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Better Call Saul ist eine meiner liebsten Serien gewesen. Wie schon Breaking Bad fand ich die Serie wirklich überragend. Aber auch mir ging es ursprünglich so, dass ich eine gewisse Zeit zum Reinkommen brauchte. Bei BB brauchte ich damals genau genommen sogar zwei Anläufe. Als die Serie noch aktuell war und ein damaliger Kumpel so geschwärmt und mich geradezu verdonnert hat, wenigstens mal die erste Folge zu schauen, war ich noch sehr unbeeindruckt. Ich war allerdings erst 20 Jahre alt mit anderen Ansprüchen und generell noch kein Seriengucker. Ich hatte Schwierigkeiten, mich auf eine Serie einzulassen. Und dieses Mexiko-Drogenkartell-Setting war auch nichts für mich. Ein paar Jahre später hab ich die Serie mit meiner damaligen Freundin komplett nachgeholt, und selbst da hat es noch bis zur ich glaube zweiten Staffel gedauert, bis wir beide so richtig die Genialität erkannt haben.
Bei BCS war es dann ähnlich. Ich war bei der ersten Staffel noch skeptisch, denn es ging größtenteils um die Kanzlei und das war in meinen Augen etwas langweilig und träge. Nichts kam in Fahrt. Obendrein mochte ich seinen gestörten Bruder Chuck nicht (auch wenn der im späteren Verlauf der Serie nochmal in ein etwas anderes Licht gerückt wurde ging der mir irgendwie auf den Sack). Aber ganz schlecht fand ich es auch nicht, sonst wäre ich nicht drangeblieben. Ich erinnere mich, dass es glaube ich mit der zweiten Staffel stark angezogen hat, und irgendwo bei der dritten (oder war es doch die vierte?), als die Verbindung zu BB immer stärker wurde, wurde es wirklich wahnsinnig gut. Wenn man das so liest, könnte man wieder in Frage stellen, warum man sich bei einer Serie erstmal durchquälen soll bis man die gut findet. Aber ich fand die ja wie gesagt keineswegs schlecht, nur nicht so gut wie im späteren Verlauf, und wenn es eine so dermaßen steile Aufwärtskurve gibt, ist das ja auch nicht schlecht.
Retrospektiv betrachtet haben beide Serien in meinen Augen aber nichts falsch gemacht, denn bei beiden geht es auch um die Entwicklung. Die lernt man zu schätzen, wenn man alles Revue passieren lässt. Ich denke, dass die langsamen Starts bewusst so geschrieben wurden. Das fiel mir bei BB auf, als ich es Jahre später zum zweiten Mal geschaut hab und bereits wusste wo die Reise hingeht. Da fand ich die erste Staffel auch gar nicht mehr so "schlecht" wie ursprünglich.
Und das mit den typischen "Längen" hat sich bei mir zu einem absoluten Qualitätsmerkmal in beiden Serien entwickelt. Dafür bewundere ich Gilligan wirklich. In meinen Augen hat der ein cineastisches Händchen wie kein Zweiter. Beide Serien nehmen sich unglaublich viel Zeit für Details, und das ohne langweilig zu werden. Diese serientypischen, langen Kameraeinstellungen, die langsamen aber authentischen Dialoge, diese Bedrohlichkeit selbst ohne Gewalt - für mich war das immer purer Genuss, das fiel mir bei BCS nochmal auf. Spontan fällt mir dazu die Szene mit Gus Fring an der Bar ein, wo der ein wahlloses Pläuschchen mit einem fremden Typen hält. Niemand anderes hätte die Charaktere und die Handlung so hinbekommen.
Das mit Skyler hab ich in den letzten Jahren öfter mal mitbekommen. Beim zweiten Mal findet man sie wohl nicht mehr so schlimm, sondern ihr Verhalten sogar nachvollziehbar. Und dass Walter im Grunde ein Bösewicht ist und man normalerweise nicht mit ihm sympathisieren sollte, da er seine Familie selbst zerstört hat, stimmt auch. Nervig, hysterisch und unangenehm fand ich Skyler trotzdem und dass die fremdgegangen ist, war unentschuldbar, da kenn ich nix.
Dass ich BCS besser als BB fand kann ich nicht behaupten, für mich sind beide etwa auf Augenhöhe. In vieler Hinsicht sind die Serien gleich (zumindest in den späteren BCS-Staffeln), aber es gibt durch die unterschiedlichen Protagonisten unterschiedliche Schwerpunkte. Muss man einfach beide als Einheit sehen. Für mich ist das Gesamtpaket tatsächlich eine der größten Besonderheiten aus der Serienwelt. Bin normalerweise keiner, der Serien öfter schaut, aber die werde ich bestimmt irgendwann nochmal sehen.
Edit:
Antiheld, aus deinem Text geht nicht wirklich hervor, ob du BCS jetzt durchgezogen hast oder noch dabei bist. Aber ich bin gespannt was du zu Lalo sagst. Das ist ja wohl einer der geilsten Charaktere überhaupt.
Bei BCS war es dann ähnlich. Ich war bei der ersten Staffel noch skeptisch, denn es ging größtenteils um die Kanzlei und das war in meinen Augen etwas langweilig und träge. Nichts kam in Fahrt. Obendrein mochte ich seinen gestörten Bruder Chuck nicht (auch wenn der im späteren Verlauf der Serie nochmal in ein etwas anderes Licht gerückt wurde ging der mir irgendwie auf den Sack). Aber ganz schlecht fand ich es auch nicht, sonst wäre ich nicht drangeblieben. Ich erinnere mich, dass es glaube ich mit der zweiten Staffel stark angezogen hat, und irgendwo bei der dritten (oder war es doch die vierte?), als die Verbindung zu BB immer stärker wurde, wurde es wirklich wahnsinnig gut. Wenn man das so liest, könnte man wieder in Frage stellen, warum man sich bei einer Serie erstmal durchquälen soll bis man die gut findet. Aber ich fand die ja wie gesagt keineswegs schlecht, nur nicht so gut wie im späteren Verlauf, und wenn es eine so dermaßen steile Aufwärtskurve gibt, ist das ja auch nicht schlecht.
Retrospektiv betrachtet haben beide Serien in meinen Augen aber nichts falsch gemacht, denn bei beiden geht es auch um die Entwicklung. Die lernt man zu schätzen, wenn man alles Revue passieren lässt. Ich denke, dass die langsamen Starts bewusst so geschrieben wurden. Das fiel mir bei BB auf, als ich es Jahre später zum zweiten Mal geschaut hab und bereits wusste wo die Reise hingeht. Da fand ich die erste Staffel auch gar nicht mehr so "schlecht" wie ursprünglich.
Und das mit den typischen "Längen" hat sich bei mir zu einem absoluten Qualitätsmerkmal in beiden Serien entwickelt. Dafür bewundere ich Gilligan wirklich. In meinen Augen hat der ein cineastisches Händchen wie kein Zweiter. Beide Serien nehmen sich unglaublich viel Zeit für Details, und das ohne langweilig zu werden. Diese serientypischen, langen Kameraeinstellungen, die langsamen aber authentischen Dialoge, diese Bedrohlichkeit selbst ohne Gewalt - für mich war das immer purer Genuss, das fiel mir bei BCS nochmal auf. Spontan fällt mir dazu die Szene mit Gus Fring an der Bar ein, wo der ein wahlloses Pläuschchen mit einem fremden Typen hält. Niemand anderes hätte die Charaktere und die Handlung so hinbekommen.
Das mit Skyler hab ich in den letzten Jahren öfter mal mitbekommen. Beim zweiten Mal findet man sie wohl nicht mehr so schlimm, sondern ihr Verhalten sogar nachvollziehbar. Und dass Walter im Grunde ein Bösewicht ist und man normalerweise nicht mit ihm sympathisieren sollte, da er seine Familie selbst zerstört hat, stimmt auch. Nervig, hysterisch und unangenehm fand ich Skyler trotzdem und dass die fremdgegangen ist, war unentschuldbar, da kenn ich nix.
Dass ich BCS besser als BB fand kann ich nicht behaupten, für mich sind beide etwa auf Augenhöhe. In vieler Hinsicht sind die Serien gleich (zumindest in den späteren BCS-Staffeln), aber es gibt durch die unterschiedlichen Protagonisten unterschiedliche Schwerpunkte. Muss man einfach beide als Einheit sehen. Für mich ist das Gesamtpaket tatsächlich eine der größten Besonderheiten aus der Serienwelt. Bin normalerweise keiner, der Serien öfter schaut, aber die werde ich bestimmt irgendwann nochmal sehen.
Edit:
Antiheld, aus deinem Text geht nicht wirklich hervor, ob du BCS jetzt durchgezogen hast oder noch dabei bist. Aber ich bin gespannt was du zu Lalo sagst. Das ist ja wohl einer der geilsten Charaktere überhaupt.