13.08.2022, 21:56
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.08.2022, 21:56 von Prometheus.)
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Gerade mal wieder The Last Express. Dieses Spiel zieht mich alle paar Jahre wieder zu sich zurück. Und sogleich bin ich wieder gefangen in der unwahrscheinlich dichten Atmosphäre! Schon in den ersten Minuten fühle ich mich vollends involviert. Da passiert so viel in diesem Zug, so viele kleine Details, und der grosse Clou ist natürlich das quasi Echtzeit-Geschehen. Das ist ja nach wie vor revolutionär und ausser Flight of the Condor und Murder Makes Strange Bedfellows hat das meine Wissens kein Adventure je gemacht. Im Spiel heisst Echtzeit konkret: Ich kann nicht zugleich an allen Orten sein - manche Gespräche, Ereignisse und Dinge passieren also auch ohne mich als Zeugen. Das erhöht den Wiederspielwert ungemein. Wer will, spult die Zeit einfach wieder zurück und erforscht andere Orte und Optionen. Das geniale Gefühl, das so geschaffen wird, ist jenes, dass sich diese Welt nicht um mich, den Spieler, dreht, sondern autonom ist. Und da ist so viel Leben in diesem Zug, so viel Charaktere, Geheimnisse und zahllose, scheinbar unwesentliche Details, die aber gerade deswegen (weil sie so ordinär und banal erscheinen) die Glaubwürdigkeit des Dargebotenen erhöhen - der Küchenchef, der den Küchengehilfen zusammenfaltet, die beiden Damen, die sich unschicklich unterhalten, der Rotzlöffel, der entgegen der Verbotsrufe seiner Mutter im Gang herumrennt, die Schaffner, die über die Gäste lästern... besonders stark finde ich auch wieder, dass die Leute wirklich in ihren verschiedenen Sprachen reden, Arabisch, Französisch, Deutsch, etc. und dass der Spielercharakter, Robert Cath, als Sprachkenner alles in der Form von Untertiteln übersetzt bekommt. Was für ein tolles, einzigartiges, intellektuell anspruchvolles Spiel Jordan Mechner da geschaffen hat.