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[Info] Googel googelt nur noch Müll...
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Die Suchmaschine Google, berühmt für ihre Treffsicherheit, fördert seit kurzem Unmengen von Werbemüll zu Tage.

Gesucht: eine Hobelmaschine. Gefunden: ein Sumpfhuhn aus Plüsch. Solche Treffer liefert neuerdings die Suchmaschine Google. Wer sie nach den Begriffen "Hobelmaschine" und "Testberichte" fahnden lässt, erhält unter den ersten zehn Fundstellen fast nur Müll: missgestaltete Seiten, die Warenangebote beim Auktionshaus Ebay auflisten - darunter auch Hobelmaschinen, aber vor allem Marmorkamine, Handmixer und allerhand Hundespielzeug ("Plüsch-Sumpfhuhn"). Von Testberichten keine Spur.
Nicht nur Heimwerker sind ratlos. Auch sonst liefern viele Anfragen bei Google befremdliche Treffer. Sie führen zu wirren Link-Sammlungen oder schlampig zusammengeleimten "Shopping-Portalen", die mitunter nicht einmal den gesuchten Begriff enthalten.

Was ist los mit Google? Bislang zauberte diese Suchmaschine doch meist auf Anhieb nützliche Fundstellen hervor. Und nun verfällt sie in wunderliche Delirien.

Schuld sind Scharen von Moglern, die sich in den Ergebnislisten trickreich nach vorn rempeln. Die meisten leben davon, dass sie Online-Händlern wie Ebay oder Amazon Kunden zutreiben. Bei Ebay kassieren die Vermittler vier Euro für jeden Neuling, der sich dort als Teilnehmer einträgt. Bei Amazon gibt es bis zu 15 Prozent des Einkaufswerts.

Die Kundenfänger sitzen überall im Internet. Ihre Filialen gleichen Riesenstaubsaugern, die möglichst viele Anfragen auf sich lenken. Jeder Suchbegriff, der auch nur entfernt nach Käuflichem klingt, ist als Beute interessant. Selbst die arglose Suche nach deutschsprachigen Informationen über ein Pyrenäendorf namens Montaillou wird abgefangen: Acht der ersten zehn Treffer führen - auf verschiedenen Wegen - zu ein und demselben Buch bei Amazon.

Andere Anfragen landen bei verlockenden Adressen wie Preisvergleich.net oder http://www.audio-hifi-billig.de, die sich mit Zehntausenden Tochterseiten zur großen Schnäppchenjagd andienen. Der ahnungslose Kunde kann klicken, wo er will: So gut wie alle Links führen zu Ebay.

Wie kommen die Wegelagerer in die Trefferlisten? Meist verschleiern sie zunächst die Natur ihres Angebots (siehe Grafik): Die Suchroboter von Google bekommen Seiten vorgezeigt, die auf bestimmte Suchbegriffe (etwa "Hobelmaschine" oder "Testberichte") perfekt zu passen scheinen. Menschliche Besucher aber werden flugs umgeleitet an die Orte, die dem wahren Geschäftszweck dienen.

Ein weiterer Trick bewirkt, dass Google die präparierten Seiten auch noch für besonders populär hält: Oft gehören sie zu riesigen "Linkfarmen" - das sind Geisterreiche aus unzähligen Web-Seiten, die alle mit Links aufeinander verweisen. Für Google ist das der Maßstab der Relevanz: Adressen, zu denen viele Links von anderswo im Netz führen, genießen offenbar hohe Wertschätzung. Sie werden deshalb weit oben in den Trefferlisten platziert.

Das war die bahnbrechende Idee der Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin. Die ehedem schier unlösbare Frage, welche Fundstellen für eine Suchabfrage nützlich sein könnten, reichten sie einfach ans Internet weiter: Wichtig ist, was dort als populär gilt. Der Rang einer Website wird quasi durch Volksabstimmung ermittelt. Die Wegelagerer mit ihren Linkfarmen und Umleitungen nutzen nun die Schwäche dieser Demokratie: durch Wahlbetrug im Großmaßstab.

Von den Schwindlern profitieren nicht nur Ebay und Amazon. Hunderte Unternehmen, darunter Karstadt, Otto und T-Mobile, zahlen Provisionen für Zutreiber, genannt "Partner". Die Organisation übernehmen Firmen wie Zanox oder Affilinet, die scharenweise Partner einwerben - 55 000 hat allein
Google

Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin: Fluch der Demokratie


Affilinet unter Vertrag. Die meisten davon betreiben die Kundenakquise, ohne sich bei Google nach vorn zu schummeln.

Die Hoffnung auf ein paar schnelle Euro lockt aber auch Freizeitpiraten, denen jedes Mittel recht ist; es genügt ihnen, wenn von tausend Gekaperten nur einer hängen bleibt.

Mit technischen Mitteln allein ist das Treiben schwer zu unterbinden. Am ehesten könnte noch eine Art Selbstkontrolle funktionieren. Denn zumindest die großen Marketing-Firmen wie Affilinet haben nichts davon, wenn das ganze Suchsystem unter dem Müll der getricksten Fundstellen zusammenbricht.

Allerdings wimmelt es bereits von Einzelgängern, die auf eigene Faust arbeiten. Einer von ihnen ist Thomas Decker aus Oberhausen. Der gelernte Dreher hat vor kurzem das Auktionsportal groscho.com aufgebaut. Dafür betreibt Decker nun ein kleines Imperium der Zutreiberei in eigener Sache. Es besteht aus etwa 70 000 Seiten, verteilt auf appetitliche Domänen wie dollarking.de, gewinnspielbonus.de oder startseite-lotto.de.

Egal, auf welchen Pfaden die Beutekunden in diese Wirrnis geraten, sie werden immer nur auf die Eingangsseite von groscho.com katapultiert. Auf diese Weise hat Decker, wie er stolz berichtet, in drei Monaten "200 000 Leute angelockt".

Genützt hat es nicht viel. Das Auktionshaus groscho.com hat 9105 Abteilungen, und die meisten sind leer. Letzter Stand der Geschäfte: Für fünf Artikel liegen Gebote vor.

quelle: spiegel.de
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