27.02.2015, 00:31
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Ja, ich zitiere mich dazu einfach mal selbst:
SonataFanatica schrieb:Ich mochte im Grunde jedes Daedalic-Spiel, allerdings ging mir Deponia recht schnell sehr auf die Nerven. Die Umgebung war liebevoll gestaltet, die Musik war nett, ABER: Rufus, der Protagonist, ging mir unsagbar gegen den Strich.
Jeder liebt die "Deponia"-Spiele und man findet überall im Netz begeisterte LetsPlayer und in einigen Saturn-Märkten riesige Werbebanner – aber der Hauptcharakter Rufus hat mir das komplette Spiel versaut; ich kann ihn einfach absolut nicht ausstehen. Der ist sowas von asozial rücksichtslos und dabei absolut unlustig. Um ein aktuelles Review von "Deponia" zu zitieren: "In Deponia you get yet another unlikeable moron as your playable character, and there are no signs of a path to redemption" (Quelle) – genau so ist es.
Ich hatte mich zuvor auf einen angenehmen Charakter gefreut, der einfach nur aus dieser Müll-Welt raus will, dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, stets mit Humor und Blauäugigkeit an die Sache geht, kreativ ist und... naja, einfach sympathisch! Vielleicht ein winziges Bißchen so wie Guybrush aus Monkey Island.
Klar ist Rufus kreativ – aber wie gesagt: einfach nur asozial. Er nimmt auf nichts und niemanden Rücksicht, denkt nur an sich selbst, lässt Andere an einer Tour zu Schaden kommen (mal harmlos, meistens aber sehr konsequent, sodass im Leben dieser Anderen ein regelrechter Schicksalsschlag auftritt), grinst dabei doof und hat noch respektlose Beleidigungen für diese Leute parat. Und SO EINER soll dann am Ende "das Mädchen kriegen"?! Was ist denn das für eine Story, die da den (teilweise jungen) Leuten präsentiert wird? Dass man mit so einer asozialen Art nicht nur durchkommt, sondern auch noch großen Erfolg hat??!!
Ich hatte ja zuerst noch stark damit gerechnet, dass Rufus damit so sehr auf die Schnauze fällt und dann eine Art Moral verkündet wird, dass er sich selbst damit mehr geschadet hat, als er zunächst gedacht hatte und dass er dann lernt, dass er anders agieren muss, um Erfolg zu haben. Passiert das so? NEIN.
Ach, und wer sich erhofft, dass Teil 2 Besserung bereithält: ebenfalls NEIN. "It seems Deadelic heard the complaints about Rufus being too much of a jerk in the first installment, so they made sure almost every other character in the second game was a jerk too. They also managed to make an ending that could conceivably be considered worse than the one in the first game, mostly because it just made no sense." (selbe Quelle wie oben)
Wie gesagt: vor "Deponia" hab ich jeden Daedalic-Titel mit Vorfreude und Freude gekauft und mir stolz ins Regal gestellt. Seit "Deponia" habe ich keinen Daedalic-Titel mehr einfach so gekauft – SO wütend hat mich diese Sache gemacht. Dass es auch noch einen zweiten UND dritten Teil von "Deponia" gibt, macht das Ganze nicht besser. Es zeigt nur, dass Daedalic gerade mit so etwas bei der breiten Masse großen Erfolg haben. Und das ist durchaus besorgniserregend, wenn ihr mich fragt...
Glücklicherweise finden sich unter all den Rezensionen (bei Amazon zum Beispiel) doch noch Leute, die das genau so sehen wie ich. Seltsamerweise noch nicht bei Teil 1, aber bei Teil 2 umso mehr (was mir besonders zeigt, dass sich Rufus noch nichtmal später charakterlich bessert – sondern sogar noch verschlimmert)! Hier mal ein paar Zitate aus Rezensionen von Teil 2:
Zitat:Das erste Rätsel ist dann, wie die Hauptfigur, von alten Menschen aufgenommen, erst grundlos deren Vogel mit einem Hammer die Kehle fast durchtrennt, um ihn anschließend zu ertränken und am Ende durch einen Müllerzkleiner jagt.
Verschwendet das letzte Wasser der Großmutter (von dem sie sagt, es muss noch eine Woche reichen) setzt das Haus in Brand und geht einfach, ohne sich auch nur ansatzweise darum zu kümmern (bei jeder Aktion die man machen muss, versucht der ältere Herr seine Frau zu überzeugen, wie sehr sich der Held doch nun gebessert hat und dass ihm vertraut werden kann – jedes mal im Gegensatz zu dem, was man gerade macht.) Mir tat dabei einfach nur das Tier und das alte Paar sehr leid.
Danach bringt er fast noch den älteren Herrn mit einer Guillotine um (überlegt ernsthaft, ob das okay wäre), jagt ihm eine Gasflasche an den Kopf und nachdem er deren Haus auch noch (grundlos) komplett zerstört hat, geht das Abenteuer vollends los...
Die Hauptfigur ist entweder völlig geisteskrank oder ein riesiger Psychopath, dem ein Menschenleben nichts wert zu sein scheint.
Wie es sich jedoch liest, scheint das Spiel durchaus seine Fans zu haben. Ich kann es nicht nachvollziehen, da in meinen Augen die Rätsel weder liebevoll noch der Humor feinfühlig ist. Dazu ist die Hauptfigur einfach nur ein riesiges, chrakterlich flaches Arschloch..Zitat:Viel schlimmer wiegt aber die misratene Charakterzeichnung von Rufus. Daedalic hat im zweiten Teil der Reihe aus Rufus ein wahres Monster gemacht, zu dem ich jegliche Bindung verloren habe. Das Abschlachten verschiedener Kleintiere und ständige Beleidigen Benachteiligter bei gleichzeitigem Ausbleiben jedwelcher moralischer Zweifel sendet das falsche Signal. Daedalic treibt es eindeutig zu weit. Wer darüber lachen kann, ist in meinen Augen keinen Deut besser als Rufus. Da hilft es auch nicht, wenn dieser im Finale einen auf 'besorgter Jungfrauenretter' macht und Gewissen heuchelt. Während den meisten NPCs größtenteils schlagkräftige und humorige Dialogzeilen in den Mund gelegt werden, nerven Rufus blinde Fiesheiten und bescheuerten "Dideldum - la la - Groove" Witze schnell. Rufus ist meilenweit enfernt von der Größe berühmter Antihelden wie Guybrush Threepwood oder Simon the Sorcerer.
Das Fazit des Spieletests der PC Games bringt es auf den Punkt:
"... hin und wieder übertreiben es Daedalics Autoren, dann geraten manche Witze so gezwungen fies, dass sie nach hinten losgehen: Wenn Rufus Blinde hänselt, Schuhe an Obdachlose verfüttert, Delfinbabys killt oder sogar eine dämliche Bemerkung über Krebserkrankungen zum Besten gibt, dann ist das weder witzig noch geistreich, sondern geschmacklos. Es bleibt zu hoffen, dass sich Daedalic solche Ausreißer im Finale der Trilogie spart und sich wieder auf seine übrigen Stärken konzentriert, denn Chaos auf Deponia ist bereits gelungen und witzig – derartige Zoten hätte also gar nicht nötig."Zitat:Die Beleidigungen gingen definitiv zu weit unter die Gürtellinie, als dass man darüber noch lachen könnte. Ich bin weit davon entfernt, ein militanter Tierschützer zu sein, aber als dann tatsächlich die Delfinbabys zu Katzenfutter verarbeitet wurden, musste ich schon etwas schlucken. Und in welcher Welt ist "und seine Frau hat Krebs" lustig? Da wollte wohl jemand auf Teufel komm raus Schock-Lacher erzwingen.
Das Spiel an sich war super aufgezogen, aber mir verhagelte der -noch- gemeinere Rufus immer wieder die Spielfreude.