Assassin’s Creed
Meine Erwartungen waren sehr niedrig, aber der Film ist eigentlich gar nicht so übel. Dass die Story keinerlei Zusammenhang mit den Spielen hat, fand ich nicht weiter störend. Der Verzicht auf das ganze Gedöns von der ersten Zivilisation und der Prophezeiung des Weltuntergangs hat mir sogar ausgesprochen gut gefallen, weil es die Geschichte zugänglicher machte. Es konzentrierte sich stattdessen alles auf die Kernelemente mit dem Kampf um den Edenapfel zwischen Templern und Assassinen. Apropos Kampf: Die Choreographie ist ziemlich gut gelungen und die "Turnerei" spiegelt sogar ein bisschen das Gefühl der Spiele wieder.
Schade ist allerdings das hohe Erzähltempo, wodurch keiner der Charaktere wirklich zur Geltung kommt - weder jene aus der Vergangenheit, noch jene aus der Gegenwart. Da wäre deutlich mehr drin gewesen. Vielleicht hätte man für etwas mehr Laufzeit den 15-minütigen (!) Abspann straffen sollen
. Aber für Kenner der Spiele ist das alles noch verkraftbar.
Nunja, kein Meisterwerk, aber definitiv einer der besseren Streifen aus dem Bereich der Videospiel-Verfilmungen. Und unterhaltsam allemal
.
Ghost In The Shell
(Real-Verfilmung von 2017)
Natürlich kein Vergleich zum Anime, aber ebenfalls besser als erwartet. Angesichts der Vorlage und der heutigen Möglichkeiten bei der Filmtechnik konnte wohl auch nicht allzu viel schief gehen
. Die Geschichte konzentriert sich insgesamt mehr auf die Verfolgung des Hackers. Dabei hilft die klare Handlungsführung gerade dem Nicht-Kenner sehr bei der Verständlichkeit. Der philosophische Ansatz hinsichtlich Mensch/Maschine ist natürlich auch noch vorhanden, obwohl er manchmal etwas untergeht.
Visuell fand ich es etwas ungleichmäßig. Einerseits ist die Gesamtoptik (mit den bekannten Motiven) ziemlich opulent und gefällig fürs Auge. Andererseits wirken einige Bilder zu übertrieben bunt und sehr künstlich. Ansonsten orientiert sich die Darstellung ziemlich genau an der Vorlage. In vielen Szenen wird dabei dem Anime-Original gehuldigt oder es sogar bildgenau zitiert. Das nimmt dem Film zwar etwas die Eigenständigkeit, aber als Fan des Animes habe ich es wohlwollend zur Kenntnis genommen
.
Noch in paar Worte zur Besetzung:
Die Debatte um das "Whitewashing" konnte ich nie nachvollziehen, weil ich Anime-Figuren nicht einer bestimmten Ethnie zuordne (außer es wird explizit erwähnt). In Japan sieht man das wohl ähnlich und darum war diese Kritik dort ironischerweise auch nie wirklich präsent. Jedenfalls macht Scarlett Johansson ihre Sache ordentlich, obwohl ihr Gang manchmal etwas übertrieben roboterhaft wirkt (was aber sicherlich im Kontext beabsichtigt ist
). Doch gerade in den Action-Szenen kann sie glänzen und ich finde sie in der Rolle insgesamt auch gut besetzt. Der restliche Cast bleibt dagegen meist recht stark im Hintergrund. Juliette Binoche scheint generell etwas unterfordert zu sein, weil die Rolle einfach nicht mehr hergibt. Und die Szenen von Takeshi Kitano sind auch nicht gerade üppig, aber er zeigt, dass er immer noch 'ne coole Sau ist
.
Fazit: Ohne den Anime, wäre der Film sicherlich ein großer Erfolg geworden. Angesichts der epischen Vorlage bleibt die Realverfilmung jedoch stets in derem Schatten. Ich denke, man muss den Film einfach als weitere Interpretation auffassen und für sich gestellt ist er auch so in Ordnung
.