14.07.2014, 05:27
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Ich spiele nun das erste mal so richtig Ultima VII (bis dato habe ich's jeweils nur angespielt) und bin völlig hin und weg: Was das Spiel für eine vielfältige, lebendige, geschichtenreiche Welt erschafft! Hier gibt es wirklich abseitig der Hauptwege etliches zu entdecken - Höhen sind nicht einfach Erdlöcher mit einer Kiste, sondern haben immer Dinge zu entdecken (am Coolsten fand ich die Begegnung mit einem ironischen Einhorn). Ich bin beeindruckt, dass jeder einzelne Charakter, dem ich begegne, wirklich ein Charakter ist - nicht blosse Dekoration oder Ausschmückung, sondern organischer Teil einer Lebenswelt. Und nahezu jeder einzelne hat etwas auf dem Herzen oder einen Tipp, was zu einer Quest führt. Dabei schafft es das Spiel, dass die Quests, so viele es ihrer gibt, immer Lust darauf machen, sie zu lösen. Da gibt es keine öden Hol-Bring-Quests und keine Töte-5-Wölfe-Quests (Einmal habe ich an den Ufern des verschmutzen Lock Lake nach einem Schlüssel gesucht, den ein angelnder Bauer dort verloren hat. Ich musste mich durch allerlei Müll und Kadaver wühlen - buchstäblich, denn per drag and drop müssen all die Dinge weggeschoben werden. Der gesuchte Schlüssel fand sich schliesslich in einem toten Fisch wieder). Echt klasse! Vor allem habe ich hier wirklich das Gefühl, dass ich lösen kann, was ich will, ohne unter einem Handlungszwang zu stehen. Und die Details, die dieses Spiel hat! Vögel im Himmel, Hirsche, Füchse, Wölfe im Wald - und längst nicht alles ist feindlich gesonnen. Die diversen Tagesabläufe der Charaktere sind beeindruckend zu beobachten: Der Bauer, den ich tagsüber auf dem Feld angetroffen habe, sitzt abends in der Taverne und besäuft sich, der Schmied verrichtet seine Arbeit in verschiedenen Teilschritten, die Bedienung im Restaurant bringt Teller, legt essen darauf und räumt wieder ab etc. - ich dachte immer, Gothic 2 sei das tiefste, was es bisher in dieser Richtung gibt, aber U VII schlägt es deutlich, finde ich. Das Witzigste, was ich erlebt habe bisher, ist als ich im Schloss von Lord British in Charles' Bett schlief und daher diesem seinen Platz wegnahm. Als ich dann frühmorgens auf der Suche nach einer Stulle durchs Schloss dackle sehe ich doch tatsächlich, dass sich Charles in Lord Britishs Bett geschlichen hat! Ich war ja immer schon skeptisch ob der sexuellen Orientierung unseres Lord British - keine Frau weit und breit, immer dieses Faible für den Chipendale-Avatar etc. Das ist wohl der Beweis.