16.03.2021, 23:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.03.2021, 23:22 von Prometheus.)
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(15.03.2021, 12:27)Clergyman schrieb: Ich mag Grafikmods. Solange das Gameplay nicht angefasst wird, empfinde ich die oft als deutliche Verbesserung. Bei dem Video kriege ich wirklich Lust mal wieder Gothic zu spielen. Ich habe das vor ein paar Jahren schon mit verbesserten Lichteffekten und Shadern gespielt, da lief das Ganze aber noch nicht zu 100% stabil. Ich müsste das mal wieder probieren. Hat von euch jemand den Teaser zum Remake gespielt? Ich habe davon ein paar Videos gesehen, aber irgendwie sprang für mich da der Funke (noch) nicht über.Den Teaser fand ich richtig, richtig grottig. Hat nichts mehr mit Gothic zu tun für mich. Schon der Anfang ist grotesk überspannt, soll wohl an einen dieser Michael Bay-Hollywood-Schrottfilme erinnern mit Dauerexplosionen, Bränden und gefährlichen Stunts, die vollkommen übertrieben sind. Das Kampfsystem wirkt auf mich künstlich mit seinen hässlichen Anzeigen und alles sieht stellenweise aus wie ein billiger Abklatsch von Witcher. Die Dialoge sind banal und stellenweise unterste Schublade. Besonders Diego, der im Original unprätentiös und eher wortkarg war, ein gutmütiges Raubein eben, hat mich hier total geschockt. Als ich den im Teaser zum ersten Mal gesehen habe, habe ich den zappelnden Kasper für einen besoffenen Shakespeare-Mimen gehalten, so lächerlich theatralisch führt sich der auf, als wäre er einem billigen Mantel-und-Degen-Film entsprungen (aber keinem der guten mit Errol Flynn). Der Namenlose ist für mich aber die grösste Enttäuschung: Man hat es wohl für sinnvoll gehalten - ganz im Sinn der derzeit ja grassierenden psychologisierenden Erzählweise in Spielen - ihn permanent in seinem Denken zu Wort kommen zu lassen. Diese Gedankengänge sollen dem Spieler wohl so etwas wie Charaktertiefe und introspektives Bewusstsein verklickern, wirken aber vollkommen deplaziert und flach. Ausserdem zerstören sie den "unbefleckten" Ausgangspunkt des Spiels (ein Geniestreich, der schon Ultima Underworld 1 für mich so grossartig macht): Weil der Kerl eben der "Namenlose" war und in seinen Gedanken sehr zurückhaltend, war er von Anfang an eine ideale Leinwand für Projektionen, man konnte sich gut in ihn hineinversetzen, jedenfalls ging mir das so. Jetzt ist er gleich ein möchtegernhartgesottenes Grossmaul, ein Unsympath und dummschwätzerischer Blödian, der mich permanent mit seinen debilen Angebereien belästigt - das Gefühl, den Spielcharakter zu verkörpern, geht mir da vollkommen verloren. Auch der Eindruck, als ein durchaus bedauernswerter Habenichts und Schwächling ganz unten anfangen zu müssen - geht hier irgendwie völlig flöten. Zum "Namenlosen" aus Gothic konnte man Sympathien knüpfen, weil der wirklich wie eine arme Wurst wirkte, die zu Unrecht in die Gefangenenkolonie verbannt wurde - hier wird einem dagegen gleich ein A-loch vorgesetzt, für den diese Kolonie der perfekte Aufenthaltsort zu sein scheint und mit dem man sich eben arrangieren soll.
Lange Rede, kurzer Sinn: Nein Sir, gefällt mir nicht!