02.01.2022, 14:33
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.01.2022, 14:34 von Prometheus.)
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Ich empfand die zusammenbrechenden zivilisatorischen Überbleibsel, die unter dem Schritt der zierlichen Dame zusammenkrachen und nie wiederkehren, ebenfalls zunächst als sehr beeindruckend, fast schon parabelhaft. Aber auch hier: Wenn es einmal geschieht, ist es eindrücklich und regt mich zum Nachdenken an - wenn es permanent passiert, löst es nichts mehr aus, ja kehrt sich sogar ins Gegenteil. Für mich nutzen sich all diese Reize, die einzelen und sparsam auftretend durchaus eine bewegende Novität bedeuten, einfach viel zu schnell ab, wenn es andauernd wieder passiert. Ich will das Spiel aber trotzdem fertigspielen. Es hat schon was, das kann ich nicht abstreiten. Die Art, wie erzählerisch gezeigt wird, wie Lara überhaupt erst in den Besitz einer Waffe kommt, ist grossartig. Da sieht man, dass sich da psychologisch etwas abspielt - sie ist nicht nur das dröge, herumschiessende und -hüpfende Tittenmonster der ersten Teile, sondern wirkt stellenweise fast beängstigend menschlich. Leider wird das dann durch Massenmordszenen, in denen sie Dutzende schwerbewaffneter Bösewichte über den Haufen schiesst, tatsächlich etwas konterkariert. Da gibt es für mich einfach viele Brüche. Auch dass das Mädel z.B. nie extrem reagiert, wenn es in ekelerregenden Leichenbergen landet, beispielsweise sich erbricht, um dem massiven psychologischen Druck etwas Kompensation zu verschaffen, finde ich seltsam, wenn doch sonst viel Wert auf Psychologie gelegt wird. Aber vielleicht spricht da auch zu sehr der penibel analysierende germanistische Hintergrund aus mir, den ich nicht ablegen kann.