielens nicht ein einziges Mal über 'The Last Of Us' oder andere Spiele nachgedacht. Das habe ich erst hinterher, im Rahmen des Fazits, gemacht. Und die Grafik war mir, wie bereits erwähnt, sowieso egal (du weißt aber doch selbst, dass frühe 3D-Titel keine Augenweide sind ). Lediglich die Sachen mit der KI, der Steuerung und teilweise auch dem Level-Design kamen natürlich zwischendrin mit hoch. Solche Dinge müssen eine Spielerfahrung nicht mal dauerhaft dominieren, aber sie bleiben eben im Gedächtnis hängen. Gerade dann, wenn sie einen oft aus der Atmosphäre gerissen haben oder man sich einfach sehr darüber ärgert. Und es ist für mich nun mal ganz normal, dass ich bei einem Fazit alle Aspekte beleuchte und dann auch solche Dinge erwähne.
Je länger ich darüber sinniere, desto mehr fällt mir auf, wie viele beeindruckende Spiele ich damals schon gespielt habe. Aber desto mehr fällt 'Dark Project' für mich auch hinten ab . Selbst damals wäre meine Bewertung wahrscheinlich nicht in dem Maße überschwänglich ausgefallen wie deine. Nicht, weil es schlecht ist, sondern weil ich schon bei anderen Titeln die Erlebnisse hatte, die du erst mit 'Dark Project' gemacht hast. Ich kann meine Erfahrungen als Spieler ja auch nicht einfach ausblenden. Die gehören schließlich zu mir. Und mittlerweile sind es eben noch mehr .