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Einige (kostenlose) Spielempfehlungen
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RPG-Maker-Spielen haftet ja immer so ein wenig der Geruch nach billigen Standard-Grafiken, lahmen Standard-Stories und den stets gleichen nervtötenden Standard-Sounds an. Weitgehend zu recht. Aber es gibt in den wahren Fluten grottiger Klonprodukte eben auch eine anständige Zahl wirklich verdammt guter Spiele, die in allen Belangen zu überzeugen wissen. Einige habe ich ja auch schon vorgestellt. Ich wage mich immer mal wieder in die unergründlichen Tiefen der RPG-Maker-Dungeons und habe da wieder einige wirklich flotte, aussergewöhnliche Spiele entdeckt. Mein Kriterium: Es muss so besonders sein, dass man die Engine dahinter vergisst. Im Angebot heute: Ein niedlicher Brettspiel-RPG-Mix, ein humoreskes postapokalyptisches RPG und ein zauberhaftes Point and Click-Adventure à la Michael Ende. Los geht's!


Pocket Quest!

In Pocket Quest! habe ich mich so richtig verliebt: Ein so niedlich und herzerwärmend gestaltetes Spiel habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Es handelt sich dabei um eine ganz ungewöhnliche Mischung aus Brettspiel und RPG in Seitenansicht. Man bewegt die kleine Kriegerin Nono durch diverse Landschaften, wobei ihr Würfelglück darüber entscheidet, wohin die Reise geht: Je nachdem, wie glücklich Nono wirft, gibt's entweder Gold, ein Malheur oder gar einen Kampf. Die Kämpfe laufen mit den gewohnten Optionen ab: angreifen, verteidigen oder Zugriff auf's Inventar. Darüber hinaus gibt's einige echt abgefahrene Spezialangriffe, so etwa eine „Gesangseinlage“ der kleinen Heldin, die buchstäblich für eine Bombenstimmung sorgt. Auf dem Weg durch die Landschaften gibt's auch viele besondere Begegnungen, beispielsweise diverse Glücksspiele: Das „Chaos Roulette“, das immer unangenehme Konsequenzen zeitigt, beispielsweise das Spielfeld umordnet oder uns besonders fiese Gegner vorsetzt, oder „King Vegas“, eine „Einarmiger Bandit“-Variante, die zu spielen sich durchaus lohnt, um die Kasse aufzubessern. Ausserdem gibt's dann und wann den Besuch von Herbergen – zwecks Questannahme und Plausch unter Abenteurern - oder vom Laden zum Erwerb vieler verschiedener Ausrüstungsgegenstände (vom einfachen Apfel bis zu getürkten Würfeln gibt's da allerhand). Auf unserer Reise begleitet uns als treuer Sidekick eine übergrosse Weinbergschnecke (Der Spezies „giga snail“), die ist nie um einen Spruch verlegen und vor allem ungemein herzig und liebevoll animiert: Wenn ein Kampf ansteht, verkriecht sie sich beispielsweise in ihr Gehäuse und blinzelt nur noch verstohlen darunter hervor.
Ganz besonders sind die unheimlich liebevollen, vielfältigen Animationen, die das Spiel so sympathisch machen. Selbst das Verlieren ist hier nicht so ärgerlich, wenn sogar das mit einer lustigen Animation dargestellt wird. Jede Aktion wird eigens dargestellt: wenn wir versuchen, aus dem Kampf zu fliehen, uns das aber misslingt, fliegt die Heldin gepflegt auf's Maul. Auch jeder Levelup wird ebenfalls regelrecht zelebriert. Die Vielfalt der Unfälle, die bei unglücklichem Würfelwurf drohen, ist ebenfalls ungemein beachtlich: Von herunterfallenden Gewichten bis hin zu einer waschechten Stier-Stampede gibt's da alles zu erleben. Auch die Musik ist ausnahmslos gut gelungen und unterstützt das fröhliche Abenteuern. Kurzum: Ein überaus motivierendes, wunderschön und liebevoll gestaltetes Spiel, das richtig gute Laune verbreitet.

Ein paar Tipps für den Einstieg:
Am Anfang sind die Kämpfe recht haarig, vor allem, weil die Gegner viel schneller sind als man selber – beim ersten Stufenaufstieg sollten beide Punkte daher auf Wendigkeit gesetzt werden. Ausserdem sollte schnell eine anständige Waffe erworben werden. Wer Geldmangel hat: Im „King Vegas“-Spiel lohnt es sich, ein paar Versuche zu machen – ich habe beim dritten Versuch gleich 1000 Goldmünzen gewonnen. Das reicht für eine anständige Ausrüstung. Das Spiel verzeiht einem aber manchen Tod: Man kommt dann einfach in der Herberge wieder zu sich und verliert 10 Goldstücke.

[Bild: pocket1wbkm5.png]


Erayu

Ein deutsches Point and Click-Adventure in der RPG-Maker-Engine ist ja eher eine seltene Kombination. Die hier, kreiert von Lucy Fox, die ein Händchen für märchenhafte Themen hat, ist aber wirklich gelungen. Erayu erzählt die Geschichte eines Jungen namens Josh, der in einer x-beliebigen Kleinstadt mit seinem Vater und seinem Bruder Alex lebt und gerne - was wohl? - Computerspiele spielt. Als ein geheimnisvolles Spiel namens Erayu unter noch geheimnisvolleren Umständen an ihn gelangt, setzt er sich an den PC und beginnt zu spielen. Im Spiel (dem Spiel im Spiel) geht es um das phantastische Reich Erayu, das in der Krise steckt: Furchtbare Schatten verschlingen das Land nach und nach und die einzige, die es aufhalten könnte, die Kaiserin, liegt krank darnieder. Auf diesen beiden Erzählebenen - Joshs Welt die des namenlosen Helden des Spiels im Spiel - entfaltet sich eine Geschichte, die zweifellos stark von Michael Endes Klassiker "Die Unendliche Geschichte" beeinflusst ist, was auch das Michael Ende-Zitat zu Beginn zeigt. Die Mischung zwischen Joshs mundaner Existenz (in herbstlichem Ton gehalten) und dem geheimnisvollen, bezaubernden Erayu mit seinen eigenartigen Wesen ist wirklich gelungen.
Erayu ist darüberhinaus ausnehmend schön gestaltet: Die Szenen quellen nur so über von Leben und Aktivität: Vögel, Mäuse, Katzen, Schmetterlinge usf. kreuchen und fleuchen über den Bildschirm, Blätter fliegen im Wind, Büsche flattern in der kühlen Brise. Die Musikuntermalung ist ebenfalls bezaubernd gelungen und entführt uns gekonnt in die phantastische Welt.

[Bild: erayuxsj9o.png]


Endzeit – Folge 1: Der atomare Erlöser

Zu guter Letzt stelle ich das neueste Werk des RPG-Maker-Ausnahmetalents real Troll vor. Nachdem real Trolls Spiele etliche historische und phantastische Szenarien behandelt haben, fehlte vor allem bisher noch eines: Ein postapokalyptisches Spiel. Endzeit spielt nun eben im postapokalyptischen Nordamerika Belgien. Ehrensache, dass sich das Spiel wieder einmal diverser Klischees und Kalauer zu bedienen versteht. So spielt man den (mittelschwer bedepperten) Superhelden mit dem gepflegt-bescheuerten Namen "Kapitän Atom" (stilvoll mit Motorradhelm), der aussergewöhnliche Strahlungs-Kräfte besitzt, seit er "von einer Atombombe gebissen wurde" (so heisst es jedenfalls auf der Homepage). Im unheiligen Bund mit dem schwedischen Nuklearforscher Ingstrom und dem amerikanischen Drillsergeant Hulker (der in seiner Autoritätsgläubigkeit ein wenig an Leutnant Mackwitz aus der „Allreise“ gemahnt) versucht man, den mannigfachen Unbilden und Ausgeburten der nuklearen Verstrahlung zu trotzen – und dabei bleibt, wie für Trollspiele üblich, kein Auge trocken. Stilecht bewohnt man einen Atombunker, der auch ausgebaut werden kann und in dem man Gegenstände „craften“ kann. Sehr beeindruckend zeigt sich dabei wieder real Trolls Meisterschaft in der Nutzung des Makers (er nutzt die XP-Version, aber bleibt dem herrlichen Pixelstil treu): Da sieht nichts nach Standard-Ressourcen aus, etliches ist sorgfältig und liebevoll selbstepixelt, diverse spezielle Animationen erfreuen das Auge. Dazu kommen Details, wie ich sie bei Spielen derselben Engine noch nie gesehen habe: Korrekte Schattenwürfe bei Lichtquellen etwa oder blosse Kulissen-Gegenstände, die man in Bewegung versetzen kann (z.B. ein aufgehängter Gegenstand, der nach Berührung hin- und herschwingt). Zu guter Letzt vermag auch der launige Soundtrack wieder einmal zu gefallen.

[Bild: endzeitr8j30.png]
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Einige (kostenlose) Spielempfehlungen - von LAC - 15.07.2015, 23:26
Einige (kostenlose) Spielempfehlungen - von Prometheus - 13.11.2017, 18:28

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