08.04.2024, 20:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.04.2024, 21:11 von Prometheus.)
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Immer noch an ALF. Aber ich muss schon sagen: Während die ersten beiden Staffeln durch's Band klasse sind, lässt es danach rapide nach... das fängt schon beim Intro an: Das alte Intro war genial, weil es die Welt aus der Sicht des nervigen Aliens zeigt und die Charaktere so vorstellt, wie er durch's Haus watschelt und die alle gegen ihren Willen filmt. Absolut genial, weil es den Kern des Wesens von ALF darstellt. Das neue Intro ist unfokussiert, eine Anhäufung von Szenenelementen, die nicht zusammengehören und kein Ganzes ergeben. Dazu die nervige Saxophonmusik. Dieser Mangel an Fokus zeigt sich dann auch in fast allen Folgen der dritten Staffel, die ich bisher gesehen habe: Während die ersten Staffeln noch das Vorstadtmilieu amüsant persiflierten, aber dabei liebevoll mit Klischees und Stereotypen umgingen, meinte man, in Staffel drei neue Elemente dazubringen zu müssen: Der Kreis wird geweitet, nicht mehr die behagliche Stube der Tanners ist oft Zentrum, sondern allerhand ausserhalb Liegendes. So wird die idiotische "Alien Task Force" eingeführt, ein Haufen Schwachköpfe ohne Sinn, so werden alberne Zusatzcharaktere wie der Penner oder diverse andere Familien reingedrückt. So gibt es ganz komische "Special"-Folgen, wo ALF als TV-Moderator dilettiert oder ähnliches, total sinnlos. Besonders ins Grotesk-Alberne wird die Nachbarschaft, besonders die Ockmonaks, gezogen oder man sieht die Tanner-Eltern als Hippie-Verschnitte in der eigenen Jugend. Das alles ist jenseits von lustig, einfach nur noch peinlich und die Gags zünden kaum mehr. Auch ALFs Humor ist nicht mehr zündend, sein Anarchismus ist paradoxerweise gleichermassen chaotischer als auch zahmer geworden. Themen wie Gleichberechtigung, Kapitalismuskritik und anderes Zeug, das in einer Sitcom nichts zu suchen hat, kommt rein. Zusammenfassend konstatiere ich, dass der Vorstadtcharme mit dem frechen, aber liebenswerten Anarcho-Alien nicht mehr da ist und stattdessen alles mehr und mehr ins Lächerliche abgleitet, überdreht daherkommt, jeden Fokus missen lässt und kaum mehr zu einem müden Lächeln verleitet. Man kann sich des Verdachtes nicht erwehren, dass den Autoren die Ideen und dem Serienkonzept die Luft nach Staffel 2 ausging. Schade.