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[Kritik] CD-Rezensionen
#26
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[Bild: 81ztazidtcl._sl1400_as5u40.jpg]


Interpret: Riverside
Titel: Love, Fear and the Time Machine
Format: Album
Release: 04.09.2015
Genre: Progressive Rock / Progressive Metal / Artrock

Anspieltipp:
Ich bin nun schon seit 2004 riesiger Riverside-Fan. In meiner Sammlung befinden sich inzwischen alle Singles, EPs, Alben und natürlich auch alles von Lunatic Soul. Als die Polen 2009 Anno Domini High Definition veröffentlichten, welches auf die schwer zu toppende erste Album-Trilogie folgte, stand eines fest: Inzwischen darf man sich bei jedem neuen Album überraschen lassen, in welche Richtung sich die Jungs bewegen würden. ADHD war wesentlich rasanter (um nicht zu sagen hektischer) als die chilligen, düsteren und einzigartigen Vorgänger. Doch schon auf der 2011er EP Memories in My Head wurde klar, dass es wird in Zukunft wieder in gelassenere Sphären gehen würde. Shrine of New Generation Slaves, welches 2013 erschien, bot folgerichtig wieder vertraute und dennoch innovative Riverside-Kost. Aufregend in den Songstrukturen, melancholisch in der Atmosphäre und unverkennbar Riverside.

So stellte sich anschließend natürlich die Frage: Was schüttelt die Band als nächstes aus dem Ärmel?

Schon vor mehreren Monaten ließ Mariusz Duda verkünden, dass das neue Album eine abgeänderte Stilrichtung verkörpern würde: Ohrwurmige Melodien in 70er und 80er Atmosphäre sollten zentrales Element werden, während das Album wesentlich positiver und erhebender klingen sollte als alles bisherige, das Riverside so veröffentlicht haben. Und was soll man sagen? DAS ist definitiv gelungen. Sicherlich hat man hier auch wieder melancholische Momente, den grandiosen Gesang von Mariusz Duda und viele Elemente des typischen Riverside-Stils. ABER...

So richtig "typisch Riverside" ist dieses Album nicht geworden. Es geht auf Love, Fear and the Time Machine wesentlich ruhiger zu – das aber nicht im Stil ihrer früheren Balladen ("Conceiving You", "Us", "Acronym Love", "We Got Used to Us", etc.), sondern viel mehr im Stil alter Porcupine Tree! Wenn fast das halbe (reguläre) Album so auch locker auf Steven Wilsons Alben Platz gefunden hätte – abgesehen von Dudas Gesang – dann bekommt man als Riverside-Fan eher gemischte Gefühle. Besonders "Lost", "Towards the Blue Horizon", "Time Travellers" und "Found" gehen diesen Weg. Sicherlich ist das nichts partout Schlechtes, aber es kratzt ein wenig an der Unverkennbarkeit der Band. Sagen wir mal so: Würde man auf dieses Album "After", den Opener von Second Life Syndrome, packen, würde das beinah schon wie ein Stilbruch wirken.

Doch viele der vorgenannten Songs kriegen glücklicherweise zwischendurch doch noch die Kurve. Der Opener "Lost" und das spätere "Towards the Blue Horizon" bekommen jeweils in der zweiten Hälfte den unverkennbaren Riverside-Kick. Und glücklicherweise bekommt man dann doch Songs, die wieder in typischem Riverside-Bodensatz angesiedelt sind. Das motivierende "Under the Pillow" lässt auch den kritischsten Fan wieder lächeln, das schnelle "#Addicted" erinnert ein klein wenig an das Rapid Eye Movement-Album, "Caterpillar and the Barbed Wire" kommt fast wie ein energiegeladener Gegenpart zum Song "Second Life Syndrome" rüber und "Discard Your Fear", welches auch vorab als Single veröffentlicht wurde, ist eine Achterbahnfahrt aus Melancholie und Erleichterung. Das ziemlich experimentelle "Saturate Me" wirkt ebenfalls vertraut, erinnert aber streckenweise auch an The Flower Kings, Spock's Beard oder ähnliche Fraktionen. Das sehr ruhige und melancholische "Afloat" hätte dagegen auch eins zu eins auf einem Lunatic Soul-Album veröffentlicht werden können – auch wenn die Orgel-Klänge es ein wenig davon abgrenzen.

Und wo wir gerade bei Lunatic Soul sind: Ich wollte in dieser Rezension unbedingt noch auf die Bonus-CD, die dem 2-CD-Mediabook des Albums beiliegt und Day Session heißt, eingehen, weil das bislang noch niemand hier gemacht hat. Es bietet 5 instrumentale Stücke – ganz im Stil des vorherigen Albums, welches die Bonus-CD Night Session mit 2 instrumentalen Tracks hatte. Der erste der fünf Songs, "Heavenland", ist ein sehr sphärisches, minimalistisches Stück, welches wie ein Lunatic Soul-Song klingt und von dezent eingestreuten Akustikgitarren- und Piano-Klängen untermalt wird. "Return" geht in die selbe Richtung, ist dabei aber etwas Rhythmus-basierter geworden und wird von sanfter Elektro-Percussion getragen. "Aether" ebenfalls, doch kippt dieser Song ab der Hälfte in mysteriösere und dunklere Gegenden. "Machines" basiert interessanterweise auf den ruhigeren Passagen von "Celebrity Touch" vom Vorgängeralbum, hat Electronica-Einschläge und einen treibenden Bass-Beat. Der letzte Day Session-Track "Promise" ist dann wieder waschechtes Lunatic Soul-Material.

Fazit des Ganzen: Wenn eine Band Innovationen bringt, ist das meistens zu begrüßen – zumindest solange kein krasser Stilbruch entsteht. Dieser entsteht hier auch nicht wirklich, auch wenn das Album streckenweise anders und nicht mehr ganz so charakteristisch klingt. An sich machen aber restlos ALLE Songs wieder richtig Spaß – und jeder aus unterschiedlichen Gründen. Einige Hörer mögen das Material eventuell "langweiliger" finden als bisher – ich persönlich bin aber trotzdem wieder zufrieden. Ohrwürmer und wunderschöne Harmonien sind viele vorhanden, einzigartige Melodien gibt es en masse und Dudas Vorhaben, ein aufmunterndes, positives Album zu schaffen, ist auf jeden Fall hundertprozentig geglückt. Schönes Album!
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