The Last Of Us
Nachdem ich mir nun ein paar Tage Zeit genommen habe, um über das Spiel zu reflektieren, will ich mal mein Fazit abgeben:
Spielerisch handelt es sich hier um ein klassisches Schleichspiel im Stil von 'Splinter Cell'. Es gibt zwar auch einige action-lastige Momente, aber die sind dann vom Design vorherbestimmt. Ansonsten steht einem durchgängig-brachialen Vorgehen praktisch immer die Munitionsknappheit im Wege.
Die Gegner-KI ist ziemlich hartnäckig und wirkt meist sehr realistisch. Auch die eigenen KI-Kameraden bewegen sich stets passend zur Situation und verstecken sich gekonnt. Manchmal wird allerdings die Illusion gestört, weil die Gegner sich nur auf den Spieler konzentrieren und die Spieler-Kameraden großzügig übersehen. Das ist offensichtlich ein kleiner Kniff, um dem Spieler den frustrierenden 'Game Over'-Schirm zu ersparen, wenn ein KI-Kamerad mal nicht so schnell reagiert. Man mag das kritisch sehen, aber an den besagten Stellen war ich dann tatsächlich sogar froh, dass die KI so handelte.
Das Beste am Spiel ist wohl die Atmosphäre der Endzeitwelt. Man spürt regelrecht, wie sich eine Umgebung anfühlt, die von der Natur zurückerobert wurde. Sowohl Optik als auch Geräuschkulisse sind dafür absolut stimmig gelungen und tragen enorm zum Spielgefühl bei. Und so waren mir dann auch die Momente am liebsten, in denen man gar keine Gegner bekämpfen musste/konnte und stattdessen die liebevoll gestaltete Welt erforschte.
Zu nennen ist noch die Handlung des Spiels: Prinzipiell geht es um die Reise von zwei sehr verschiedenen Charakteren, die eher unfreiwillig zueinander fanden und nun in dieser unwirtlichen Welt überleben müssen. Dabei treffen sie auch auf andere Menschen, die ebenfalls den Überlebenskampf führen - mit allen Mitteln.
Die Qualität der Erzählung ist insgesamt leider etwas schwankend. Meistens ist die Darstellung des Verhaltens der verbliebenen Menschheit sehr glaubwürdig. Aber manchmal ist sie auch fragwürdig in der Logik und sogar fast selbstironisch zur Spielmechanik. Teilweise wirkt die Handlung außerdem etwas sehr künstlich und auf erzählerische Dramatik ausgelegt.
Die Beziehung der beiden Hauptcharaktere betrifft dies zum Glück nicht. Sie wird sehr behutsam entwickelt und vor allem abseits der Filmszenen, in kleinen Nebengesprächen erzählt. Das funktioniert so gut, dass es mir dann sogar nochmals einen großen Schub zur Atmosphäre gegeben hat.
Nunja, zumindest bis zum Finale. Das Ende hat mich nämlich mal wieder hart getroffen und doch sehr enttäuscht. Meinen ursprünglichen Plan, das Spiel gleich nochmals auf einem höheren Schwierigkeitsgrad zu spielen, habe ich dann auch prompt aufgegeben
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Um den anderen nicht den Spaß zu verderben, führe ich meine Meinung zum Spielende mal im Spoiler etwas genauer aus:
Wahrscheinlich empfindet so etwas aber jeder Spieler anders. Ich bin ja eher ein Freund von positiven Enden (gerade bei Spielen) und scheue da auch keine kitschigen Klischees
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Außerdem bin ich der Meinung, dass man mit einem Spiel eben nicht "nur mal schnell" eine Geschichte erzählen kann. Der Spieler ist schließlich aktiv dabei und wesentlich mehr eingebunden als bei anderen Medien. Daraus resultiert dann auch die Verantwortung für den Erzählenden, dass er den Spieler am Ende nicht einfach zum Zuschauer irgendeiner Dramaturgie verdammt und ihm die Geschichte schnörkellos aufdrückt. Der Spieler hat schließlich ein Ziel verfolgt (auch gebunden durch den Verlauf des Spiels) und will dies erreichen - er will belohnt werden. Lässt man das außer Acht, dann ist es so als würde man dem Spieler eine Zuckerstange vor die Nase hängen, die er doch nie fassen kann und ihm am Ende einfach eine Möhre hinwerfen.
Wenn man so etwas wirklich tun möchte, sollte man sich vielleicht überlegen, ob ein anderes Medium (Buch, Film, etc.) nicht besser für die Geschichte geeignet ist. Aber selbst da wird der Zuschauer/Leser wohl nicht wirklich zufrieden mit dem Ergebnis sein. Solche Dinge machen eben auch den Unterschied zu einer guten Erzählweise aus.
Edit: Ich habe die letzten beiden Absätze mal aus dem Spoiler gelöst, weil die Aussage ja doch sehr allgemein ist und mir sehr am Herzen liegt