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[Kritik] CD-Rezensionen
#4
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[Bild: sonataodtq.jpg]


Interpret: Sonata Arctica
Titel: The Days Of Grays
Format: Album
Release: 18.09.2009
Genre: Symphonic Power Metal

Anspieltipp:
Bevor ich das erste Mal das neue Sonata-Album gehört habe, hatte ich folgende Einstellung: "ich liebe die Unia genau so sehr wie alle vorherigen Sonata-Alben (bin jetzt seit 11 Jahren, sprich: seit Ecliptica, großer Fan der Band). Insofern KÖNNEN Sonata Arctica für mich persönlich absolut nichts falsch machen, egal wie das neue Album wird!" Dieses Urteil trifft jetzt, nach mehreren Durchläufen (ich habe das Album jetzt so ca. 10-12 mal durchgehört), durchaus noch zu, allerdings mit ein paar kleinen Abstrichen. Zurück bleibt eine Mischung aus (größtenteils) Begeisterung und (einem kleinen Bißchen) Ernüchterung.

Zuallererst muss ich sagen, dass mir seit der Silence von 2001 kein so wunderschönes Intro mehr untergekommen ist, wie hier mit "Everything Fades To Gray (instrumental)". Unglaublich schöne melancholische Klavier-Klänge und atmosphärische Keyboard-Akkord-Teppiche - das ist genau das, was ich mir von Sonata Arctica wünsche!

Was einem dann mit "Deathaura" entgegenkommt, erinnert in den ersten, sehr dramatischen symphonischen Tönen direkt an Dimmu Borgir, was allerdings nur so lange vorhält, bis die wirklich begabte Gastsängerin Johanna Kurkela die ersten Gesangslinien des Albums einleitet. Von diesem wirklich pompösen, märchenhaften, teils gemäßigten, teils schnellen Meisterstück bin ich absolut hingerissen! Nachdem mir viele meiner Freunde zuerst erzählt hatten, das neue Album sei enttäuschend, war ich bereits nach dem ersten Hören dieses Songs extrem positiv überrascht! Da ist es wieder: das unvergleichliche Sonata-Gefühl! Deshalb liebe ich die Band so sehr!

Mit dem bereits als Single ausgekoppelten "The Last Amazing Grays" geht es weiter und ich muss sagen, dass der Song direkt im Anschluss an "Deathaura" noch VIEL besser funktioniert als einzelnstehend (wie auf der Single). An die Epik des vorherigen Tracks knüpft diese Midtempo-Halbballade nämlich perfekt an und der wunderschöne Refrain sowie die melancholische Wolf-Thematik gehen unter die Haut.

Anschließend folgt der Song, den die meisten Unia-Gegner wohl als einziges wirklich gutes Stück betrachten dürften: "Flag In The Ground". Ich persönlich muss sagen, dass es mich einerseits sehr gefreut hat, dass die Jungs einen weiteren sehr guten Song aus ihrer Demo-Zeit (als sie sich noch Tricky Beans nannten) neu aufgelegt haben. Andererseits war ich aus genau diesem Grund auch ein bißchen enttäuscht, zumal ich mir schon gedacht hatte, dass dies der einzige Song in dem Stil werden würde und ich den Ursprungssong ja schon kannte. Doch nach wie vor macht das Lied viel Spaß und wird 99% der Sonata-Fans sehr zufriedenstellen. Einer der kraftvollsten Songs des Albums ist "Flag In The Ground" (das man vielleicht mit "The Cage" oder "Black Sheep" vergleichen kann) mit Leichtigkeit!

Das, was nach "Flag In The Ground" folgt, tat ich nach den ersten zwei Durchläufen des Albums als "langweilig", "irrelevant" und/oder "nervig-unnachvollziehbar" ab und war ziemlich von dem Album enttäuscht, sodass ich die ganzen negativen Reaktionen auf das Album gut verstehen kann. Doch ich kannte so etwas ja schon ansatzweise von der Unia, sodass ich das neue Album nun ebenfalls nicht direkt in die Ecke schmeissen konnte. Besonders nicht, da mich die ersten Tracks so begeistert hatten!

Dass "Breathing" als Ballade dennoch recht dünn auf der Brust ist, lässt sich auch nach mehrmaligem Hören nicht leugnen. Der sehr langsame Song kommt einfach nicht an ein "Tallulah" oder "Shy" heran. Wirklich schade - ich hätte nicht gedacht, dass mich eine Sonata Arctica-Ballade einmal langweilen würde! "Under Your Tree" von Unia war schon hart an der Grenze, doch "Breathing" fehlt es noch viel mehr an Substanz.

Hoffnungen auf ein zweites "In Black And White" oder "The Harvest" kamen auf, als ich den Anfang von "Zeroes" hörte. Leider verliert sich der Song nach dem Einleitungsteil ein wenig in einer verwirrenden Struktur. Wenn man ihn ein paar Male gehört hat, weiß die stampfende Midtempo-Hymne aber doch noch zu überzeugen - auch wenn die Refrain-Melodie untergeht und sich kaum vom Rest des Songs abhebt.

Nach diesen beiden, für Sonata Arctica doch recht untypischen (weil mäßigen) Songs geht es nun mit "The Dead Skin", "Juliet" und "No Dream Can Heal A Broken Heart" wieder bergauf. Zunächst kamen mir gerade diese drei Songs so vor, als würde Tony mehr erzählen, als dass er Songs singt, denn es gibt kaum Stellen, die sich klassisch reimen oder einem festen Schema unterliegen. Doch die wiederholten Hördurchläufe haben sich wirklich gelohnt, denn "The Dead Skin" und besonders "No Dream Can Heal A Broken Heart" versorgen über ganze Strecken mit Ohrwürmern und bleiben auch lange nach dem Durchhören des Albums noch im Kopf. Und "Juliet" (wenn der Gesang auch prompt und unmittelbar beginnt) begeistert besonders aufgrund der tollen symphonischen Arrangements, die die "Caleb"-Story mit Betonung auf Dramatik weiterführen!

Mit dem dauerhaften Orgel-Teppich, der als Unterlegung für das dann folgende "As If The World Wasn't Ending" dient, erinnert der Song ganz entfernt an "For The Sake Of Revenge" (den Song, nicht die DVD ;D), doch leidet der Song unter der selben Krankheit wie "Zeroes": der Refrain sticht einfach nicht als ein solcher heraus und klingt belanglos. Als Totalausfall würde ich den Song nicht bezeichnen, denn er geht schon ins Ohr - aber er ist leider etwas schwach auf der Brust.

Bei "The Truth Is Out There" gefällt mir ganz besonders die kraftvolle Sequenz, die den Song einleitet und ihm später wieder refrainartig Würze gibt! Zwar kommt einem der Song zunächst etwas wirr vor, aber das ist nichts, was ein bißchen Geduld nicht lösen könnte. Bereits nach kurzer Zeit sind die wiederkehrenden Elemente des Songs genau das, was man nach dem Durchhören des Albums noch im Ohr behält. Ein toller Song, der zwischen Halbballade und Midtempo-Kracher hin- und herwechselt.

Das einzige, was mir den Genuss an der "Diesmal-mit-Gesang"-Version von "Everything Fades To Gray" gehörig vermiest, ist die Tatsache, dass Tonys Gesang größtenteils modifiziert wurde, sodass es fast so klingt als singe er durch ein altes Grammophon oder so. Wer um Himmels Willen hat sich SO ETWAS ausgedacht? Was soll das? Klar, die Instrumentierung ist die gleiche geblieben und ist dementsprechend ebenso wunderschön wie noch als Opener des Albums - und wird nach dem Ablauf der Spielzeit des Intros noch überraschend und mit besonders bombastischer Dramaturgie weitergeführt. Aber der Effekt, der über den Gesang gelegt wurde, dämpft das Hörerlebnis dieses sonst sehr schönen Schlussstriches der regulären Tracks des Albums.

"In The Dark" (der Bonustrack für Europa und die USA) klingt von der grundlegenden Melodie her ein wenig nach einer Powerballade der 80er Jahre, die so auch von Bonnie Tyler oder so hätte kommen können. Nach und nach entwickelt sich der Song jedoch zu einem super hörbaren Stück, das hin und wieder wie eine langsamere Variante eines "PeaceMaker" oder so wirkt. Nichts Überragendes aber sehr solide!

Und jetzt wird's ziemlich gemein. Denn die beiden Japan-Only-Bonustracks "Nothing More" und "In My Eyes You're A Giant" sind supergeniale Uptempo-Sonata-Kracher, die so auch auf "Silence", "Winterheart's Guild" oder "Reckoning Night" gepasst hätten!! Wenn die Band sich entschieden hätte, diese beiden Songs anstelle von... sagen wir... "Zeroes" und "Breathing" auf das Album zu packen, wären die Fans des alten Sonata-Stils VOLLENDS zufrieden gewesen!!
(Schon bei der Japan-Edition der Unia hab ich mir damals gedacht "hätten sie statt 'Under Your Tree' doch bloß den Japan-Bonustrack 'They Follow' als reguläre Ballade für das Album genommen - es wäre so perfekt gewesen"!! Doch hier ist es noch eine Ecke ärgerlicher, da dem regulären Album doch schließlich ein bißchen mehr Geschwindigkeit gutgetan hätte!)
"Nothing More" geht dabei schon fast in eine Ecliptica-Richtung und mutet im Refrain wie ein etwas langsameres "Blank File" an, während "In My Eyes You're A Giant" stark an "Paid In Full" erinnert, nur eine Ecke fröhlicher! Ich sag nur: Japan-Edition nachkaufen (wie ich das getan habe) oder die Tracks einzeln als Download kaufen, falls das irgendwie möglich ist! Es lohnt sich!!!

Zusammenfassend kann man sagen, dass The Days Of Grays die pompöse und epische Seite von Unia weitergeführt hat und vom Tempo her ein wenig gemäßigter geworden ist. Meiner Meinung nach fügt sich das Album als konsequente Weiterentwicklung, mit einigen kleinen Rückbesinnungen auf alte Tage, perfekt in die Reihe der Sonata-Alben ein, auch wenn es ein paar enttäuschende Momente bereithält. Die Jungs hätten ein paar mal mehr auf das Gaspedal treten und hier und da die Refrains besser ausarbeiten sollen.
Volle "Punktzahl" vergebe ich trotzdem - allein schon aufgrund der Tatsache, dass der Großteil des Albums absolut grandios geworden ist!! Das Album braucht viel - und ich meine wirklich VIEL - Geduld, bis es richtig zündet. Mehr noch als Unia! Doch die "Mühe" lohnt sich wirklich! Denn nach mehreren Durchläufen lässt einen The Days Of Grays, ebenso wie der Vorgänger, einfach nicht mehr los!
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