Was denkste gerade?

[Heinrich Reich]

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Du schaust also seit 11 Jahren per Internet Fernsehen .

Ähm, nein. Ich würde das nicht als "Fernsehen" bezeichnen, sondern lediglich als "Serien und Filme". Und das ist ja nur ein Teil des Fernsehprogramms.
Und wie gesagt: Ich schaue diese Serien und Filme ja nichtmal in der Variante, in der sie im Fernsehen laufen, sondern im Originalton, was ich im TV nicht als Option habe.

Ihr habt nur den Sender gewechselt: Von RTL zu Youtube und Facebook.

YouTube ja, Facebook nein. Facebook ist für mich in erster Linie digitales News-Abo zu PC-Spielen und Bands. Zweiter Nutzen ist das Kontakthalten mit Menschen, die zu weit entfernt leben.
Das hat mit Fernseh-ähnlichem Medienkonsum (zumindest in meinem Fall) nichts zu tun. Und Werbung bleibt ebenfalls blockiert.

Und im Internet ist die Anzahl an "Assi-/Fremdschäm-Produktionen" sogar noch höher, weil jeder Besitzer einer Kamera mitmachen darf.

Auch das kann man intelligent rausfiltern. Und selbst wenn man dann YouTube "zur Beschallung" laufen lässt, wie manch einer sein Fernsehgerät, dann bekommt man sowas auch nicht zu sehen. Ich wechsle meine YouTube-Orts-Einstellungen regelmäßig zwischen USA und UK, da ich deutschen YouTube-Content zu 99,9% widerlich finde. Wenn YouTube auf deutsch eingestellt ist, kriegt man ständig deutsche Ghetto-Rapper-Kanäle vorgeschlagen (weil die "in" sind) – vollkommen egal, wie oft man sowas als "nicht interessiert" markiert hat. DAS ist für mich vergleichbar mit Fernsehen. Aber wie gesagt: Das habe ich ausgeschaltet, weil ich es zum Kotzen finde.

Dann wiederum muss man aber auch sagen, dass ich eh gezielt schaue und nicht dauerbeschalle. Das kann man mit dem Fernsehen sicherlich auch, aber dort ist man dennoch darauf angewiesen, was wann ausgestrahlt wird.

Wenn man ausländisches Fernsehen schaut (per Satellit), bekommt man ebenfalls Serien & Filme im O-Ton. Viele Bezahl-Sender bieten das mittlerweile sogar alternativ an und Streaming-Dienste sowieso.
Ich kann beim "normalen" Fernsehen ebenfalls Werbung blockieren, indem ich einfach umschalte. Auf die gleiche Weise kann ich auch "intelligent filtern". Und dank moderner HDD-Recorder bestimmt man mittlerweile selbst WANN etwas läuft (bzw. kann pausieren, Werbung überspringen, usw.).
Die Unterschiede zwischen den Empfangsdiensten (also Internet, TV-Sender, etc.) sind natürlich da, aber lange nicht so gravierend wie vor 25 Jahren.

Du kannst es drehen und wenden: Streaming ist auch nur Fernsehen - egal wie man es nennt oder wie die individuellen Sehgewohnheiten sind. Oder um es mal ganz einfach zusammenzufassen:
'Kein Fernsehen' bedeutet: Keine Filme, keine Serien, keine Dokus, keine Live-Übertragungen, keine Videos ... eben keine Glotze vor Nase, bei der man sich irgendwas anschaut.

[...]
Das einzige, was ich somit schon seit 11 Jahren nicht mehr habe, sind so Sozialo-Sendungen, "Taff", all die "mein Haus ist scheisse, bau mir n neues"-Sendungen und diese Fremdschäm-"Novelas" à la "99666 Köln", "Berlin - hip und gay" und die 90% Werbung, mit der man zugeballert wird.

Fazit: Hätt ich schon viel früher abschaffen sollen, den asozialen Rotz.

[...]
Ich denke sogar so "radikal": gäbe es diesen asozialen Rotz wie Bauer sucht Frau, Berlin Tag und Nacht etc. gar nicht erst, wäre die Gesellschaft, die sich sowas ja andauernd reinziehen muss um sich selbst besser zu fühlen, eventuell sogar einen Tick weniger verkommen. Zumindest wäre das ein Faktor weniger. Ich weiß, sind nicht alle so, aber es gibt Unzählige, die von so einer Scheiße definitiv beeinflusst werden.

Auch wenn viele dem widersprechen würden, aber objektiv und vernünftig betrachtet hat das Fernsehen eigentlich gar keine Existenzberechtigung mehr. Die Glotze läuft bei vielen aus Gewohnheit etc. und ich hab auch schon Argumente gehört/gelesen wie "ist nur für Hintergrundgedudel", aber das ist a) nichts Unentbehrliches und b) bräuchte nur jeder ins Internet gehen und fertig.
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Ihr habt nur den Sender gewechselt: Von RTL zu Youtube und Facebook. Und im Internet ist die Anzahl an "Assi-/Fremdschäm-Produktionen" sogar noch höher, weil jeder Besitzer einer Kamera mitmachen darf.
Ich halte es daher für sehr fragwürdig, ob so ein schwer kontrollierbares "Jedermannfernsehen" nun wirklich besser für die Gesellschaft ist. Letztendlich ist das Internet in dieser Hinsicht eben nur ein Ersatzmedium.

Hier ist übrigens mal ein interessanter Bericht zum "Assi-Internet":
Unsichtbar: Die schmutzige Arbeit philippinischer Content-Moderatoren für Facebook & Co

Was hat denn das mit dem Thema zu tun? Da geht's um Content-Moderation, also die Abhandlung von Dingen, die Nutzer bei Facebook per "Melden"-Button gemeldet haben.
Willst du damit auf das generelle Thema "Das Internet ist so böse, viel viel schlimmer als das Fernsehen" wechseln?

Der Hinweis auf den Artikel bezog sich auf purpurs Aussage zur verkommenen Gesellschaft (im Zusammenhang mit dem restlichen Text, den du nicht zitiert hast). Es geht in dem genannten Bericht vor allem darum, welche traumatischen Auswirkungen eine solche "Filter-Arbeit" hat (die übrigens häufig in Echtzeit erfolgt, also lange bevor Nutzer etwas als anstößig melden). Gleichzeitig ist genau das auch ein Spiegel der Gesellschaft. Oder anders gesagt: Die Gesellschaft formt TV und Internet, nicht andersherum*. Das Internet ist also nicht böse, sondern die Nutzer. Oder woher kommt der "Content" sonst?

* (Wechselwirkung selbstverständlich nicht ausgeschlossen)