21.10.2015, 17:05
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Doch, ich finde schon, dass mit Hitler ein neues Kapitel der Menschenverachtung aufgeschlagen wurde: Insofern finde ich ihn tatsächlich schlimmer als etwa Caesar oder Bonaparte. Hitlers spezifisch auf eine bestimmte "Rasse" ausgerichtete Politik, die sich an vermeintlich genetischen Faktoren orientierte, ist etwas ganz Neues. Auch wenn Stalin, Mao und die ganzen anderen "linken" Diktatoren bezüglich ihrer Opfer "mengenmässig" mit Hitler ebenbürtig oder sogar "überlegen" waren: Die Vorstellung, Menschen aufgrund ihrer "Rasse" auszurotten, hatten sie nicht. Auch wenn das diese Tyrannen natürlich nicht "besser" dastehen lässt: Aber programmatisch die Vernichtung eines Volkes, das als Schädling und Kulturzersetzer betrachtet wurde, zu fordern und in Gesetzen umzusetzen - dieses an sich zutiefst irrationale Element hatte niemand zuvor. Klar, Caesar hat auch, im Sinn eines Exempels, das eine oder andere Dorf in Gallien schleifen und die Bevölkerung massakrieren lassen (dabei aber zugleich die berühmte Clementia Caesaris geprägt, weil er regelmässig Gnade walten liess - auch gegen den damals vorherrschenden Zeitgeist), und Napoleon hat sich laut Metternich geäussert, ihm sei eine Million Menschen, die seinetwegen ins Gras beissen, piepegal. Und Judenverfolgungen hat es zu allen Zeiten gegeben - aber eben nicht "rassisch" begründet, sondern aufgrund von Neid und Unverständnis oder religiöser Intoleranz. Hitlers fanatischer Rassenhass ist an schrecklicher Konsequenz und Ausführung wirklich ein neues Kapitel.
Aber eben: Das ist die eine Seite der Medaille - dennoch müssen wir, wenn wir hoffen wollen, ein weiteres Mal vor einem solchen Verführer gefeit zu sein, auch dessen Leistungen ins Auge fassen. Hitler kam nicht aus dem Nichts und hat nicht nur mit seinem üblen Geschrei und inszenierten Wutanfällen auf der Rednertribüne gewirkt. Und ja, die Autobahnen hat der nicht erfunden (das war während der Weimarer Republik schon in Planung), aber massiv gefördert (natürlich als künftige Heerstrassen), die Arbeitslosigkeit hat er tatsächlich innert weniger Jahre fast komplett beseitigt (und übrigens, um diesem Mythos zuvorzukommen, nicht primär wegen der Rüstungsindustrie - der grösste Teil war ziviler Natur). Und er hat den durch Jahrzehnte durch die Siegermächte und die Krisen der 20er gebeutelten Deutschen so etwas wie ein Einheitsgefühl gebracht. Bevor jetzt jemand aufheult: "Huch, der Promi lobt den Herrn Hitler ja! Ist das jetzt auch einer von diesen Pegida-Nazischweinen?!" Nein, tut er nicht. Aber es hilft nichts, zum Verständnis dieses Phänomens, alles nur mit einem Auge zu betrachten.
Wenn wir künftige Demagogen aufdecken wollen, ehe sie zu so entsetzlicher Macht heranreifen, tun wir nicht gut daran, zu schauen ob sie Hitlerschnäutzchen oder gar Teufelshörner tragen oder laut herumbrüllen. Das sind ja meistens nur die Ausflüsse, die Wirkungen, nicht die Ursachen. Wir sollten lieber ganz hellhörig werden, wenn uns etwas geschenkt bzw. viel versprochen wird.
In diesem Sinne: Lasst uns den alten, miefigen Hitler und sein muffiges "Reich" mitsamt der grotesken "Nazi-Romantik" (anders kann ich die andauernde Hitlermanie in Fernsehen und am Kiosk nicht nennen) endlich begraben, damit wir nicht vor lauter Scheuklappen die nächsten Tyrannen übersehen.
Hier noch der Link zu dem erwähnten Buch. Und hier gibt's das sogar als pdf.
Aber eben: Das ist die eine Seite der Medaille - dennoch müssen wir, wenn wir hoffen wollen, ein weiteres Mal vor einem solchen Verführer gefeit zu sein, auch dessen Leistungen ins Auge fassen. Hitler kam nicht aus dem Nichts und hat nicht nur mit seinem üblen Geschrei und inszenierten Wutanfällen auf der Rednertribüne gewirkt. Und ja, die Autobahnen hat der nicht erfunden (das war während der Weimarer Republik schon in Planung), aber massiv gefördert (natürlich als künftige Heerstrassen), die Arbeitslosigkeit hat er tatsächlich innert weniger Jahre fast komplett beseitigt (und übrigens, um diesem Mythos zuvorzukommen, nicht primär wegen der Rüstungsindustrie - der grösste Teil war ziviler Natur). Und er hat den durch Jahrzehnte durch die Siegermächte und die Krisen der 20er gebeutelten Deutschen so etwas wie ein Einheitsgefühl gebracht. Bevor jetzt jemand aufheult: "Huch, der Promi lobt den Herrn Hitler ja! Ist das jetzt auch einer von diesen Pegida-Nazischweinen?!" Nein, tut er nicht. Aber es hilft nichts, zum Verständnis dieses Phänomens, alles nur mit einem Auge zu betrachten.
Wenn wir künftige Demagogen aufdecken wollen, ehe sie zu so entsetzlicher Macht heranreifen, tun wir nicht gut daran, zu schauen ob sie Hitlerschnäutzchen oder gar Teufelshörner tragen oder laut herumbrüllen. Das sind ja meistens nur die Ausflüsse, die Wirkungen, nicht die Ursachen. Wir sollten lieber ganz hellhörig werden, wenn uns etwas geschenkt bzw. viel versprochen wird.
In diesem Sinne: Lasst uns den alten, miefigen Hitler und sein muffiges "Reich" mitsamt der grotesken "Nazi-Romantik" (anders kann ich die andauernde Hitlermanie in Fernsehen und am Kiosk nicht nennen) endlich begraben, damit wir nicht vor lauter Scheuklappen die nächsten Tyrannen übersehen.
Hier noch der Link zu dem erwähnten Buch. Und hier gibt's das sogar als pdf.