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[Kritik] CD-Rezensionen
#5
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[Bild: uniawcie.jpg]


Interpret: Sonata Arctica
Titel: Unia
Format: Album
Release: 25.05.2007
Genre: Symphonic Progressive Power Metal

Anspieltipp:
Puh. Das erste Wort, das mir nach dem ersten Durchhören des Albums in den Sinn gekommen ist, war: Puh! Man ist schlichtweg überwältigt von der Fülle und dem Abwechslungsreichtum. Sonata klingen auf ihrem neuen Album ungewohnt progressiv und wesentlich weniger eingängig als noch zuvor. Man sollte auf jeden Fall mehr Zeit in das Album investieren, denn dann entwickelt es sich zu einem derartigen Dauerbrenner, dass man garnichts neues mehr hören will. Ich habe ungefähr 2 Wochen gebraucht, um mich mit dem neuen Material anzufreunden und noch eine weitere Woche für einen bestimmten Song - dazu aber später. Im Großen und Ganzen hat sich der Stil von Sonata Arctica dahingehend geändert, dass die typischen Dauer-Doublebass-Teppiche nicht mehr vorhanden sind - zugunsten eines wesentlich variableren Drummings und abwechslungsreicheren Songstrukturen. Auf gut deutsch: diesmal kein "My Selene" oder "Blank File". Dafür mehr der Marke "White Pearl, Black Oceans", "Wildfire" oder "Don't Say A Word". Viele Rezensenten beschrieben das neue Album als die logische Entwicklung nach Reckoning Night, was ich allerdings nicht hundertprozentig unterschreiben kann. Dafür unterscheiden sich die Alben einfach zu sehr.

Ich gebe dem Album die Höchstpunktzahl. Es ist das absolute Meisterwerk der Band und ein riesiger Schritt nach vorn. Während einige Fans vielleicht vorerst enttäuscht sein werden, weil diese typischen Mitsing-Refrains à la "Replica", "FullMoon" oder "The Cage" nicht direkt vorhanden sind, werden anspruchsvolle Metal-Fans aufhorchen und sich verzaubern lassen. Ich gebe eine uneingeschränkte Kaufempfehlung! Wer dieses Album nicht kennt, hat wirklich etwas Großes verpasst.

Wer möchte, kann sich nun noch die Rezension der einzelnen Songs durchlesen. Viel Spaß!

1.) In Black And White
Der Opener des Albums beginnt mit einer Atmosphäre, die entfernt an die Keyboards des Songs "Dream Thieves" erinnert. Von der Songstruktur bemerkt man direkt, dass Sonata wesentlich progressiver sind als bisher. Ein kleines Bißchen erinnert der Mittelteil von Tonys Gesang her ein wenig an "Abandoned Pleased Brainwashed Exploited", allerdings ist das Drumming im Einklang mit den Gitarren sehr viel rhytmischer. Thematisch scheint es darum zu gehen, dass man nicht blindlings allen Erwartungen entsprechen will, sondern sein eigenes Ding durchzieht. Alles in allem ein perfekter Startschuss für das Album.

2.) Paid In Full
Die erste Singleauskopplung (bereits erhältlich seit dem 27.04.2007) und ein wunderschöner Song. Vom Rhytmus her am ehesten mit "Don't Say A Word" vergleichbar, dabei schön mit vereinzelten Keyboardanschlägen verziert. Tony hatte diesen Song eigentlich für Finnlands Variante von Pop Idol geschrieben, hat allerdings dann gemerkt, dass der Song dafür viel zu gut ist und so haben Sonata den Song selbst verwendet. Dieser Song ist noch am eingängigsten und entwickelt sich direkt beim zweiten Hören zum Ohrwurm. Zudem ist der Text, der davon handelt, dass man erst lernen muss, sich selbst zu lieben, bevor man jemand anderes lieben kann, einfach wunderschön.

3.) For The Sake Of Revenge
Ja, derselbe Titel, der bereits für die Live-DVD verwendet wurde. Entgegen den Erwartungen ist aus diesem Song nicht der typische Wolf-Song geworden, der inzwischen jedes Sonata-Album ziert. Stattdessen ist es eine sehr düstere Halbballade, die in etwa dem Flair von "Broken" oder "Blinded No More" entspricht, jedoch ist die Atmosphäre noch eine ganze Ecke verzweifelter und wird von einem sehr tiefen Synthesizer-Unterton noch betont.

4.) It Won't Fade
Der Wolf-Song dieses Albums. Einer meiner absoluten Lieblingssongs. Der Refrain ist einer der stärksten des Albums. Es dauert eine Weile, bis man dessen Struktur nachvollziehen kann, doch bald entdeckt man, dass es sich um einen echten Ohrwurm handelt. Stampfendes Riffing, wunderbar mächtiger Chor-artiger Refrain und ein wunderschöner, von seichten Keyboards getragener Mittelteil. Zudem wird auch hier mehrmals mit dem Tempo des Songs variiert, sodass die sechs Minuten lang absolut keine Langeweile aufkommen kann.

5.) Under Your Tree
Eine der beiden Balladen des Albums. Ich bin mir noch immer nicht ganz sicher, aber thematisch scheint er davon zu handeln, dass Tony einen verstorbenen Freund von sich begräbt. Laut Tony Kakko geht es dabei um einen Hund, der lange Zeit an der Seite des Menschen gelebt hat. Allein bei dem Songtext kommen einem die Tränen. Stilistisch vielleicht mit "Tallulah" oder "The Misery" zu vergleichen.

6.) Caleb
Bei Caleb handelt es sich um die Vorgeschichte der Songs "The End Of This Chapter" und "Don't Say A Word", in dem man erfährt, warum der Stalker-Typ aus den genannten Songs so geworden ist. Es geht um seine Kindheitsgeschichte, die mehr als tragisch ist. Das Grundriff des Songs ist einfach der Oberhammer. Stampfendes Riffing, hier und da verziert mit Obertönen und dazu Tony's herzzerreissender erzählerischer Gesang. Im letzten Drittel kommt dann ein kurzer Break, gefolgt von einem derart hymnenartigen und triumphalen Chor, dass man sich gleich an Blind Guardian erinnert fühlt. Doch damit nicht genug: es folgt das genialste Gitarrensolo des Albums und ein Vocal-Crescendo, dass es dem Fan die Freudentränen in die Augen treibt, nur um im nächsten Moment mit einem völlig genial-anderem Riffing auszufaden. Mein absoluter Lieblingssong! Selbst mein bisheriger Dauerbrenner "The Boy Who Wanted To Be A Real Puppet", den ich gern als 'geistigen Vorläufer' dieses Songs bezeichne, kann da nicht mehr mithalten.

7.) The Vice
Tja, und jetzt wird's progressiv. Wo die erste Hälfte des Albums noch relativ gemäßigt war, wird die zweite Hälfte zum Lebenselixier von Fans vertrackter Strukturen. Man kann sich The Vice ungefähr vorstellen wie die progressiven Zwischenteile von "White Pearl, Black Oceans" - nur noch eine Ecke verrückter und streckenweise sogar humoristisch! Ich bin auch der Meinung, dass der Song stark nach der Zehn-kleine-Negerlein-Thematik klingt. Aber überzeugt euch davon lieber selbst. Sehr genial ist auch das Fade-Out in Form eines virtuosen Piano-Parts.

8.) My Dream's But A Drop Of Fuel For A Nightmare
Ja, der Songtitel ist Programm. Dies ist er also, der Song für den ich noch eine weitere Woche benötigt habe, um damit warm zu werden. Hiermit liefern Sonata ihren komplexesten Song aller Zeiten ab. Wer Symphony X und neuere Blind Guardian Songs mag, wird von dem Stück begeistert sein. Allerdings (wie gesagt) erst nach einer angemessenen Eingewöhnungszeit. Sobald man ungefähr weiß, welcher Teil im Song wann kommt (was wirklich seine Zeit dauert), sieht man ein, wie absolut genial der Song doch ist. So wird der geneigte Leser auch verstehen, warum ich gar nicht erst versuche, den Song mit bisherigen Sonata-Songs zu vergleichen. Dies ist eher Sonata's Antwort auf Guardian's "And Then There Was Silence".

9.) The Harvest
Wer "Wildfire" vom Reckoning Night-Album mochte, wird The Harvest lieben! Thematisch scheint es eine Art Fortsetzung des Songs zu sein. Zudem gibt es gleichermaßen aggressive Vocals (teilweise sogar extreme Shouts), böse 'Jahrmarkt-Keyboards' und eine kurze emotionale Verschnaufpause vor dem Ende des Songs sorgen für Gänsehaut und Euphorie.

10.) The Worlds Forgotten, The Words Forbidden
Ursprünglich für Sonata's PC-Spiel "Winterheart's Guild" geschrieben, verbreitet der Song (ernsthaft!) eine eisige Atmosphäre. Gedämpfte, verzweifelnde, teils wimmernde Vocals sorgen für Gänsehaut, bis im zweiten Teil des Songs schrammende Gitarrenriffs einsetzen. Noch nie wurde das 'Arctic' in 'Sonata Arctica' so sehr betont.

11.) Fly With The Black Swan
Die absolut geniale Geschichte einer Person, die im Körper eines schwarzen Schwans zwischen Leben und Tod festhängt und sich anderer Leute Seelen aneignet um sein Ableben zu verzögern. Der Gesang in den 'marschierenden' Strophen klingt eher freudig und trotzig (erinnert an den Blind Guardian Song "A Dark Passage"), während die Bridge und der Refrain wehmütig und mitleiderregend klingen.

12.) Good Enough Is Good Enough
Die zweite Ballade des Albums - und was für eine! Erstmals benutzen Sonata Arctica echte Streicher - und nicht nur ein 'String Quartet' sondern eine ganze 'String Band'! Neben den Streichern ist ausschließlich Tony's gefühlvolle Stimme zu hören. Ein wunderschöner Gänsehaut-Song, der ein ganz kleines Bißchen vielleicht mit "Draw Me" zu vergleichen ist. Zunächst mag der Song vielleicht etwas langweilig klingen, aber bereits nach kurzer Zeit möchte man ihn schon nicht mehr missen.


Was für ein Album!
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